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Die Kinder der Elefantenhüter

Titel: Die Kinder der Elefantenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hoeg
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über die geistige Geschmeidigkeit dieser drei Menschen, dass sie im Bruchteil einer Sekunde die eine Herzensangelegenheit gegen die andere austauschen können: den innigen Wunsch, mich zu fangen und zu malträtieren, gegen den Wunsch, Land zu gewinnen. Als die erfahrenen Opfer der Polizei, die sie allmählich sind, trennen sie sich und rennen in verschiedene Richtungen, um die Verfolger zu zwingen, ihre Kräfte aufzuteilen. Als letztes sehe ich noch, wie sie mit Lars und Katinka auf den Fersen über den Kongens Nytorv pesen und in alle Himmelsrichtungen verschwinden.
    Ich verneige mich vor Pallas Athene.
    »Die Bahn ist frei«, sage ich.
    Sie sieht den rennenden Menschen hinterher.
    »Ich kenne dich erst seit gut zwei Stunden«, sagt sie. »Trotzdem möchte ich sagen, wenn du so weitermachst, riskierst du es, dir eine Menge Feinde zu machen.«
    »Immerhin wurde ich noch nie wegen Körperverletzung verurteilt«, sage ich. »Im Gegensatz zu gewissen anderen Leuten.«
    »Du bist ja auch erst einundzwanzig«, sagt sie. »Warte erst mal, bis du in mein Alter kommst.«

 
    Wir steigen in den Bus. Hinter dem Fahrersitz befindet sich eine Trennwand mit einer Tür, und als wir sie öffnen, wird klar: Stadtrundfahrten in diesem Gefährt bringen nicht viel ein, denn alle Fenster sind verblendet, und alle Sitze sind ausgebaut und durch elektronische Geräte ersetzt, es gibt etwa fünfzig Bildschirme und Monitore, vor denen vier Leute mit Kopfhörern und Mikros auf Bürostühlen sitzen, sie sind so von ihrer Arbeit beansprucht, dass sich keiner nach uns umdreht.
    In der Mitte führt eine schmale Wendeltreppe in die Höhe, über die wir in einen ähnlichen Raum kommen, wieder mit vier hart arbeitenden Leuten, aber nur halb so groß, begrenzt von einer Trennwand mit breiter Tür. Ich mache sie auf, ohne anzuklopfen.
    Wir betreten einen Raum, der sich für die Verdunkelung im übrigen Bus revanchiert, hier reichen die Fenster vom Boden bis zur Decke, sogar in der Decke sind welche, das Glas muss polarisiert und auf besondere Weise getönt sein, denn von außen hat man nichts sehen können, während man drinnen wie in einem komfortablen Aquarium sitzt.
    Der Mann, der dort komfortabel sitzt, ist Albert Wiinglad, das weiß ich unmittelbar, und Anaflabia hat den Nagel auf den Kopf getroffen, der Mann ist Kardinal, vielleicht gar Papst, denn Kardinäle haben doch noch jemanden über sich, während sich der Mann im Sessel zurücklehnt,als wäre er sicher, sich beim Aufspringen nirgendwo den Kopf stoßen zu können, wenn du verstehst, was ich meine.
    Das Aufspringen würde ihm allerdings aus andern Gründen Probleme bereiten, er ist nämlich übergewichtig wie eine Prämiensau auf der Finøer Landwirtschaftsausstellung, und es gibt keinen Grund zu glauben, dass er die Extrakilos leicht erworben hat, das erfordert schon ein Stück Arbeit. Aber sie zu leisten ist er augenscheinlich willig, denn vor ihm auf dem Tisch liegt das größte Fresspaket, das ich je gesehen habe, und während er uns betrachtet, packt er es aus, es enthält nicht unter zwanzig Stullen, und sie sind dick belegt.
    Er hat meinen Blick richtig gedeutet.
    »Ich wiege hundertsechzig«, sagt er. »Mein Ziel sind hundertachtzig.«
    »Das werden Sie schon schaffen«, sage ich.
    »Ein Teil davon ist Kummerspeck«, sagt er. »Den ich mir angefressen habe, nachdem ich mit eurer Familie in Kontakt gekommen war.«
    Ein anderer hätte womöglich entgegnet, dann müsse der Kontakt schon seit Generationen bestehen, aber so ungehobelt bin ich nicht, schließlich bin ich in einem Pfarrhaus aufgewachsen.
    Ich lege ihm den USB-Stick mit den Aufnahmen aus dem Konferenzraum hin und schreibe das Kennzeichen des schwarzen Lieferwagens auf einen Block.
    »Meine große Schwester Tilte ist entführt worden«, sage ich, »vor einer Stunde, in einem Auto mit diesem Kennzeichen. Das ist das eine. Das andere ist, dass vier Personen, drei Männer und eine Frau, daran arbeiten, die Prachtexemplare der Ausstellung der Großen Synode in die Luft zu sprengen.Auf dem Speicherstick befindet sich eine Film- und Tonaufnahme, anderthalb Minuten in gedämpfter Beleuchtung.«
    Er muss auf einen Knopf gedrückt haben, eine Frau kommt herein, dreißig Jahre jünger als er, aber sie hat die Power, ihm als Päpstin nachzufolgen, sie nimmt meinen Zettel und den USB-Stick und geht hinaus.
    Pallas Athene und ich haben Platz genommen. Albert Wiinglad betrachtet uns. Vielleicht genießt er Athenes Anblick, vielleicht

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