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Die Kinder der Elefantenhüter

Titel: Die Kinder der Elefantenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hoeg
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denkt er nach, ich glaube, es ist Letzteres.
    »Wenn Sie erlauben, dass ich frei heraus spreche«, sage ich, »zu einem alternden Beamten in hoher Stellung. Wir haben uns nie gesehen. Aber eins ist für mich klar: Sie haben in den letzten zweiundsechzig Stunden persönlich zu verantworten gehabt, dass man nach meinen Eltern und meinem großen Bruder fahndete und meine Schwester und ich festgenommen und in ein Entziehungsheim für Drogensüchtige gesperrt wurden. Dass grünes Licht dafür gegeben wurde, dass man uns von unsern Eltern trennte und dass unser Elternhaus auf den Kopf gestellt wurde und eine Bischöfin, ein Hirnforscher und ein Vertreter des Unterrichtsministeriums auf uns gehetzt wurden. Und dass der Befehl erlassen wurde, unseren Hund Basker einzuschläfern.«
    Er hat einen Bart, das ist klug, sonst wäre sein Gesicht konturenlos wie der Vollmond. Nun streicht er sich über den Bart. Ich kann seine Intelligenz förmlich spüren, es ist, als stünde gleich hinter den Frontallappen ein summender Bienenkorb.
    Seine Nachfolgerin ist wieder zurück.
    »Der Wagen wurde heute früh gestohlen«, sagt sie. »Aus einem Carport in Glostrup, der Besitzer ist verreist, wirkonnten ihn über sein Mobiltelefon erreichen, das Auto wäre eine Woche lang nicht vermisst worden. Wir haben uns die Datei angeguckt. Wir brauchen noch Zeit, um uns alles anzusehen. Aber die vier Schweber sind positiv identifiziert worden.«
    Albert Wiinglads Blick richtet sich auf Pallas Athene.
    »Ich habe ein Bordell«, sagt sie. »Gestern Abend habe ich drei Männer und eine Frau bedient. Von dem einen haben wir eine Kreditkartennummer: Däne, heißt Henrik.«
    Sie schaut auf ihr Handy und notiert sie auf einen Block auf dem Schreibtisch. Sie muss angerufen und nach der Kartennummer gefragt haben, während ich Finkeblod mit Sahnetorte verwöhnte.
    Albert Wiinglad wendet sich wieder an mich.
    »Erzähl mir doch bitte mal eure letzten zwanzig Stunden. Seitdem ihr uns entwischt seid.«
    Ich gebe ihm die kurze Version. Aber mit Überschriften: die Flucht aus Store Bjerg , die Tour nach Finøholm, die Überfahrt mit der Weißen Dame , der Vormittag in Kopenhagen. Während ich erzähle, merke ich, wie es in Pallas Athene zuckt. Möglicherweise geht ihr auf, dass es Schlimmeres gibt, als im Verkehr schikaniert zu werden. Albert Wiinglad aber lässt sich nichts anmerken außer seiner tiefen Zufriedenheit über das Smörrebröd. Als ich fertig bin, sind alle zwanzig reich belegten Schnitten dort verschwunden, von wo keiner mehr zurückkehrt.
    »Du bist vierzehn«, sagt er. »Dem Gesetz nach bist du noch ein Kind.«
    »Aber meine Seele ist alt. Und ich habe tief geblickt.«
    Eine Bemerkung, mit der ich im Umkleideraum des Finø Boldklubs sehr vorsichtig wäre. Aber ich muss den Mann dazu bringen, dass er mich ernst nimmt.
    Er starrt mich an. Seine Augen dehnen sich geradezu aus. Dann gluckst er.
    Mit seiner rumpuddinggroßen Hand langt er unter den Tisch und zieht so etwas wie eine Seeräubertruhe hervor. Ihr entnimmt er das richtige Fresspaket, die zwanzig Stullen waren bloß der Appetizer. Er bemerkt meinen Blick.
    »Ich hatte eine harte Kindheit«, sagt er.
    »Dann solltest du dir mal meine angucken.«
    Er führt ein Stück zum Mund, das mit reiner Mayonnaise belegt zu sein scheint, aus der kokett einzelne Krabben hervorlugen, legt es auf die Zunge, schließt den Mund, es ist verschwunden. Aus einer Mappe auf dem Tisch zieht er einen Bogen Papier mit vier aufgeklebten Fotos von drei Männern und einer Frau. Pallas Athene zuckt zusammen, als sie sie sieht. Der eine Mann hat so helles Haar, dass es aussieht, als wäre es mit Wasserstoffsuperoxyd gebleicht. Es dürfte der Schwarze Henrik sein, Feind Nr. 1 aller Ratten und schlechten Zahler. Über das Gesicht lässt sich schwer etwas anderes sagen, als dass der Mann Selbstvertrauen hat und es gerne zeigt.
    »Ihr kennt den Begriff Fundamentalismus«, sagt Albert Wiinglad. »Das ist nichts, was die Religionen erfunden haben, die meisten Menschen sind Fundamentalisten, die Welt ist eine Räuberhöhle.«
    Hinter ihm steht eine kleine Bierzapfanlage, mit stolzer Freude erkenne ich das Spezialbräu der Brauerei Finø, die allmählich Marktanteile im ganzen Land gewinnt. Er schenkt sich ein halbes Literchen ein und leert das Glas.
    »Prost«, sagt er.
    Ich denke versonnen, wenn man Albert Wiinglads schwachen Punkt treffen will, brauchte man ihm nur einFresspaket oder sein Bier wegzunehmen, dann hätte man einen

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