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Die Kinder der Elefantenhüter

Titel: Die Kinder der Elefantenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hoeg
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überreicht, zweifellos sein Stammbaum und anderes mehr. Die Zeit ist knapp, wir wollen los.
    »Gibt es irgendeine Chance, dass die Gardinen wieder zurückkommen von dieser Höheren Wie-hieß-das-noch-mal?«
    Fragt Bullimilla.
    »Hundertpro«, sagt Tilte. »Und dann werden sie gesegnet sein und mit dem Weihwasser führender religiöser Persönlichkeiten besprengt.«
    Kalle Kloak hält uns die Tür auf, wir tauchen in der Menschenmenge unter. Als letztes hören wir Bullimillas Stimme.
    »Total plemplem, Kalleken. Wie deine andern Freunde. Und das hier waren auch noch Kinder!«

 
    Wir bewegen uns durch die Menschenmenge, aber diesmal ist der Weg einfach, weil wir uns hinter Kalle Kloak verstecken. Aus dem Augenwinkel sehen wir Thorkild Thorlacius und Anaflabia und Lars und Katinka, aber sie sehen uns nicht, und die einzige wirklich ungemütliche Überraschung ist der Anblick von Alexander Finkeblod, was ich schnell damit vom Tisch wische, dass er ja der Abgesandte des Ministeriums ist und der Spitze der finøischen Intelligenzija angehört, und dann sind wir an der Tür am entgegengesetzten Ende und befinden uns sozusagen auf der Ziellinie, als eine kleine Verzögerung eintritt.
    Sie wird von Tilte verursacht, sie bleibt vor einer Person stehen, deren Haut so olivenfarben ist, dass sie nicht so richtig gespensterweiß werden kann, aber fatal fahl ist sie doch geworden. In der Linken hält der Betreffende einen Rosenkranz, aber bei Tiltes Anblick verstummt sein Gebet.
    »Darf ich vorstellen«, sagt Kalle, »der Neffe meiner Frau und mein sehr, sehr guter Freund, Jakob Aquinas Bordurio Madsen, der in Kopenhagen Theologie studiert und katholischer Priester werden will und nachher mit uns an Bord sein wird. Jakob, dies sind Tilte und Peter Ahlefeldt-Laurvig von der Höheren Placenta auf Anholt.«
    Tilte hebt langsam den Schleier. Jakob hat sie natürlich trotz des Kostüms erkannt, es ist nicht wahr, dass Liebe blind macht, wirkliche Liebe macht sehend. Aber jetzt kann sie ihm direkt in die Augen blicken.
    Mit einer Handbewegung weist sie auf unsere Tracht.
    »Falls du dich über das hier wundern solltest, Jakob, kann ich dir nur sagen, ich habe eine Berufung verspürt.«
    Dann sind wir durch die Tür, die sich hinter uns schließt.
     
    Wir stehen auf einer hohen Terrasse, unter der ein Rosengarten liegt, am Ende des Gartens halten drei Kutschen, die unsern Pferdewagen vom Blågårds Plads wie einen Rübentransport aussehen lassen, ihnen sind sechs Pferde der Rasse Finøer Warmblut vorgespannt, gegen die die feurigen Rösser vom Blågårds Plads wirken, als sollten sie dem Tierarzt zum Einschläfern zugeführt werden.
    »Die Gäste des Schiffes werden hinuntergefahren. Mit Feuerwerk. In zehn Minuten. Sie sind in der ersten Kutsche.«
    Er verneigt sich und küsst Tilte die Hand, mir drückt er sie nur und tätschelt Basker den Kopf, als wäre auch er ein Ahlefeldt-Laurvig, dann steigen wir hinab und schreiten durch die Rosen.
    Als wir allein sind, gebe ich der Verärgerung Ausdruck, die in den letzten fünf Minuten mein Herz beschwert hat.
    »Tilte«, sage ich, »alle großen Weltreligionen empfehlen uns wärmstens die Wahrheit. Was soll man von den feisten Lügen halten, die du Kalle Kloak eben aufgetischt hast?«
    Ich merke, wie Tilte sich windet, ihr ist nicht wohl.
    »Es gibt eine Geschichte im buddhistischen Pali-Kanon. In der Buddha fünfhundert Piraten totschlägt. Damit sie keinen Mord begehen. Wenn nur meine Absichten gut sind, kann ich mich an der langen Leine halten.«
    »Du bist kein Buddha. Und Kalle ist kein Pirat. Er wird ziemlich enttäuscht sein.«
    Tilte bleibt stehen. Sie arbeitet an einer Antwort. Es ist nicht einfach, sie steht einem klassischen theologischen Problem gegenüber: Wie sehr darf man andern den Arm umdrehen mit dem Hinweis, es diene einem höheren Ziel?
    Sie kann nicht mehr antworten. Eine bekannte Gestalt öffnet uns den Kutschenschlag.
    »Meine Herrschaften«, sagt Graf Rickardt. »Drei Minuten bis zur Abfahrt. Eine Viertelstunde bis zum Abgang des Schiffes!«
     
    Ich sage dir, die Tour in der Karosse zur Weißen Dame von Finø unter zehnminütigem ununterbrochenem japanischen Feuerwerk ist ein Erlebnis, das Tilte und Basker und ich uns normalerweise zu genießen gestatten würden. Aber uns stehen ein paar Problemchen bevor, und das erste steht sogar direkt vor uns: in Gestalt von Rickardt Graf Tre Løver.
    »Potztausend, seht ihr aber gut aus!«, sagt der Graf. »Orientalisch und

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