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Die Kinder der Elefantenhüter

Titel: Die Kinder der Elefantenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hoeg
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Beispiel dafür, wie Karma funktioniert, denn was eine kleine Notlüge war, trifft uns nun gleichsam von hinten.
    Unter der Serviertheke hindurch, hinter der wir liegen, können wir sehen, wie Lars und Katinka Händchen halten.
    »Wir haben die Kinder von Kopenhagen hierherbegleitet«, sagt Katinka. »Ich finde, sie wirken nicht sehr kriminell.«
    Ihr schlägt eine frostige Stimmung entgegen.
    »Ich habe sie zwei Jahre lang beobachtet«, sagt Alexander Finkeblod. »Und ihren Hund. Er hat versucht, sich mit Baronesse zu paaren, meiner Afghanerhündin. Mehrmals. Und nicht wie Hunde das normalerweise tun. Es hatte vergewaltigungsartige Ausmaße.«
    Obwohl Katinka und Lars uns den Rücken zukehren, merken wir, wie sich eine leichte Verwunderung in ihr System zu schleichen beginnt.
    »Ganz meiner Meinung«, sagt Thorkild Thorlacius. »Als Arzt und Psychiater. Die Art, wie der Junge als Reptil auftrat. Und ich habe den Verdacht, sie könnten an Bord sein. Als Vertreter einer religiösen Sekte.«
    Tilte und ich merken, dass Lars’ und Katinkas Verwunderung zunimmt, ihr Vertrauen in Alexander und Thorlacius ist deutlich erschüttert.
    Alexander Finkeblod erhebt sich.
    »Wir lassen die Korken knallen«, sagt er. »Wenn die Kinder in Verwahrung genommen sind, will ich den Hund gern eigenhändig kaltmachen.«
    Das sollte wahrscheinlich als Scherz gemeint sein, aber es ist nicht sicher, ob Lars und Katinka die Pointe begriffen haben, weil sie nämlich Alexander nachdenklich hinterherstarren, als er den Schampus holen geht.
    Wir geben Rickardt ein Zeichen, der in den Kühlraum zurücksetzt und die Tür zufallen lässt. Tilte und ich ducken uns hinter den Stapeln von Stoffservietten und Tüchern.
    Nach einem Augenblick kommt Alexander Finkeblod heraus. Er hat den Champagner dabei. Aber er hat dieselbe Farbe im Gesicht wie die vakuumverpackten Schafsbrägen.
    Er umrundet die Theke und geht zum Tisch, wo er stehen bleibt.
    »Im Kühlraum ist eine Leiche«, sagt er.
    Er sagt es mit Grabesstimme, wie die Kirchenlieddichter es nennen.
    Bullimilla hat es gehört. Und nähert sich dem Tisch. Mit einer Miene, dass man denkt, zu Alexanders Glück hat sie nicht eins der großen Metzgerbeile zur Hand.
    »Das hoffe ich stark«, sagt sie. »Wir haben mehr als drei Tonnen feinstes Biofleisch in unserm Kühlraum.«
    »Menschenfleisch«, sagt Alexander.
    Das spezielle Schweigen von eben ist tiefer geworden. Katinka und Lars werfen Alexander einen scharfen Blick zu, wie einem Kerl, der vielleicht nicht frei herumlaufen dürfte. Und Bullimilla sieht ihn an, als überlegte sie, ob das mit dem Menschenfleisch im Kühlraum eine Idee für die Zukunft sein könnte und ob man nicht gleich mit ihm anfangen sollte.
    »Es könnte die Frau aus der Kutsche sein«, sagt Thorkild Thorlacius plötzlich. »Da saß doch eine ältere Frau neben mir. Ich würde sagen, sie lag im Sterben. Vom ärztlichen Standpunkt aus gesehen.«
    »Und nun«, sagt Katinka freundlich, »ist sie also hochgekommen und hat sich in den Kühlraum gelegt, um ihren letzten Atemzug zu tun?«
    »Gesetzt«, korrigiert Alexander Finkeblod. »Sie sitzt in einem Stuhl.«
    Katinka steht langsam auf.
    »Schauen wir uns das doch mal an«, sagt sie.
    Sie nickt Alexander zu.
    »Du, ich und die Küchenchefin.«
    Tilte und ich springen auf wie ein geölter Blitz, reißen die Tür zum Kühlraum auf, winken den Grafen und Vibe heraus, schieben den Rollstuhl hinter den Tisch mit den Servietten, bedecken Vibe, Stuhl und Graf mit einem Tuch und ducken uns selbst – und all dies, noch ehe die andern überhaupt aufgestanden sind und den ersten Schritt getan haben.
    Alexander Finkeblod, Katinka und Bullimilla gehen in den Kühlraum. Die Tür schließt sich hinter ihnen. Eine Minute rinnt durchs Stundenglas. Die Tür geht wieder auf, sie treten heraus. Nun ähnelt Alexander eher einemEtwas, das gehäutet und am Haken hängend auf den Koch wartet. Sie gehen zum Tisch zurück, ohne auch nur einen Blick in unsere Richtung zu werfen.
    »Es war ein Irrtum«, sagt Katinka. »Vielleicht hatte Herr Finkeblod eine Halluzination.«
    Man merkt, die Stimmung ist nicht mehr nach Champagner, Flaschen und Gläser stehen unbenutzt und verlassen auf dem Tisch herum. Die Gesellschaft bricht auf. Nur Katinka und Lars bleiben zurück.
    Nach und nach kommen mehr Menschen in den Salon. Aber Lars und Katinka beachten sie nicht, sie sind sichtlich erschüttert. Lars öffnet eine Flasche und schenkt ihnen beiden ein.
    »Wir hätten

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