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Die Kinder der Nibelungen (German Edition)

Die Kinder der Nibelungen (German Edition)

Titel: Die Kinder der Nibelungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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letzten Helden aus Odins Geschlecht, heimtückisch gemeuchelt hatte. Hätten wir seine Kraft besessen, hätten wir vielleicht noch alles zum Besseren wenden können. So aber verging Walhall, und wir, die wir auf Asgards lichten Höhen thronten, mussten als Flüchtlinge über die Welt ziehen. Ja«, fuhr er fort, »wir waren Asen einst. Zu Alben sind wir geworden, Geschöpfen des Zwielichts.«
    »Aber wo sind die großen Götter geblieben?«, fragte Gunhild. »Thor und Loki und wie sie alle hießen?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Yngwe. »Nur Freya war bei uns, und von ihren goldenen Äpfeln ernährten wir uns, doch auch sie besaßen nicht mehr die Kraft von einst. Und als wir, von den Menschen vertrieben, eine letzte Zuflucht suchten, da kam der Graue – machtlos, kraftlos, alt geworden -, und er zeigte uns den Weg in die unterirdischen Reiche der Anderswelt.
    Doch da war Alberich. Und obwohl Raum genug gewesen wäre für uns alle, verwehrte er uns den Zutritt. Jeden Fußbreit Bodens haben wir uns seitdem erkämpfen müssen, gegen dieses … dieses Gezücht.
    Sie kennen keine Liebe, verstehst du, weder zu Menschen noch zu Dingen. Alles ist für sie nur ein Mittel zum Zweck. Sieh sie doch nur an, schwarz, hässlich wie die Nacht, ohne Sinn für Schönheit. Wir dagegen, wir sind zu Höherem geboren, eine überlegene Rasse, golden, mit Augen von der Farbe des Himmels. Es ist unser natürliches Recht. Und darum gibt es ewige Feindschaft mit den Geschöpfen der Nacht.«
    Gunhild schüttelte den Kopf. »So was hat es bei den Menschen auch schon gegeben. Man nannte sie Nazis. Sie glaubten auch, dass die Blonden und Blauäugigen allen überlegen wären.«
    »Und wie ist es geendet?«
    »Mit Krieg und Zerstörung.«
    »Dann will ich auch Krieg und Zerstörung haben, wenn es nicht anders geht. Lieber Ragnarök, als im Dunkeln zu verdämmern. Dann will ich mit unserer Königin kämpfend untergehen!«
    Gunhild sagte nichts mehr, aber sie war erschüttert ob des tiefen Hasses, der hier herrschte. Mit den Fingern berührte sie das goldene Halsband, das sie trug. Das Halsband der Freya! Nun verstand sie ein wenig mehr, wie viel es den Lios-alfar bedeutete. Doch warum die Göttin es ausgerechnet ihr umgelegt hatte, blieb ihr ein Rätsel.
    Sie waren unterdessen immer weiter gegangen. Von ihren Spähern war während Yngwes Erzählung nichts zu sehen gewesen.
    Laurion hielt an und wandte sich um. »Wir erreichen nun bald das Gebiet der finsteren Brut«, erklärte er leise. »Seht euch um, das sind die Grenzmarken von Alberichs Reich.«
    Siggi konnte erste Spuren der Schwarzalben erkennen. Von den Gänge zweigten hier und da Kammern ab, die aus dem harten Felsen getrieben worden waren. Es wurde deutlich, dass der Fels immer mehr durch Werkzeuge gezeichnet war, wo die Swart-alfar versucht hatten, das Gestein nach ihren Willen zu formen, viel stärker, als dies die Lios-alfar gemacht hätten, die zurückhaltender waren, wenn es darum ging, die natürliche Gestalt ihrer Höhlen zu verändern. Sie erfreuten sich eher an gewachsenen Felsformationen, und griffen mit ihren Werkzeugen nur da ein, wo es die Notwendigkeit erforderte oder wo es galt, die natürlichen Formen des Felsens zu unterstreichen. Aber hier gingen die Wege geradewegs durch das gewachsene Gestein.
    »Ab jetzt«, flüsterte Laurion zu den Kindern, »heißt es vorsichtig sein; denn die Brut hat ihr Gebiet mit Fallen gesichert. Haltet euch dicht hinter mir, und macht, was ich mache. Yngwe wird ein Stück hinter uns bleiben, um uns den Rücken frei zu halten.«
    Siggi nickte. Ihn erfüllte ein Selbstvertrauen, das er bisher nicht gekannt hatte. Es war, als regte sich in seinem Innern eine Kraft, von der er selbst nicht gewusst hatte, dass sie in ihm schlummerte. War es nur der Ring oder der Hammer, der ihn so veränderte, fragte er sich. Aber eines wusste er schon jetzt: Ganz gleich, was geschah, er würde nicht mehr derselbe sein, wenn sie nach Hause zurückkehrten. Wenn …
    »Was für Fallen?«, fragte Gunhild, als hätte sie seine Gedanken gelesen.
    »Nun«, sagte Laurion, »Fallen, wie sie sich nur das hinterlistige Hirn der Swart-alfar auszudenken vermag: Falltüren, aus der Wand schnellende Speere, todbringende Steinlawinen, die von der Decke donnern, und vieles mehr. Man kann sie erkennen, aber das Auge muss sehr geübt sein, um sie zu sehen. Also, folgt mir einfach«, sagte Laurion.
    Langsam gingen sie weiter, zu dritt, während ihr Begleiter hinter ihnen mit der

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