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Die Kinder der Nibelungen (German Edition)

Die Kinder der Nibelungen (German Edition)

Titel: Die Kinder der Nibelungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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fallen, sich verirren – denn er hatte keine Ahnung, wo sie waren – oder in einer der zahllosen Fallen verenden.
    Siggi tastete fast automatisch nach dem Kriegshammer an seiner Seite, der ihm immer wieder Sicherheit gab. Auch jetzt durchströmte ihn gleich darauf eine wilde Entschlossenheit und Zuversicht. Es machte keinen Sinn, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, was sein könnte. Er musste sich auf den Augenblick konzentrieren. Das Hier und Jetzt zählte; nicht irgendwelche Möglichkeiten, die sich vielleicht ergeben würden.
    Sie erreichten eine Halle von wohl zwanzig mal zwanzig Metern. Die Decke der Halle war im fahlen Licht kaum auszumachen, sie mochte acht oder zehn Meter hoch sein. Abrupt blieb Laurion stehen, und der Lichtalbe richtete seinen Blick nach oben, als suche er etwas ganz Bestimmtes.
    »Hier«, stellte er schließlich fest, nachdem er die Felswand eingehend untersucht hatte, »müssen wir nach oben klettern. Achtet darauf, was ich mache. Dort«, sagte er und deutete auf Vertiefungen und Vorsprünge im Fels, »müsst ihr entlang. Da ist eine künstliche angelegte Leiter, die uns dort hinauf führt.«
    Siggi und Gunhild nickten. Unter der Höhlendecke konnten sie schwach ein schwarzes Loch entdecken, das wie das Maul eines riesigen Ungeheuers wirkte. Dieser Eindruck wurde noch verstärkt durch eine Reihe von Felsnadeln, die wie riesige, verfaulte Zähne aussahen.
    Laurion kletterte schnell und sicher. Siggi folgte ihm, und er wunderte sich, dass diese Vertiefungen künstlich sein sollten; denn sie wirkten, als wären es völlig natürliche Felsformationen. Es war einfacher als erwartet, den Weg nach oben zu finden. Die ›Leiter‹ beschrieb einen kleinen Bogen im Fels, aber sie waren recht schnell oben. Der Eingang in den Stollen war nur etwa einen Meter hoch, und Laurion zog die Geschwister über die Kante hinweg in den Gang hinein, der glücklicherweise recht breit war.
    Im Eingang verweilten sie kurz. Laurion sah sie ernst an, dann sah er zur Decke des Ganges hinauf. Im unsteten Licht dieses Ganges konnte Siggi erkennen, dass sich der Gang rasch verjüngte und immer schmaler und niedriger wurde.
    »Als ich sagte«, erklärte Laurion flüsternd, »dieser Weg sei weniger gefährlich, je weniger ihm folgen, so war das ernst gemeint« – Siggi und Gunhild war klar, das nun ein Aber kommen musste, weil es an dieser Stelle immer eine Einschränkung gab -, »aber er ist gefährlich. Vorsicht: die Höhlendecke ist nicht stabil. Bitte macht keine lauten Geräusche, fasst keine scheinbar einzelnen Steine an Wänden und Decke an. Es könnte das Letzte sein, was ihr berührt. Folgt mir einfach nur.«
    Siggi schluckte, gab aber keinen Kommentar.
    »Das hättest du uns vorher sagen können«, ließ sich Gunhild vernehmen.
    »Ja«, meinte Laurion nur. Der junge Lios-alf schien nicht im Mindesten beleidigt zu sein. »Hier gibt es so etwas wie wirkliche Sicherheit nicht. Es gibt nur unterschiedliche Wahrscheinlichkeiten, zu Tode zu kommen. Oder zu überleben.«
    Gunhild sah Laurion fest an. Es war ihr anzusehen, dass sie nachdachte. Siggi kam mehr und mehr zu der Überzeugung, dass mit seiner Schwester irgendetwas vorgehen müsse. Eigentlich müssten jetzt nämlich, ohne dass sie lang überlegte, die Einwände nur so aus ihr heraussprudeln; denn Gunhild war diejenige, die immer unaufgefordert ihre Meinung sagte, so wie sie sich spontan in jedes Abenteuer stürzte. Sie schien ihre Unbekümmertheit im Umgang mit anderen und der Gefahr zu verlieren. Aber was gewann sie?
    Siggi beschloss, dass auch diese Frage nicht zu beantworten war, wie so viele Fragen, die sich ihm gestellt hatten, seit sie um den Brunnen getanzt waren. Aber er war sich sicher, die Antwort auf seine Fragen würde allein die Zeit geben.
    »Also weiter«, unterbrach Laurion Siggis Gedanken. »Und vergesst nicht, was ich euch gesagt habe. Vergesst es keinen Augenblick lang.«
    Schon nach wenigen Metern gingen sie gebückt, und nur ein zwei Schritte später krochen sie auf den Knien vorwärts. Siggi befürchtete, der Gang könnte noch niedriger werden und sie müssten auf dem Bauch rutschen wie Seehunde.
    Seine schlimmsten Befürchtung wurden nur wenige Meter später zur Gewissheit. Der Stollen verengte sich so weit, dass der Lios-alf und die beiden Kinder auf den Bauch voranrobbten.
    Siggi warf einen Blick an die Decke. Über ihm waren Millionen Tonnen Fels, und was war, wenn er mit den Schulter eine mürbe Stelle streifte? Er hatte keine

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