Die Kinder der Nibelungen (German Edition)
Felsblöcke versperrt. Es scheint, dass die dunkle Brut doch noch ganze Arbeit geleistet hat, bevor sie sich zur Heerschau sammelte. Es muss einen genauen Plan gegeben haben, was jeder in diesem Fall zu tun hatte; anders ist das nicht zu erklären.«
»Und welcher Weg ist das?«, fragte Laurion.
»Der Weg durch den lichtlosen Tunnel«, antwortete Magni.
Trotz der herrschenden Düsternis konnte Siggi sehen, wie Laurion erblasste.
»Ich hatte gehofft, diesen Weg vermeiden zu können«, sagte der Lios-alf langsam. »Aber wenn das Schicksal es nicht anders gewollt hat, werden wir ihn gehen – oder besser kriechen. Zumindest dürften wir dann aus einer Richtung in das Schwarzalbenheim eindringen, die keiner von ihnen vermutet.«
Sie standen auf, und Magni übernahm die Führung. Laurion wollte Gunhilds Hand nehmen, aber sie schüttelte ihn ab; sie wollte lieber allein sein, allein mit ihren Gedanken. Siggi konnte sich ungefähr denken, was in ihr vorging. Jemand hatte sich für sie aufgeopfert, hatte sein Leben für sie gegeben. Wenn das alles bislang wie ein Spiel erschienen war, jetzt war es blutiger Ernst.
Er warf einen Blick auf Magni, Widar und die anderen, die ihnen folgten. Sie nahmen ein ähnliches Risiko auf sich wie Yngwe, und alles nur, um ihnen zu helfen, Hagen aus der Hand der Schwarzalben zu befreien. Obwohl die Lios-alfar zur gleichen Zeit zu einem Krieg gegen die Swart-alfar rüsteten, standen sie ihnen bei. Er konnte ihnen und ihrer Königin gar nicht dankbar genug sein.
Nach einem Marsch von ungefähr fünf Minuten, bei dem es über eine geneigte Felsfläche ging, in einer Höhle, deren Größe nicht abzuschätzen war, bis auf die Decke, die man fast mit ausgestrecktem Arm berühren konnte, kamen sie an eine Felswand. Dieser folgten sie ein kurzes Stück, bis sich darin eine weitere Öffnung auftat, gesäumt von spitzen Felszacken.
»Wir haben die Falle hier bereits ausgelöst«, sagte Magni, ohne genau zu erklären, wie das geschehen war, »und das Geröll beiseite geräumt. Soweit wir erkennen konnten, ist der Weg hier frei.«
»Es hat keinen Sinn«, ließ sich Laurion vernehmen, »wenn ihr vier uns dabei begleitet. Je weniger diesen Weg beschreiten, umso geringer ist die Gefahr. Ich muss gehen, um die Menschenkinder zu führen, und sie müssen ans Ziel gelangen; denn ich denke, dass sie beide noch eine Rolle zu spielen haben – sonst wären sie nicht hier, und sonst wären wir nicht so weit gekommen. Darum lebt wohl, und mögen die Nornen euch hold sein!«
Magni nickte nur, und die anderen hoben grüßend die Hand, dann verschwanden sie so lautlos, wie es nur die Lios-alfar vermochten. Und Siggi nahm zum ersten Mal bewusst wahr, wie gut das Silbergrau ihrer Kleidung als Tarnung vor dem grauen Fels wirkte. Im fahlen Licht musste man schon genau hinsehen und dazu wissen, wo jemand war, um ihn erkennen zu können.
»Auf geht’s«, sagte Laurion und übernahm wieder die Führung. Siggi und Gunhild folgten ihm im Gänsemarsch.
Siggis Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Er ertappte sich mehrfach dabei, wie seine Rechte nach dem Hammer oder dem Ring tastete, um wieder das Gefühl der Sicherheit zu bekommen. Gunhild blieb immer noch stumm.
Schritt für Schritt drangen sie tiefer in den Gang ein. Trotz der Aussage des Spähers, dass keine Fallen mehr drohten, hüteten sich alle, die Wände des immer enger werdenden Ganges auch nur zu berühren.
Siggi stellte fest, dass es wieder ein Stück bergauf ging. Die Steigung war sanft und strengte kaum an. Seine innere Anspannung löste sich ein wenig, und er begann, sich sicherer zu fühlen.
»Kein Grund, sorglos zu werden«, sagte Laurion, als spürte er, was in Siggi vorging, obwohl der junge Lichtalbe seinen Blick weiterhin nach vorn gerichtet hielt.
»Ja, Laurion«, stimmte Siggi ihm völlig überrascht zu.
Siggi fragte sich, woher ihr Führer gewusst hatte, dass er unaufmerksam zu werden drohte. Es musste der Instinkt sein, der sich bei Laurion entwickelt hatte. Fast sein ganzes Leben hatte er im Krieg gegen die Schwarzalben verbracht. Er hatte nie die Sicherheit des Friedens kennen gelernt. Er schien zu spüren, wenn seine Leute unachtsam wurden.
Weiter ging es, und Siggi dachte darüber nach, was passieren würde, wenn ihrem Führer etwas zustieße, so dass seine Schwester und er auf sich allein gestellt wären. Allein der Gedanke ließ ihn schaudern. Sie würden keine Chance haben; entweder würden sie in die Hände der Swartalfar
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