Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan
zum Stehen bringen?«, fragte Groanin.
Bruno lachte grimmig. »Werden sicher kein Eis kaufen, Engländer«, sagte er. »Und hinterher ist vielleicht Himbeersoße auf Boden,
no
?«
»Geben Sie Gas!«, schrie Groanin. »Sie kommen näher!«
Doch der grüne Eiswagen war schneller als Brunos blauer und schob sich zügig neben Groanins Seitenfenster.
Der Fahrer war ebenfalls ein sehr dicker Mann. Sein Mund war so breit wie eine Schaufel und seine Locken so dicht und schwarz, dass sie aussahen wie ein Wollhut. Er grinste Groanin an und fuhr dann mit dem Finger über sein mehrfach gefaltetes Kinn.
»Geben Sie´s der Bande!«, schrie Bruno. »Das Gewehr! Los, geben Sie´s ihnen!«
Das ließ sich Groanin nicht zweimal sagen. Überaus erleichtert, dass sich Bruno anscheinend doch auf keinen Kampf einlassen wollte, lehnte er sich aus dem offenen Fenster und reichte dem Fahrer des anderen Lieferwagens die Flinte mit dem Schaft voran.
»Was machen Sie da?«, brüllte Bruno.
»Sie haben gesagt, ich soll es ihnen geben«, sagte Groanin. »Und das hab ich gemacht.«
»Ich wollte, dass Sie Mann erschießen!« Bruno fluchte laut, als der andere Fahrer auf den Straßenrand deutete.
»Mit dem Gewehr?«, fragte Groanin schockiert.
»Jetzt wir müssen stehen bleiben«, sagte Bruno und fuhr langsamer. »Sonst sie erschießen uns.« Er zuckte die Achseln. »Vielleichtsie erschießen uns trotzdem, Engländer. Ich hoffe, Sie wissen, wie man betet. Und bettelt. Und schauspielert.«
»Schauspielert? Was reden Sie da? Schauspielern.« Groanin schüttelte den Kopf. »Ich bin ein Butler und kein säuselnder Rampentiger.«
Bruno hielt den Wagen an und schaltete den Motor aus, sodass das Geklimper endlich verstummte.
»Na, wenigstens etwas«, sagte Groanin.
»Tun Sie, als wären Sie verrückt. Das ist Ihre einzige Chance«, knurrte Bruno. »Römische Mafia ist sehr abergläubisch. Sie mögen es nicht, verrückte Menschen zu töten. Außer wenn sie sind Politiker. Vielleicht sie lassen Sie gehen, wenn Sie spielen verrückt.«
»Ich werde nichts dergleichen tun«, sagte Groanin. »Ich bin Engländer. Wir haben das britische Empire nicht geschaffen, indem wir uns verrückt stellten, wenn es brenzlig wurde. Was jetzt gebraucht wird, ist ein bisschen Rückgrat, mein neapolitanischer Freund. Rückgrat, starke Nerven und britische Beharrlichkeit.«
Er setzte seinen Bowlerhut auf, stieg aus dem Eiswagen und machte sich bereit, dem Feind ins Auge zu sehen.
Der Stein kommt ins Rollen
Das alte Observatorium auf dem Vesuv, ein elegantes ockerrotes Gebäude in neoklassizistischem Stil, stand an der Westflanke des Berges, etwa sechshundert Meter über dem Meeresspiegel, in einer grünen Oase voller Pinien, Stechpalmen und gelber Strohblumen.
Professor Stürlüson schloss das rostfarbene Tor auf und öffnete die Eingangstüren.
»Das andere Institut«, erklärte er, »das moderne Gebäude, befindet sich weiter unten. Aber mir ist dieses hier viel lieber. Bitte, treten Sie ein.«
»Sieht eher aus wie eine Villa und nicht wie ein wissenschaftliches Institut«, stellte Philippa fest.
»Stimmt«, sagte der Professor. »Aber ich denke manchmal, in Italien sieht alles besser aus, als es eigentlich ist. Selbst dieser Vulkan. Wer käme schon auf die Idee, dass ein Vulkan von einer solchen Blumenpracht bedeckt wird und so herrlich duftet?«
»Es riecht wirklich angenehm«, sagte Nimrod. Er ging geradewegs zur Steinsäge hinüber und schaltete sie an.
»Andererseits kann man kaum von einer Villa reden, wenn es keine Fenster gibt«, meinte John. »Die hier sehen aus, als hätte man sie zugemauert.«
»Das ist nur einer der Gründe, warum das Gebäude den seismischen Aktivitäten und Erdstößen des Berges standhaltenkann«, erklärte der Professor. »Während des Ausbruchs im Jahr 1872 zum Beispiel war das Gebäude bereits von glühender Lava umgeben. Trotzdem blieb der damalige Direktor des Observatoriums, Luigi Palmieri, hier, um die elektrischen Phänomene zu beobachten, die durch die gewaltigen Aschemengen in der Luft hervorgerufen wurden.«
»Ein beruhigender Gedanke«, sagte John. Er sah zu einem Bild auf, das an der Wand hing. »Ist er das?«
»Nein, das ist Raffaele Vittorio Matteucci«, sagte der Professor. »Er kam leider ums Leben, als er den Vesuv und seine Phänomene etwas zu genau unter die Lupe nahm.«
John verzog das Gesicht und betrachtete ein anderes Porträt. »Und er?«
»Hm«, sagte der Professor. »Das muss Giuseppe
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