Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan
Werk über dieses Volk, auch wenn es sich eher um die Geschichtedes Aufstiegs und Falls von Dschingis Khan handelt als um die der Mongolen im Allgemeinen. Doch das ist nicht sonderlich überraschend, denn er ist das Wichtigste, was den Mongolen je widerfahren ist. Das Buch wurde kurz vor seinem Tod im Jahr 1227 geschrieben. Nachdem er das größte kontiguierende Reich seit Beginn der Geschichtsschreibung erobert hatte.«
»Was heißt
kontiguierend
?«, fragte John.
»Es bedeutet ›ohne Unterbrechung aneinandergrenzend ‹«, sagte Nimrod. »Innerhalb einer gemeinsamen Grenze. Das Mongolische Reich erstreckte sich vom Schwarzen Meer bis nach Nordkorea. Es war gewaltig. Überdies dauerte sein Aufbau nur siebzig Jahre. Wenn man das mit dem Römischen Reich oder dem Britischen Empire vergleicht, deren Entstehung wesentlich länger dauerte, lässt sich ermessen, was für ein großer Krieger Dschingis Khan tatsächlich war.«
Philippa zog ihren Onkel für einen Moment beiseite, um mit ihm zu reden, ohne dass der Professor oder Axel sie hören konnten; John folgte ihnen.
»War er nicht auch ein Dschinn?«, fragte sie.
»Teilweise«, sagte Nimrod. »Mit großer Wahrscheinlichkeit.«
»Aber das würde doch erklären, warum er ein so großer Krieger war, oder nicht?«
»Ja, aber das wussten die Mongolen nicht. Dschingis Khan hat es nämlich vorgezogen, Länder auf die altmodische Art zu erobern, weißt du? Er wollte sich und seine Eroberungen an Helden wie Alexander dem Großen oder Julius Cäsar messen. Und seine militärischen Erfolge wären in seinen Augen nicht die gleichen gewesen, wenn er sie mithilfe von Dschinnkraft herbeigeführt hätte. Es sind vor allem diese Eroberungen, von denen die
Geheime Geschichte
erzählt.«
Ungezwungen schlenderte Nimrod zu Axel und dem Professor zurück, um seine Geschichte fortzusetzen.
»Jedenfalls blieb keine mongolische Ausgabe des Buches der
Geheimen Geschichte
bis heute erhalten. Sämtliche noch existierenden Versionen gehen auf chinesische Übersetzungen zurück, die vom Ende des vierzehnten Jahrhunderts datieren. Nur eine von ihnen – und auch sie ist inzwischen verschwunden – erwähnt eine Geheimwaffe namens Fu Xi, die der Kaiser der Xixia-Dynastie, Xuanzong, gegen die Mongolen einzusetzen drohte, als Dschingis Khan Anstalten machte, in sein Land einzumarschieren. Xixia war die größte Provinz im alten China.«
»Ist Fu Xi nicht eine Art Drache?«, fragte Philippa. »Im I Ging, dieser uralten chinesischen Überlieferung?«
»Sehr gut, Philippa«, sagte Nimrod. »Das ist völlig richtig.«
»Und was war seine Waffe? Ein Drache?«
»Im übertragenen Sinne schon«, sagte Nimrod. »Es hieß nämlich, Kaiser Xuanzong würde mit seiner Drachenwaffe zehntausend Tage des Feuers über die Mongolen und auch über die Xixia bringen. Etwas, was er
yi wàng nián de huǒ zȃi
nannte, eine ins Extrem getriebene ›Politik der Verbrannten Erde‹, bei der sich ein Land selbst zerstört, um sich dem Feind zu verweigern.
Allerdings waren die mongolischen Reiter so schnell, dass Xixia komplett überrannt wurde, ehe Xuanzong seine Waffe einsetzen konnte; und der ›Drache‹ fiel den Mongolen in die Hände, genau wie viele andere Waffen: Schießpulver, Belagerungsgeräte und bessere Säbel. Dschingis Khan war besessen von neuen Waffen, was den Erfolg seiner Eroberungen zumindest teilweise erklärt. Vor allem aber interessierte er sich für diese ›Endzeitwaffe‹ des Kaisers Xuanzong.
Nichtsdestotrotz gibt es nur wenig gesichertes Wissen überden wahren Charakter dieser Waffe. Einige Leute glauben, es habe sich bloß um Schießpulver gehandelt, das die Mongolen den Chinesen abnahmen und anzuwenden lernten; andere zeitgenössische chinesische Quellen erwähnen einen Drachen, der aus dem Gelben Fluss aufstieg und von dem manche vermuten, dass es sich um einen Meteoriten gehandelt habe – genauer gesagt, um einige Kristalle aus diesem Meteoriten, die die Fähigkeit besaßen, Lava in Gold zu verwandeln.«
»Vielleicht haben sie den Fluss gelb gefärbt«, mutmaßte John.
»Darüber habe ich noch nie nachgedacht«, gestand Nimrod. »Auf jeden Fall wurden diese Kristalle Ho Tani Ya Chin Shi genannt,, was ›Feuermedizinkristalle‹ bedeutet. Wahrscheinlich waren sie es, die die Alchemisten des Mittelalters auf die Idee vom Stein der Weisen brachten, der unedle Metalle in Gold verwandeln sollte.
Aber das war nur eine der Eigenschaften der Hotaniya-Kristalle. Zufälligerweise
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