Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan
ist
Hotaniya
das chinesische Wort für ›Schießpulver‹. Die Legende besagt, dass Xuanzong durch den Einsatz der Hotaniya-Kristalle schlafende Vulkane zum Leben erwecken konnte und dass er tatsächlich vorhatte, diese zehntausend Tage des Feuers heraufzubeschwören, indem er den Vulkan des Bergrückens Emeishan im Südwesten Chinas zum Leben erweckte.«
»Nie davon gehört«, meinte Axel.
»Ich auch nicht«, sagte John.
»Das vielleicht nicht«, sagte Nimrod. »Aber wenn ihr wissen wollt, warum der Name Emeishan so wichtig ist, interessiert euch vielleicht Folgendes: Es gibt moderne Wissenschaftler, die glauben, dass es kein Meteorit war, der die Dinosaurier und alles Leben auf der Erde vernichtet hat, sondern ein verheerenderAusbruch des Emeishan vor zweihundertsechzig Millionen Jahren.«
Nimrod machte eine bedeutungsvolle Pause.
»Heiliger Schmauch«, sagte John. »So langsam ergibt die Sache einen Sinn. Du glaubst, dass jemand diese Hotaniya-Kristalle in die Finger bekommen hat und vielleicht mit Absicht versucht, sämtliche Vulkane der Welt gleichzeitig zu aktivieren? Meinst du das?«
»Du triffst, wie üblich, den Nagel auf den Kopf, John«, sagte Nimrod. »Kurz und gut, ja, ich halte das für eine Möglichkeit.«
»Heiliger Schmauch«, sagte John noch einmal.
»Aber meine Theorie hat auch ihre Schwachpunkte«, gab Nimrod zu.
»Das ist noch freundlich ausgedrückt«, sagte der Professor.
»Um die Hotaniya-Kristalle an sich zu bringen«, erklärte Nimrod, »wäre es zuerst notwendig gewesen, das Grab von Dschingis Khan ausfindig zu machen, das seit seinem Tod im Jahr 1227 unauffindbar ist.« Er schüttelte den Kopf. »Seit Jahrhunderten wurde immer wieder vergeblich danach gesucht.«
»Aber ist es denn so schlimm, wenn ein Haufen Vulkane anfängt, Feuer zu spucken?«, fragte John. »Im Hotel hast du doch gesagt, es gebe jedes Jahr mindestens fünfzig Ausbrüche. Und sechs- oder siebenhundert Vulkane, die bis heute aktiv sind.«
»Er hat recht«, sagte Philippa. »Du hast es so dargestellt, als hätten wir gelernt, mit den Vulkanen zu koexistieren. Ich glaube, das hast du sogar wörtlich gesagt.«
»Möglicherweise habe ich das«, gab Nimrod zu. »Und in gewisser Weise stimmt das auch. Aber trotz allem, was ich oder andere über die Koexistenz von Menschen und Vulkanen auf unserem Planeten sagen mögen, ist immer auch große Vorsicht angeraten.Ausbrüche wie die des Mount St. Helens im amerikanischen Bundesstaat Washington 1980 führen uns die unberechenbare zerstörerische Kraft des Planeten vor Augen, auf dem wir leben. Der Ausbruch war das tödlichste und wirtschaftlich verheerendste vulkanische Ereignis in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Wenn sämtliche großen Vulkane der Erde plötzlich gleichzeitig aktiv würden und mit der Kraft eines Mount St. Helens ausbrächen, stünden wir vor einer erdgeschichtlichen Katastrophe jenseits des menschlichen Vorstellungsvermögens.«
»Was euer Onkel da sagt, ist nicht übertrieben«, erklärte der Professor den Zwillingen. »Die Aschemengen in der Atmosphäre würden alles beeinträchtigen. Sie würden das Sonnenlicht abhalten und gewaltige elektrische Stürme verursachen. Das Transport- und das Kommunikationswesen und die Stromversorgung auf dem gesamten Planeten würden lahmgelegt. Die Wettermuster der Erde würden erheblich beeinflusst und sich auf die Ernten auswirken. Millionen Menschen würden verhungern oder verdursten, weil es ihnen an Trinkwasser fehlt. Das mag sich wie Science-Fiction anhören, ist es aber nicht.«
»Also«, sagte Nimrod, »wenn auch nur die geringste Möglichkeit besteht, dass all diese vulkanischen Aktivitäten menschlichen Ursprungs sind, muss ich etwas unternehmen. Wir alle müssen das.«
Der Professor nickte, doch die Zwillinge wussten, dass die Worte ihres Onkels an sie allein gerichtet waren. Keiner von ihnen hatte den Kern seiner Worte vom Morgen vergessen: dass es in irgendeiner beängstigenden und vorbestimmten Weise ihnen als Dschinn und als Angehörige ihres Stammes auferlegt war, die Welt zu retten.
Entführt
Zwei Männer stiegen aus dem zweiten Eiswagen. Und keiner von beiden sah sonderlich freundlich aus.
Einer der beiden drängte sich mit einer Zigarette im Mund an Bruno vorbei und beugte sich ins Wageninnere. Dort inspizierte er die Eistrommel, die voller Vanilleeis war, schaltete sie aus, und wie um sicherzugehen, dass das Eis nun auch wirklich verdorben war, warf er seine Zigarette
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