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Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan

Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan

Titel: Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. Kerr
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Während er den Engländer umkreiste, machte er auf Rumänischirgendwelche Bemerkungen, die seine grölende Gaunerbande ungeheuer zu amüsieren schienen.
    »Was sagst du da?«, wollte Groanin wissen.
    »Du hast eine Glatze«, sagte Decebal. »Und du bist fett.«
    »Na und?«, sagte Groanin. »Du naseweiser junger Dachs.«
    »Ich dachte, Leute wie dich gibt´s nur in Büchern und Filmen«, sagte Decebal, der sehr gut Englisch sprach. »Englische Butler.«
    »Ja, man kann durchaus sagen, dass die Beschäftigungsmöglichkeiten in Privathäusern heutzutage dünn gesät sind«, sagte Groanin. »Trotzdem gibt es immer noch einige anspruchsvolle Gentlemen, für die ein Butler der Inbegriff eines kultivierten Lebensstils ist.«
    Das leuchtete dem jungen Gangster, für den ein kultivierter Lebensstil so etwas wie der Heilige Gral geworden war, sofort ein. Decebal besaß nicht nur einen Geländewagen, sondern auch ein großes Apartment im einzigen schönen Stadtteil von Guidonia, das viele noble Antiquitäten und gestohlene Kunstwerke aus der Renaissancezeit beherbergte. Außerdem mochte er gutes Essen, teure Kleider, und er las gern Bücher. Doch wonach er sich am meisten sehnte, war ein Diener, ein richtiger Diener, mit Nadelstreifenhosen, einem frischen weißen Hemd und einem schwarzen Schlips. Jemand, der ihm seine Hemden und Anzüge faltenlos bügelte, der ihm das Badewasser mit genau der richtigen Temperatur einließ und ihm eine perfekte Tasse Tee zubereitete – wie man es von Butlern in Filmen sah.
    Das wäre wirklich das Größte für ihn, denn dann würden alle wissen, dass er der Boss war. Sämtliche bedeutenden Menschen, wie der Hedgefonds-Milliardär Rashleigh Khan, schienen einen Butler zu haben; und von diesen Leuten wiederum beschäftigten nur die allerbedeutendsten einen
englischen
Butler.
    »Wäre vielleicht ganz witzig, einen englischen Butler zu haben«, meinte Decebal.
    Groanin war entsetzt. »Und was willst du mit einem englischen Butler, Jungchen? Butler sind etwas für Leute, die die schönen Dinge des Lebens zu schätzen wissen. Leute, die bereit sind, jemanden dafür zu bezahlen, dass er ihre Hemden faltenfrei bügelt, ihr Badewasser mit genau der richtigen Temperatur einlaufen lässt und ihnen eine perfekte Tasse Tee kocht.« Er schüttelte den Kopf. »Für deinesgleichen ist ein Butler nichts, mein Bester.«
    Decebal widersprach: »Nein, nein. Das ist genau das, was ich will.«
    Groanins Entsetzen wuchs. »Was willst
du
mit einem gebügelten Hemd? Sieh dich doch an, mit deinem T-Shirt und dem Trainingsanzug. Würde mich wundern, wenn du eine gute Tasse Tee von einem Glas Ingwerbier unterscheiden kannst. Und was das Baden angeht, machst du nicht den Eindruck, als würdest du auf Wannenbäder großen Wert legen. Kurz gesagt, du bist ein ungehobelter Prolet. Ich dagegen bin ein Butler für Gentlemen. Und das bedeutet, dass ich nur für Gentlemen arbeite und nicht für einen schmuddeligen Dodel wie dich.«
    Wahrscheinlich war es ein Glück, dass Decebal – der unter dem Gummibund seiner Trainingshose eine Pistole trug – nicht wusste, was ein »Prolet« oder ein »schmuddeliger Dodel« war; doch er ahnte die Stoßrichtung von Groanins Bemerkungen und hätte dessen unbeherrschte Worte leicht bestätigen können, indem er dem Butler auf ganz und gar unvornehme Weise mit der Pistole vor dem Gesicht herumfuchtelte, ihm eins auf die Nase gab oder ihn sogar erschoss. Aber Decebal war nicht dumm und begriff das alles selbst, und so kam es, dass er in aller Ruhe nickte und Groanin recht gab. Außerdem gefiel ihm das Temperamentdes Butlers. So wie dieser redete sonst niemand mit ihm. Nicht einmal sein Vater.
    »Vielleicht kannst du mir helfen, ein Gentleman zu werden«, sagte er. »So wie dieser andere Engländer, Professor Higgins, in dem Film
My Fair Lady

    »Du machst wohl Witze«, sagte Groanin. »Man kann aus einem Ackergaul kein Rennpferd machen. Ich kann dich ebenso wenig in einen Gentleman verwandeln, wie ich aus einer Lampe springen und dir drei Wünsche erfüllen kann.«
    Decebal begann, die Geduld zu verlieren, und zückte seine Pistole.
    »Andererseits kann ich dich auch einfach erschießen«, sagte er.
    Groanin lächelte höflich. »Wenn Sie es so ausdrücken, Sir«, sagte er, »vermag ich vielleicht doch einige hilfreiche Tipps beizusteuern, wie Sie ein wenig mehr aus sich machen, sich eine gewisse Finesse zulegen können, Sir, wenn ich so sagen darf. Jawohl, Sir, wenn ich es recht bedenke,

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