Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan
sonst hier sein? Wollt Ihr nur einen? Ich könnte Euch vielleicht einen Rabatt für drei gewähren. Einen absoluten Sonderpreis.«
Während er sprach, strich Mr Barkhiya über eine der großen blauen Teppichsäulen, deren Oberfläche sich unter seiner Berührung kräuselte und erzitterte wie das Fell eines großen Tiers. Er nickte John und Philippa zu. »Kommt her, ihr Kinder, und fasst ihn an.«
John und Philippa wechselten einen Blick mit ihrem Onkel und traten dann vor, um mit ihren nicht allzu sauberen Händen über die glatte Oberfläche des blauen Teppichs zu streichen.
»Ist er nicht glatt?«, fragte Mr Barkhiya John. »Ist er nicht seidig?«, fragte er Philippa. »Ist er nicht wunderbar?«
Die Zwillinge nickten.
»Ja, sehr«, sagte Philippa.
»Als wäre er lebendig«, stellte John fest.
»Die Fasern scheinen zu vibrieren«, fügte Philippa hinzu. »Ich kann die Dschinnkraft in jeder einzelnen spüren.«
»Dann seid ihr wahrhaftig Kinder des Dschinn«, sagte Mr Barkhiya. »Denn nur ein Dschinn wie ihr kann dieses besondere Vibrieren spüren. Mir selbst wurde das Gefühl noch nie zuteil. Ich bin lediglich der Hüter des großen Teppichs. Nicht sein Herr.«
»Ich nehme an, er ist handgewebt«, sagte der Professor. »Auf einer dieser alten Webmaschinen.«
»Oh ja.« Mr Barkhiya lächelte sein Zahnlückenlächeln. »Handgewebtvon tausend Dschinn. Mit einem Faden, der so lang ist wie die Ewigkeit. Jeder Knoten des Teppichs enthält ein ausgesprochenes Wort der Macht, das die Dschinn selbst Fokuswort nennen. Ist es nicht so, Nimrod?«
»Ganz richtig«, bestätigte dieser.
»Daher hat er die Fähigkeit zu fliegen. Durch die Macht der Dschinn über die Mathematik und die Physik sowie den Goldenen Schnitt und die geheime Bedeutung der Zahl 1,61803.«
»Und lässt er sich leicht steuern?«, fragte Axel, der als erfahrener Drachenflieger glaubte, ein bisschen was von der Fliegerei zu verstehen.
Wieder lächelte Mr Barkhiya sein Zahnlückenlächeln. »Ich bedaure, Ihnen sagen zu müssen, Dr. Heinzkrinkel … «
»Heimskringla«, sagte Axel. »Ich heiße Heimskringla.«
Mr Barkhiya verbeugte sich höflich. »Ich bedaure, Ihnen sagen zu müssen, dass kein Mensch einen solchen Teppich zu fliegen vermag. Schon viele sind bei dem Versuch gescheitert. Sie sind tot, will ich damit sagen. Nur ein Dschinn wie Nimrod und in naher Zukunft auch diese hochbegabten Kinder können einen solchen Teppich beherrschen. Der winzige Flicken von einem Teppich, auf dem Sie mich vorhin daherkommen sahen, ist alles, was ich selbst sicher zu kontrollieren vermag. Und selbst das verdanke ich nur dem Umstand, dass mir ein anderer dankbarer Kunde ein paar Wünsche gewährt hat.«
»Sie meinen drei Wünsche wie in den Kindergeschichten?«, hakte Axel nach.
»Sind es Kindergeschichten?« Mr Barkhiya sah mit einem Stirnrunzeln zu Nimrod hinüber. »Sicher nicht. Drei Wünsche gewährt zu bekommen, ist wesentlich mehr, als ein Kind bewältigen könnte.«
»Dennoch hat Axel recht«, erklärte Nimrod. »In Europa und Amerika glauben nur Kinder daran, dass einem drei Wünsche gewährt werden können.«
»In Marokko«, erklärte Mr Barkhiya, »glauben alle daran. Jeder träumt davon, einen Dschinn aus einer Lampe zu befreien, und für diesen bescheidenen Dienst großzügig belohnt zu werden.«
Nimrod schauderte. »Bitte«, sagte er, »sprechen Sie nicht von so etwas. Schon der Gedanke daran macht mich klaustrophobisch.« Er rieb sich die Hände. »Apropos, Sie haben Ihren Preis noch nicht genannt, Asaf.«
»Ich werde Euch einen Sonderpreis machen, o mächtiger Dschinn. Aber für wie viele Teppiche? Das habt Ihr mir noch nicht gesagt.«
»Ich denke da an einen extragroßen für mich«, sagte Nimrod, »und an zwei Juniormodelle für meinen Neffen und meine Nichte.«
»Drei Wünsche.«
»Das ist angemessen.«
»Von jedem von Euch.«
Nimrod schüttelte den Kopf. »Nein. Das ist zu viel.«
»Trotzdem ist das mein Preis. Drei für den großen. Und noch drei weitere für jeden der beiden kleineren. Ein Wunsch ist für mich und einer für jeden meiner acht Söhne.«
»Aber neun Wünsche, Asaf«, sagte Nimrod, »damit sind wir den ganzen Tag beschäftigt.«
»Es war ein hartes Jahr, mit dem wirtschaftlichen Einbruch und den Preisen – reden wir lieber nicht über die Preise. Es sind ja nicht nur die Kosten für Teppiche, die steigen, sondern auch für alles andere. Außerdem sind diese Teppiche Kunstwerke
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