Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan
im Auge behalten«, sagte Philippa. »Und uns damit trösten, dass wir, wenn diese Prophezeiung stimmt, als Zwillinge doppelt so mächtig sind wie einer.«
»Das stimmt«, pflichtete John ihr bei. »Wir haben tatsächlich eine Verbindung, die uns stärker macht. Das war schon immer so. Und das wird auch so bleiben.«
Philippa nickte. »Ich glaube, es wird Zeit, dass wir anfangen, uns diese Stärke zunutze zu machen.«
»Was habt ihr beide denn zu tuscheln?«, fragte Nimrod.
»Nichts Besonderes«, erwiderte Philippa.
»Wirklich? Ihr habt gerade ausgesehen wie zwei Verschwörer.«
Philippa stand auf und ging hinüber, um sich neben Nimrod zu setzen.
»Uns ist bloß ein bisschen langweilig, sonst nichts«, sagte sie und streichelte Moby geistesabwesend den Kopf. »Es fühlt sich an, als säßen wir schon ewig auf diesem Teppich.«
»Wir werden bald landen«, sagte Nimrod. »In der Wüste, unweit von Kandahar. Wir wollen nicht mehr Aufmerksamkeit erregenals unbedingt nötig. Es ist die zweitgrößte Stadt in Afghanistan.«
»Aha«, sagte John.
»Du klingst nicht gerade beeindruckt, mein Junge«, stellte Nimrod fest.
John zuckte die Achseln. Er hegte gerade keine allzu freundlichen Gefühle für seinen Onkel. Die Aussicht, geopfert zu werden, wirkt sich auf jedes Kind äußerst ernüchternd aus.
»Aber es ist eine historische Stätte«, ließ Nimrod nicht locker.
»Na und?«, sagte John abweisend. »Wenn man es genau nimmt, ist alles und jedes eine historische Stätte. Ich wette, selbst wenn man Des Moines in Iowa umgraben würde, käme allerhand historisches Zeug zum Vorschein.«
»Möglich«, akzeptierte Nimrod Johns Argument mit einem Kopfnicken. »Nur dass Kandahar noch ein wenig historischer ist als die meisten anderen Orte. Schließlich wurde es von niemand Geringerem gegründet als Alexander dem Großen. Was man von Des Moines nicht gerade behaupten kann, so attraktiv die Stadt sein mag.«
»Was hat die Stadt denn außer Geschichte noch zu bieten?«, wollte John wissen.
»Kandahar ist für verschiedene Dinge berühmt«, sagte Nimrod. »Es ist ein bedeutendes Handelszentrum für Schafe und Kamele. Was natürlich der Grund für unser Kommen ist. Und für Früchte wie Granatäpfel zum Beispiel.«
Er hielt einen Moment inne und überlegte, wie sich seine nächsten Worte wohl auf seine jungen Patenkinder auswirken würden.
»Was noch?«, sagte er dann. »Ach ja, außerdem ist es die Heimat meiner Frau. Eurer Tante Alexandra.«
Auf dem Kamelmarkt von Kandahar
Nimrod ignorierte sämtliche Fragen der Zwillinge über eine Tante, von der sie überhaupt nichts wussten, bis der fliegende Teppich auf einer verlassenen Straße nach Norden auf dem trockenen, kargen Boden lag, wo sie gerade so die verschwommenen Umrisse von Kandahar ausmachen konnten.
Die beiden Isländer halfen Nimrod, den Teppich zu einer langen blauen Säule zusammenzurollen.
»Er ist zu schwer, um ihn auf die Schultern zu nehmen«, sagte Axel. »Aber hier, neben der Straße, können wir ihn auch nicht lassen.«
»Nein«, sagte Nimrod, »wir vergraben ihn.« Er sah die Zwillinge an. »Vielleicht hättet ihr die Güte, das Schaufeln zu übernehmen. Ich fühle mich ziemlich müde nach der ganzen Fliegerei.«
»Sicher.« John sagte sein Fokuswort und reichte seiner Schwester eine nagelneue Schaufel.
»Ich hatte eigentlich an etwas Prompteres gedacht«, sagte Nimrod. »Einen langen Graben zum Beispiel. Aber diese Schaufeln eignen sich fast genauso gut. Und wenn ich es richtig bedenke, hast du recht, John. Wenn du mit Dschinnkraft einen Graben schaffst, müsstest du auch für Erde und Sand sorgen, mit dem du ihn wieder auffüllst.«
Alle fingen an zu graben. Es war harte Arbeit in der prallen Sonne, doch zu fünft hatten sie bald einen Graben ausgehoben, der tief genug war, um den Teppich darin zu verstecken.
»Wie sollen wir die Stelle markieren?«, fragte John.
»Oh, ich werde sie mir merken«, sagte Nimrod.
»Das hat der Sohn von Dschingis Khan wahrscheinlich auch gesagt«, meinte Philippa. »Als sie seinen Vater begraben haben.« Sie lächelte. »Hat jemand ein Kamelfohlen übrig?«
»Touché, Philippa«, sagte Nimrod.
Er überlegte einen Moment und platzierte dann einen kleinen Stein auf dem Boden neben dem Versteck.
»Den können wir gar nicht übersehen«, spottete John.
Nimrod achtete nicht auf Johns spitze Bemerkung, sondern erklärte, dass es sich um einen besonderen Stein handle. Allerdings erklärte er nicht, in
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