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Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer

Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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Außerdem habe ich es uns noch nicht bequem genug gemacht. Wir brauchen ein paar Sitze.«
    Er nutzte seine Dschinn-Kraft, um drei riesige Ledersessel mit Sitzgurten herbeizuschaffen. »Ich verwende immer dieses Design«, sagte er. »Das sind die gleichen Sitze, wie sie British Airways in der First Class anbietet. Sehr nützlich für jede Reise.« Als die Flasche sich bewegte, fügte er hinzu: »Ihr solltet euch übrigens anschnallen. Nach meinen Erfahrungen zeigt Mister Groanin nicht besonders viel Feingefühl beim Transport einer Dschinn-Flasche. Das liegt natürlich daran, dass er selbst noch nie in einer Flasche gesteckt hat.«
    John und Philippa schrien auf, als die Flasche plötzlich wie eine Glocke hin- und herschwang.
    »Er geht bloß zum Auto«, sagte Nimrod kichernd. »Das ist das Problem, wenn man nur einen Arm hat: Er schwingt ihn hin und her.«
    »Ich finde, du solltest ihm mal eine Kostprobe davon geben, wie es hier drin ist«, meinte John. »Damit er in Zukunft ein bisschen einfühlsamer ist.«
    »Ach nein, das ist unmöglich«, sagte Nimrod. »Ein Mensch würde diese Erfahrung nicht überleben. Ihr habt es vielleicht nicht gemerkt, aber ein Dschinn benötigt in einer Flasche oder Lampe kaum Sauerstoff. In diesem körperlosen Zustand können wir lange Zeit fast ohne Luft überleben. Es ist ein bisschen wie Bewusstlosigkeit. Doch Weltliche sterben nicht nur, weil sie einatmen müssen, sondern auch, weil sie ausatmen müssen. Es ist nicht der Mangel an Sauerstoff, der sie umbringt, sondern es ist das Kohlendioxid. Geratet daher nie in die Versuchung, einen Menschen in eine Flasche zu stecken. Unangenehme Menschen verwandeln wir in Tiere. Damit sie atmen können.«
    »Ach, übrigens«, fragte Philippa, »was ist mit der Flasche geschehen, in der Iblis gefangen ist?«
    »Die steckt in der Tiefkühltruhe«, sagte Nimrod, »in meinem Haus in Kairo. Es ist nur zu seinem eigenen Besten. Dschinn sind nämlich ein wenig wie Eidechsen: Ihr Kreislauf verlangsamt sich bei Kälte.«
    »In der Tiefkühltruhe?«, wiederholte Philippa. »Ist das nicht ein bisschen grausam?«
    »Hast du schon wieder vergessen, dass er uns dasselbe antun wollte?«, fragte John. »Vielleicht sogar noch Schlimmeres.«
    »Dein Bruder hat Recht, Philippa«, sagte Nimrod. »Du brauchst kein Mitleid mit Iblis zu haben. Er ist ein ganz gefährlicher Bursche. In halb gefrorenem Zustand kann Iblis nicht wütend werden. Wenn jemand aus Versehen die Flasche öffnet, wird er nicht sofort anfangen, alles Mögliche zu zerstören. Die Ifrit sind berüchtigt für ihre Wutanfälle, sogar in Friedenszeiten. Habt ihr von dem großen Feuer in San Francisco im Jahre 1906 gehört, das durch ein Erdbeben verursacht wurde? Iblis. Doch das war nichts im Vergleich zu dem, was sein Vater Iblis Senior 1883 anrichtete: Er zerstörte eine ganze Insel in der Nähe von Indonesien. Sie hieß Krakatau. Die Explosion war so laut, dass man sie aus einer Entfernung von fünftausend Kilometern hören konnte. Die Asche regnete sogar auf Singapur herab, das fast tausend Kilometer nördlich von Krakatau liegt. Die Explosion verursachte eine riesige Flutwelle, eine so genannte Tsunami, die alles zertrümmerte, was ihr im Weg war. Mindestens 36   000   Menschen kamen dabei ums Leben.« Nimrod schüttelte den Kopf. »Glaubt mir, ihrsolltet nicht in der Nähe eines Ifrit sein, wenn er sich aus einer langen Gefangenschaft befreit.«
    Zwanzig Minuten später parkte Groanin den Rolls-Royce auf der Montague Place. Mit der Cola-Flasche in der Manteltasche betrat er das BM durch die unauffälligere Hintertür. Der Besuch dieses Gebäudes war ihm unangenehm, da es ihn an den Verlust seines Armes vor mehr als zehn Jahren erinnerte. Er konnte es nicht betreten, ohne die Ereignisse jenes schrecklichen Tages vor sich zu sehen, als die Tiger im Lesesaal brüllend Amok liefen, bevor sie über die Podeste sprangen und die entsetzten Angestellten anfielen.
    Die Bibliothek war mittlerweile nach St.   Pancras in eine hässliche Lagerhalle verlegt worden, von der Nimrod behauptete, sie hätte den Charme öffentlicher Urinale. Doch der Lesesaal sah noch genauso aus, wie Groanin ihn in Erinnerung hatte, nur ohne die Wildkatzen. Und so stieg er hinauf in den ersten Stock zum Raum 65, während das grauenhafte Brüllen der Tiger immer noch in seinen Ohren hallte.
    Er schlenderte wie jeder andere Tourist eine Weile in Raum 65 umher. Dann kniete er sich auf den Boden und tat so, als würde er sich die

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