Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer
Einige Mumien sind mehrere tausend Jahre alt und wurden Anfang des letzten Jahrhunderts aus ihren ursprünglichen Grabstätten entfernt. Ein Sprecher des Britischen Museums bestätigte, dass diverse kleinere historische Kunstgegenstände beschädigt oder verschwunden sind. Ein Anwalt der Männer, die alle aus dem Nahen Osten zu stammen scheinen, auch wenn keiner von ihnen bisher identifiziert werden konnte, erklärte gegenüber dem
Telegraph
, die Männer würden in Großbritannien Asyl beantragen. Am Mittwoch informierte der Premierminister das Parlament darüber, dass die Männer in ihr Heimatland abgeschoben würden, sollte sich herausstellen, dass sie sich ohne Aufenthaltserlaubnis im Land befänden. In den vergangenen Jahren wurden mehrmals Forderungen von Protestbewegungen laut, die Mumien im Britischen
Museum endlich angemessen zu beerdigen. Mrs Deirdre Frickin-Humphrey-Muncaster, Sprecherin der Bürgervereinigung ›Mamas für Mumien‹, äußerte: ›Der Vorfall macht nur wieder einmal den Skandal deutlich, der seit Jahrzehnten im Britischen Museum herrscht. Jeder Mensch hat das Recht auf eine anständige Beerdigung, egal, wie lange er schon tot ist.‹«
»Das sehe ich genauso«, sagte Philippa. »Es wird Zeit, dass wir lernen, andere Kulturen etwas mehr zu achten.«
»Sprich nicht von Zeit«, stöhnte John und riss Philippa die Zeitung aus der Hand. »Sieh dir das an.« Er zeigte auf das Datum oben auf der Titelseite. »Das ist die Ausgabe vom Donnerstag, die über die Ereignisse von Dienstagnacht berichtet. Wir müssen fast sechsunddreißig Stunden in dieser Vase verbracht haben!«
»O nein«, seufzte Philippa. »Groanin wird sich die größten Sorgen machen.«
Sie winkten ein Taxi heran und fuhren zurück nach Kensington, wo Groanin und Mr Rakshasas ungeduldig auf sie warteten.
»Wir sind vor Sorgen fast durchgedreht«, sagte Groanin. »Gestern konnte ich nicht mal in die Nähe der ägyptischen Ausstellungsräume kommen, so wimmelte es da von Polizisten! Und als ich heute in aller Frühe hinging, war nichts mehr zu finden. Noch nicht mal die Cola-Flasche.« Er runzelte die Stirn. »Wo ist Nimrod?«
»Das ist eine lange Geschichte«, sagte John und berichtete, wie Nimrod jetzt zusammen mit dem Dschinn, der von AkhenatensGeist Besitz ergriffen hatte, im Steinkrug gefangen war. Hoffnungsvoll fragte er Mr Rakshasas, was sie nun tun sollten.
Der alte Dschinn hörte aufmerksam zu und untersuchte den Krug, in dem Nimrod und Akhenatens Geist steckten. Dann schüttelte er betrübt den Kopf.
»Was immer wir auch tun«, sagte Mr Rakshasas, »wir dürfen den Deckel nicht von diesem Krug entfernen, sonst befreien wir Akhenaten.« Er seufzte. »Der arme Nimrod.«
»Aber Nimrod wird es sich da drin doch wenigstens gemütlich machen können, oder?«, vergewisserte sich John.
»Vermutlich wird er nicht wagen, seine Kraft anzuwenden«, sagte Mr Rakshasas. »Aus Angst, sie könnte Akhenaten stärken.«
»Was sollen wir dann bloß tun?«, fragte Philippa.
»Das ist eine gute Frage«, musste er zugeben. »Wie kann man ein Ei essen, ohne die Schale aufzubrechen? Das erinnert mich an die zwölf Aufgaben des Herakles. Oder auch an das Rätsel der Sphinx. Ja, es ist tatsächlich ein kniffliges Problem.«
»Das wissen wir bereits«, sagte John geduldig. »Aber wie lösen wir es?«
»Ich weiß es nicht«, gab Mr Rakshasas zu. »In all den Jahren als Dschinn bin ich diesem Problem noch nie begegnet.«
»Es muss aber einen Weg geben«, sagte John beharrlich. »Herakles hat seine zwölf Aufgaben doch auch bewältigt. Und Ödipus knackte das Rätsel der Sphinx. Bestimmt können wir das Problem lösen, wenn wir uns bemühen.«
Mr Rakshasas nickte gutmütig. »Eure beiden jungen Gehirnesind viel flexibler als meins«, sagte er. »Eine alte Pfeife gibt zwar den süßesten Rauch ab, doch eine neue brennt schneller. Vielleicht habt ihr ja eine Idee. Ich muss zugeben, dass mir im Augenblick nichts einfällt.«
»Ich geh Kaffee kochen«, sagte Groanin, der nur sehr ungern nachdachte, während im Fernsehen eine Cricket-Übertragung lief.
Philippa klopfte sich mit dem Knöchel ihres Zeigefingers an die Schläfe, als wollte sie einen nützlichen Gedanken aus dem hintersten Teil ihres Hirns freisetzen.
Es schien zu funktionieren.
»Während wir in der Flasche steckten«, begann sie, als sie den Gedanken schließlich in Worte fassen konnte, »hat Onkel Nimrod etwas über Iblis gesagt. Dass Dschinn wie
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