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Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer

Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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konnte, den ihr beide während der Narkose hattet. Ich spreche davon, wer und was ihr seid. Von eurem Glück und wie es funktioniert. Und von der wichtigen Mission, für die euer Hiersein notwendig ist. Von diesen Dingen des Lebens.«
    Nimrod wollte noch etwas anderes sagen, doch dann ertappte er sich beim Gähnen. »Du liebe Güte«, sagte er. »Bitte entschuldigt mich. Ich bin nicht daran gewöhnt, morgens so früh aufzustehen. Ich glaube, ich brauche ein Mittagsschläfchen. Und ich rate euch, dasselbe zu tun.« Er hob die Hand und ging zur Tür der Bibliothek. »Wir sehen uns beim Abendessen. Dann werden wir alles klären.«

Mr   Rakshasas

    ls John am frühen Nachmittag aufwachte, starrte er eine Weile lang an die Decke. Es war eine interessante Decke, ein Wandbild mit Wolken und gezackten Blitzen, und während John dalag, wurde er von dem Gefühl ergriffen, sich unmittelbar vor einem Wolkenbruch oder irgendeinem dramatischen Naturereignis zu befinden. So verging eine halbe Stunde, und als er beschloss, dass er sich jetzt offiziell langweilte, setzte er sich im Bett auf und begann das Buch zu lesen, das sein Onkel ihm geschenkt hatte. Auch das war irgendwie überraschend, da er eigentlich nur einen Blick hineinwerfen wollte.
    »Tausendundeine Nacht« ist keine Erzählung, sondern eine Sammlung von Geschichten, erzählt von der mutigen jungen Prinzessin Scheherazade, für die die Erzählkunst ein Mittel zum Überleben bedeutet. Es sind Erzählungen von Königen und Prinzessinnen, von mächtigen Dschinn, scheinbaren Wundern, schlauen Scharlatanen, geldgierigen Kaufleuten und Trickdieben. Ein paar der Geschichten, wie Sindbad, Alibaba und die vierzig Räuber und Aladin, kannte John natürlich schon. Das Faszinierende an dem Buch war jedoch, dass wie in einem chinesischen Puzzle eine Geschichte in die nächsteüberging. Es fesselte ihn wie kein Buch zuvor, sodass er es in einem Zug zu Ende lesen musste. John hatte nie an die Versprechungen auf den Buchrücken geglaubt, man würde dieses oder jenes Buch nicht aus der Hand legen können. Doch zu seinem Erstaunen stellte er fest, dass ihm jetzt genau das passiert war. Er fand das sehr bemerkenswert und würde diesen besonderen Tag in London, an dem er zum ersten Mal das Buch der Wunder aufschlug, nie mehr vergessen.
    Eine merkwürdige Eigenschaft an dem Buch, das Onkel Nimrod ihm gegeben hatte, waren seine seltsamen physikalischen Eigenschaften. Zum einen stellte John fest, dass es ihm unmöglich war, die Ecke einer Buchseite umzuknicken. Ein- oder zweimal knickte er eine Ecke um, doch als er wieder hinschaute, hatte sich die Buchseite von allein geglättet. Zum anderen schien der Lederband sich selbst zu beleuchten. Als der Tag in den Abend überging, merkte John, dass er das Buch ohne elektrisches Licht lesen konnte. Er experimentierte damit herum und fand heraus, dass er es sogar in fast völliger Dunkelheit ohne eine Taschenlampe unter der Bettdecke lesen konnte.
    Ebenso bemerkenswert war für John, der noch nie ein so dickes Buch gelesen hatte und noch nie so viel Spaß am Lesen gehabt hatte, die Geschwindigkeit, mit der er die glatten Buchseiten umblätterte. Seine Augen schienen über die Wörter zu fliegen, und statt der zwei oder drei Minuten, die er gewöhnlich für eine Seite brauchte, benötigte er jetzt für eine Seite nur ein Zehntel der Zeit, sodass er alle 1001   Seiten in weniger als sechs Stunden bewältigt hatte. Sobald er die letzte Seite umgeblättert hatte, war er so stolz auf sich, dass er in Philippas Zimmerrannte, um ihr seine Glanzleistung mitzuteilen. Doch er musste feststellen, dass sie das Buch ebenfalls von vorne bis hinten gelesen hatte und anscheinend mindestens eine Stunde vor ihm fertig geworden war.
    »Hier läuft irgendwas Seltsames ab«, sagte er und unterdrückte den Ärger über seine Zwillingsschwester.
    Philippa, die schon immer gern gelesen hatte – viel mehr als ihr Bruder   –, lachte. »Wem sagst du das? Wann hast du je einen ganzen Nachmittag mit einem Buch verbracht? Ach ja, einmal an Weihnachten, als du ›Ruf der Wildnis‹ von Jack London gelesen hast, weil Dad dir dafür fünfzig Dollar versprochen hatte.«
    »Jeder Cent war hart verdient«, sagte John. »Das war das langweiligste Buch, das ich je gelesen habe. Außerdem weißt du genau, wovon ich rede, Schwesterherz.«
    Philippa lächelte. »Besser als du, John«, sagte sie. »Ich habe schon auf dich gewartet, damit du Zeuge eines Experiments werden

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