Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer
Twist« von Charles Dickens gelesen hatte, war vom Umfang dieses Leseprojekts überwältigt.
»Es muss fünf Pfund wiegen«, sagte sie. »Wenn man beim Lesen dieses Buchs einschläft, riskiert man ernsthafte Verletzungen.«
»Trotzdem erwarte ich von euch, dass ihr es lest«, sagte Nimrod. »Und jetzt möchte ich euch eure Zimmer zeigen.«
Die Zimmer der Zwillinge waren im alten Turm untergebracht. Dort befanden sich große siebeneckige Räume, getrennt durch ein prächtiges Badezimmer, das im Art-déco-Stil mit russischen Handtuchhaltern aus Messing und Onyx ausgestattet war und das ihnen ganz allein zur Verfügung stand.
»Ihr werdet euch in den Zimmern sehr wohl fühlen«, sagte Onkel Nimrod. »Da bin ich mir sicher. Aber falls ihr das Haus erforschen wollt, dann denkt daran, dass es sehr alt ist. Vor allem dieser Teil. Vergesst nicht, wir sind in England – und England ist nicht Amerika. Wir haben andere Gewohnheiten, und ihr könntet Dinge entdecken, die euch etwas seltsam vorkommen.« Er schüttelte den Kopf. »Erschreckt nicht, wenn irgendwas Ungewöhnliches passiert. Das Haus ist gutartig.«
John und Philippa lächelten tapfer und bemühten sich, unerschrocken zu wirken. Das war nicht ganz einfach, denn was Nimrod gesagt hatte, klang ziemlich beunruhigend.
Er führte sie in ein kleines Wohnzimmer, in dem ein Sofa und ein Fernsehgerät standen. »Damit ihr euch ganz zu Hause fühlen könnt«, fügte er hinzu und stellte mit der Fernbedienung den kleinen Fernseher an, »habe ich euch zur gelegentlichenEntspannung einen Fernseher besorgt. Ich selbst sehe nie fern. Aber ich glaube, die Kinder von heute können ohne das Ding da kaum mehr leben.«
»Schau mal!« John zeigte auf den Bildschirm, auf dem gerade Otis und Melody Barstool aus Poughkeepsie im Bundesstaat New York gezeigt wurden. »Schnell«, rief er seinem Onkel zu, »mach es lauter! Das müssen wir sehen!«
»O Gott«, stieß Nimrod bestürzt aus. »Ich wusste ja gar nicht, dass eure Fernsehsucht derartig ausgeprägt ist.«
»Das ist ein Bericht über die Leute, die neben uns im Flugzeug gesessen haben. Sie sind während des Flugs wie vom Erdboden verschwunden.«
»Tatsächlich?«, fragte Nimrod. Mit einem seltsamen Lächeln setzte er sich neben die Zwillinge aufs Sofa. »Wie faszinierend! Ich liebe ein spannendes Rätsel.«
»Eine sorgfältige Durchsuchung des Flugzeugs während des Flugs und nach der Landung in London erbrachte keine Hinweise auf den Verbleib des Ehepaars«,
sagte der BB C-Sprecher .
»Die Polizeibehörden in London und in New York wurden alarmiert, als die Sorge um die Sicherheit der beiden über 7 0-jährigen Passagiere wuchs. Doch dann tauchte das Ehepaar heute früh gesund und munter in seiner Heimatstadt Poughkeepsie auf. Offensichtlich können sie ihr Verschwinden selbst nicht erklären. Zahlreiche Augenzeugen sagten aus, sie hätten gesehen, wie die Barstools in die Boeing 747 der British Airways gestiegen seien und dass sie sich während des Flugs mit den beiden unterhalten hätten.«
»Und ihr sagt, sie hätten neben euch gesessen?«, fragte Nimrod.
»Ja«, bestätigte Philippa.
»Wir hatten gerade gegessen«,
berichtete Otis Barstool einem Reporter
. »Ich hatte das Steak, Melody hatte sich das Hähnchen ausgesucht. Wir trinken beide keinen Alkohol. Ich hatte es mir gerade mit einem Buch gemütlich gemacht, als die Turbulenzen anfingen. Wir sind noch nicht sehr oft geflogen, und ich sag Ihnen ehrlich, wir sind beide echt nervös geworden.«
Nimrod lachte. »Echt nervös«, wiederholte er, wobei er Otis Barstools amerikanischen Akzent perfekt imitierte.
»Plötzlich wünschten wir uns, beteten wir, wieder zu Hause zu sein. Und als Nächstes saßen wir auf dem Sofa im Wohnzimmer, als wären wir nie weg gewesen. Eine Weile saßen wir bloß da und versuchten zu verstehen, was passiert war. Schließlich kamen wir zu dem Schluss, dass wir eine Art Nervenzusammenbruch hatten oder alles bloß ein Traum war. Aber dann klingelte der Sheriff an unserer Haustür, und den Rest kennen Sie ja bereits. Ich hab zwar schon davon gehört, dass Fluggesellschaften Koffer verlieren, aber ich höre zum ersten Mal, dass eine Fluggesellschaft zwei Passagiere verliert. Übrigens hat British Airways unser Gepäck nicht verloren. Das befindet sich jetzt in London.«
»Glauben Sie, dass Ihre Gebete erhört worden sind?«,
fragte der Fernsehreporter.
»Ich glaube ganz ernsthaft, dass das die einzige mögliche Erklärung ist«,
gab
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