Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer
erkundigen, wenn ich Hussein heute Abend treffe.«
»Du kannst doch nicht im Ernst dort hinfahren«, protestierte Philippa. »Vielleicht ist das eine Falle.«
»Das stimmt, aber ich habe keine andere Wahl. Es ist viel zu wichtig. Ich muss jede Chance wahrnehmen, um Akhenatens Grab zu finden.«
»Wer ist Akhenaten?«, fragte John.
Nimrod beugte sich auf seinem Sitz vor und wies Creemy an, nicht in Garden City anzuhalten, sondern stattdessen bis ans nördliche Ende von Maidan Tahrir zu fahren, zum Kairoer Museum der ägyptischen Antike. »Ich werde ihn euch vorstellen«, sagte er. »Es ist Zeit, dass ihr den gefürchtetsten und gehasstesten Menschen in der Geschichte der Dschinn kennen lernt.«
Akhenaten
n Kairo gibt es mehr als ein Dutzend Museen, von denen das Museum der Antike – auch Museum von Kairo genannt – das größte, beliebteste und rosaroteste ist. Es ist ein riesiges, heißes, schmutziges, stinkendes, chaotisches Gebäude mit zerbrochenen Fensterscheiben, einem undichten Dach, schlechter Beleuchtung, veralteten Schauvitrinen und lieblosen Beschreibungen der allerkostbarsten Ausstellungsstücke. Gleichzeitig ist es eines der wundervollsten Museen der Welt. Als sie das Gebäude betraten und an den zahlreichen Sicherheitsbeamten vorbei in den Rundbau schritten, gestand Nimrod den Zwillingen, dass er ihnen etwas Wichtiges beichten müsse, bevor er ihnen Akhenaten vorstellte.
»Es hat mit der Anwendung eurer Dschinn-Kräfte zu tun. Eigentlich hätte ich euch gleich zu Beginn davon erzählen sollen. Vielleicht habt ihr gehört, was Hussein Hussaout über die Erfüllung der drei Wünsche gesagt hat? Ich will euch erklären, warum wir unsere Dschinn-Kraft nicht öfter anwenden. Warum ich lieber mit einem Flugzeug fliege als zum Beispiel auf einem Teppich. Weshalb ich es gewöhnlich vorziehe, dass mir jemand mein Essen kocht, statt es mir herbeizuwünschen.Kurz und gut, warum ich so vieles tue wie ein Mensch anstatt wie ein Dschinn.«
»Ja, darüber habe ich mich auch schon gewundert«, gab John zu.
»Wie ihr sicher bereits gemerkt habt«, sagte Nimrod, »kann ein Dschinn sehr lange leben. Viel länger als ein Mensch – bis zu fünfhundert Jahren. Sogar noch viel länger, wenn er sich in einem Glas oder einer Flasche aufhält, wo man eine fast unbegrenzte Lebensdauer erreicht. Aber jedes Mal, wenn man seine Dschinn-Kraft anwendet, verbraucht man ein bisschen Lebenskraft. Deswegen wird man durch die Anwendung der Dschinn-Kraft müde. Weil damit etwas den Körper für immer verlässt und nicht wiederhergestellt werden kann.«
»Das stimmt«, sagte Philippa. »Jetzt erinnere ich mich daran: Als ich Mrs Trumps Wunsch erfüllt habe, spürte ich, wie etwas meinen Körper verließ. Und einen Moment lang fühlte ich mich ganz schwach.«
»Genau das ist der Grund, weshalb diese Kraft sparsam eingesetzt werden muss. Jedes Mal, wenn ihr einen wichtigen Wunsch erfüllt oder etwas herbeiwünscht oder verschwinden lasst, wird die Dschinn-Flamme in euch ein wenig schwächer, und ihr verliert etwas von eurer Lebenszeit hier auf Erden. Und je älter ein Dschinn wird, desto mehr Lebenskraft kostet ihn die Erfüllung eines Wunsches.«
»Wie viel Zeit geht denn verloren?«, fragte John, der meistens praktisch dachte.
»Das weiß keiner genau«, gab Nimrod zu. »Aber als Faustregel gilt für einen Dschinn in meinem Alter, dass mich einWunsch einen Tag meines Lebens kostet. In eurem Alter klingt das nach wenig Lebenszeit. Doch wenn ihr mal so alt seid wie Mr Rakshasas, dann kann ein Tag sehr kostbar werden. Deswegen wendet er seine Kräfte heutzutage nur noch sehr selten an – außer für die Umwandlung in Rauch, was zum Glück nur sehr wenig Dschinn-Kraft kostet. Ich wollte euch eigentlich erst später davon erzählen, damit ihr noch ein bisschen Spaß habt, ohne an die Folgen zu denken. Aber nach Hussaouts Bemerkung hatte ich keine andere Wahl. Wenigstens versteht ihr nun, warum die Dschinn nicht allen Menschen drei Wünsche erfüllen. Abgesehen von dem großen Chaos, das daraus entstünde, würde es auch unsere Lebensdauer erheblich verkürzen.«
»Wie viel länger kann ein Dschinn in einer Flasche oder Lampe leben?«, wollte Philippa wissen.
»Das ist eine gute Frage«, sagte Nimrod. »Und es ist auch ein Grund, warum ich euch jetzt in dieses Museum geführt habe. Lange Zeit wusste niemand, wie lange ein Dschinn in einer Flasche überleben kann. Doch seit dem Jahr 1974 wissen wir mehr. Ihr habt doch sicher
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