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Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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einer der Inkakönige für Fußball und das Wohl derperuanischen Nationalmannschaft interessierte, ließ er sich das nicht anmerken. Sie hatten die Augen nur einen Spalt weit geöffnet und ihre faltigen, aschgrauen Gesichter blieben so regungslos wie die Statuen auf der Osterinsel. Hin und wieder glaubte Miesito einen von ihnen lächeln zu sehen, doch das waren nur die Zähne in den mumifizierten Schädeln, die auf grässliche Weise durch die pergamentdünne Haut schimmerten. Während sie schweigend durch den dampfenden Dschungel marschierten, begann Miesito sich zu fragen, ob die Könige überhaupt sprechen konnten. Dass sie es tatsächlich konnten, war nur eine von vielen Überraschungen, die ihn noch erwarteten.
    Die erste dieser Überraschungen war die Existenz eines Tieres, das Miesito noch nie zuvor gesehen hatte. Auf einer Waldlichtung trafen sie auf eine Herde von Tieren, die aussahen wie eine Abwandlung von Tapiren – den großen, schweineähnlichen Säugetieren mit den kurzen Rüsseln, die es in Südamerika gibt. Nur dass diese Tiere etwa doppelt so groß waren wie jeder Tapir, dem Miesito in seinen langen Jahren als Dschungelführer je begegnet war. Und nicht nur das. Diese Kreaturen besaßen Hauer und hatten mit kleinen Mastodonten oder prähistorischen Elefanten, ebenso viel Ähnlichkeit wie mit großen Tapiren.
    Nicht weniger überraschend war für Miesito die Feststellung, dass die Tiere ausgesprochen zahm waren, denn sie ließen sich von den mumifizierten Königen wie Pferde besteigen. Miesito, der nicht erpicht darauf war, weiter zu Fuß zu gehen, wenn seine schweigsamen Gefährten offensichtlich beschlossenhatten zu reiten, griff einem der Viecher in die dicke Mähne und schwang sich auf seinen Rücken. Von nun an kamen sie schnell und mühelos voran und es dauerte nicht lange, bis Miesito überzeugt war, dass das plötzliche Auftauchen dieser seltsamen und urtümlich wirkenden Tiere mit dem Erscheinen der mumifizierten Inkakönige zusammenhängen musste.
    »Also, was ist das für ein Tier, auf dem wir da sitzen?«, fragte er den Inkakönig, der ihm am nächsten war, während sein Reittier einen kleinen Baum beiseitedrückte. »Scheint mir recht selten zu sein. Vielleicht sogar ausgestorben. Wie die Dinosaurier in diesem Kinofilm.«
    Keine Antwort. Aber das ließ Miesito nicht gelten.
    »So eine Art prähistorischer Tapir, stimmt’s? Ein Elefant vielleicht? Auf jeden Fall ist es bequem. Das muss ich sagen. Ich komme mir hier oben vor wie dieser alte karthagische General Hannibal. Der mit Elefanten die Alpen überquert hat, um gegen die Römer zu kämpfen. Das ist doch wahrscheinlich der Sinn der Sache, nicht? Ihr wollt euch mit den Tieren im Kampf einen kleinen Vorteil verschaffen?«
    In der Nähe des Dorfes der Xuanaci vernahm Miesito den unverkennbaren Lärm eines erbitterten Kampfes, und als er sich auf den kräftigen Rücken seines Reittieres stellte, erblickte er drei spanische Reiter mit dreieinhalb Meter langen Lanzen, die mehrere fliehende Indios durch den Dschungel verfolgten mit der Absicht, ihnen den Garaus zu machen. Im Dorf selbst war eine offene Schlacht im Gange, in der Pizarros gepanzerte Spanier Mann gegen Mann gegen eine Schar fast nackter Xuanaci kämpften, während ziemlich genau in der Dorfmitte einigeSpanier goldene Trinkgefäße und Teller aus der größten Hütte trugen und ihren Kameraden triumphierend zuriefen. Auch das war eine große Überraschung für Miesito.
    »Hätte nie gedacht, dass die Xuanaci so viel Gold haben«, sagte er leise. »Wer hätte das für möglich gehalten? Kein Wunder, dass sie immer so feindselig waren. Wahrscheinlich hatten sie Angst, jemand könnte ihnen ihre Schätze wegnehmen.«
    »Welche von beiden sind die Xuanaci?«
    Der Inkakönig direkt neben Miesito hatte das gesagt und sah ihn nun das erste Mal an. Von seinen Augen ging ein seltsames Leuchten aus, wie das trübe Glimmen einer Glühbirne, und auch seine Stimme klang rauchig, als habe man sie über einem langsam brennenden Holzfeuer geröstet.
    »Sie haben gesprochen«, sagte Miesito. »Ich glaube wirklich, Sie haben gesprochen.«
    »Sicher habe ich das«, sagte der mumifizierte Inkakönig. Seine Königskameraden blickten nun alle auf Miesito, als warteten sie auf seine Antwort. »Der junge Herr hat uns befohlen, den Xuanaci zu helfen.«
    »Ihr meint den Jungen, John?«
    »Ja, John. Wir sind aus
Hana-Paca,
der oberen Welt, zurückgekehrt, wo an Essen und Wärme kein Mangel herrscht. Wir

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