Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka
sind zurückgekommen, um unsere Feinde nach
Okho-Paca
zu schicken, dem Ort der endlosen Kälte. Der junge Herr und Sohn der Sonne befiehlt und wir gehorchen. Sprich, Lamadung, welche von diesen sind die Xuanaci?«
Miesito war nicht besonders begeistert darüber, als Lamadung angeredet zu werden, schon gar nicht, nachdem er sichdie Mühe gemacht hatte, die Könige zum Dorf der Xuanaci zu führen. Er hatte nicht übel Lust, dem Inkakönig zu erklären, dass er ihm den Buckel runterrutschen konnte. Gleichzeitig aber drängte es ihn, seinen Auftrag als Führer dieser seltsamen Schar zu Ende zu bringen und zu Nimrod und den Kindern zurückzukehren.
»Äh, die Xuanaci sind diejenigen, die wie Jaguare angemalt sind, Euer Majestät«, sagte er. »Ich meine natürlich die Großkatze, nicht das Auto. Gibt keinen Grund, im Dschungel wie ein Luxusschlitten auszusehen. Und auch keinen, sich einen zu kaufen.«
Immer mehr spanische Pferde galoppierten umher, und einige Xuanaci-Frauen und -Kinder versuchten schreiend dem Tumult zu entkommen. Von den Vernünftigeren begannen viele die Bäume und Schlingpflanzen hinaufzuklettern. Einige schafften es, andere nicht.
»Normalerweise sind die Xuanaci ziemlich gute Kämpfer, aber Sie sehen ja selbst – jedenfalls nehme ich das an –, dass die Spanier bis an die Zähne bewaffnet sind und Pferde haben, was es ziemlich schwer macht, sie zu töten. Ganz abgesehen davon, dass sie natürlich schon tot sind. Es ist nicht ganz einfach, jemanden zu töten, der an die fünfhundert Jahre tot ist. Selbst für Leute, die so böse sind wie die Xuanaci.«
Wie zum Beweis seiner Worte flog ein Kriegsbeil der Xuanaci durch die Luft und enthauptete glatt und sauber einen der berittenen Konquistadoren. Dieser ritt einfach weiter und schwang seine Lanze, als sei der Verlust seines Kopfes kaum der Rede wert.
Der abgetrennte Kopf sauste ins Unterholz und rollte, immer noch im typischen Birnenhelm steckend, bis vor Miesitos Füße. Der Dschungelführer starrte in das bärtige Gesicht des Spaniers. Die blauen Augen blinzelten weiter und das Gesicht bewegte sich, als sei es immer noch mit dem Körper verbunden. Dann musterte es Miesito mit einem lebhaften, ironischen Grinsen und sagte leicht lispelnd und mit kastilischem Akzent: »Was guckst du so, Schwachkopf? Noch nie einen abgetrennten Schädel gesehen?«
»Nein, und auch noch keinen, der mir hinterher frech kam«, sagte Miesito und beförderte den Kopf mit einem Fußtritt ins Gebüsch. »Sehen Sie, was ich meine?«, sagte er zu den Inkakönigen. »Die Xuanaci haben alle Hände voll zu tun, wenn sie diese toten Spanier besiegen wollen. Aber ich nehme an, Sie wissen, wie das ist, Señor. Schließlich sind Sie ja selber tot.« Achselzuckend fügte er hinzu: »Wenn ich das so sagen darf, Euer Majestät.«
Der mumifizierte Inkakönig gab keine Antwort. Stattdessen blinzelte er einmal langsam und hob seinen Speer, was für die anderen Könige ein Signal zu sein schien, denn diese packten ihre Reittiere und Waffen fester und machten sich bereit, die zahlenmäßig überlegene Truppe der feigen Spanier zu attackieren.
»Oh-oh«, sagte Miesito, als das Tier, auf dem er saß, nervös schnaubte. Da er annahm, dass es den anderen folgen würde, schwang er ein Bein über den Hals der Kreatur und rutschte keinen Moment zu früh über die große behaarte Flanke herunter. Das hier war nicht sein Kampf.
Im nächsten Augenblick gaben die Inkakönige ihren Reittieren mit wildem Kriegsgeheul die Sporen und fielen über die Konquistadoren her, dass diese kaum wussten, wie ihnen geschah. Der erste Angriff erfolgte mit solcher Wucht, dass schon bald die Köpfe mehrerer toter Spanier wie Fußbälle über den Dschungelboden hüpften, allerdings mit ebenso wenig tödlichen Folgen wie bei dem Konquistadoren, dessen Enthauptung Miesito zuvor miterlebt hatte.
»Sieht aus, als würde das ein langer Kampf werden«, sagte Miesito und musste, da sein Paläomastodon verschwunden war, auf einen Baum klettern, um sich einen genaueren Überblick über die Lage zu verschaffen. Dort begegnete er mehreren Brüllaffen, einem Dreizehenfaultier und jenen Mitgliedern der Xuanaci, die klugerweise geflüchtet waren, als die Spanier auftauchten, »um ihnen eine Lektion zu erteilen«.
Zu Miesitos Erleichterung begriffen die zahlreichen Xuanaci, die sich auf dem Baum versteckten, dass er es war, der die mumifizierten Inkakönige hergebracht hatte, um ihnen zu helfen. Daher begrüßten sie ihn
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