Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
Vom Netzwerk:
Maler John Everett Millais auf einem Gemälde dargestellt hatte, das Nimrod einmal in der Londoner National Gallery gesehen hatte. Darauf trug er einen Bart, ein rotes Wams, einen goldenen Harnisch und eine Halskrause, einen weichen Federhut und ein Schwert in der Hand. Diese plötzliche Erscheinung auf dem Rücksitz des Wagens wurde von einem Knall begleitet, der so laut war wie eine platzende Papiertüte.
    Die beiden Diebe schrien auf und fassten gleichzeitig nach den Türgriffen, um sogleich festzustellen, dass sie diese komplett herausziehen konnten, die Türen jedoch verschlossen blieben. Bei ihrem panikartigen Versuch, aus dem Auto zu fliehen, rutschte der Frau Pizarros Kopf aus der samtverkleideten Kiste in den Schoß, woraufhin sie noch mehr schrie. Dann versuchte sie, auf das Armaturenbrett zu klettern, sodass der Schädel auf den Boden plumpste.
    »Wer wagt es, mein Haupt zu rauben und es dann wie einen Granatapfel zu traktieren?«, donnerte Nimrod laut und herrisch, mit furchterregender spanischer Stimme. Er beugte sich vor und verpestete mit einer gewaltigen Knoblauchwolke aus Mund und Nase die stickige Luft im Auto, ehe er hinzufügte: »Hunde. Bastarde. Unholde. Ihr habt euch erdreistet, die kostbare Schatulle und das Haupt von Don Francisco Pizarro Demarkes zu stehlen. Macht euch bereit für die schrecklichste aller Strafen.«
    »Bitte«, wimmerte der Mann, wandte sich auf seinem Sitz um und rang die Hände wie zum Gebet. »Ich flehe Euch an, Don Francisco, bitte tötet uns nicht.«
    »Du wagst es, mich zu beschwören, Spitzbube«, verhöhnte ihn Nimrod mit einem schwefelsauren Lächeln und rasselte mit dem Schwert in der Scheide. Er hatte fast Spaß daran, so wie es einem Schauspieler gefallen mochte, in einem miesen Weihnachtsstück als böser Geist einmal ordentlich auf den Putz zu hauen. »Du magst nicht mehr erbitten als einen gnädigen Tod und die Weise, auf die ich dich und deine nichtswürdige Kumpanin richten werde. Ihr Ausbund von Dreck undFeuer. Hyänen. Furunkel. Tut kund, ob ihr auf das Leben eurer Mutter und der Mutter eurer Mutter schwören wollt, fürderhin nie mehr fremdes Gut anzurühren. Dann vielleicht will ich euer nutzloses Leben verschonen. Sonst hütet eure Zunge und tut einen letzten Schnaufer durch eure diebischen Nüstern und euer lügnerisches Maul.«
    »Ja, ja«, beteuerte der Mann. »Ich schwöre es. Bei meiner Mutter und der Mutter meiner Mutter. Ich werde niemals wieder stehlen. Wir beide nicht, stimmt’s?«
    »Ja«, piepste die Frau, die auf dem Armaturenbrett lag. »Ich schwöre es.«
    »Ich vermag euch nicht zu glauben«, knurrte Nimrod und ließ das Auto in seinem Zorn vibrieren, bis der Kühler zu überhitzen begann. »Denn ihr äußert kein Verlangen, meinen Schädel jenem armen Tropf zurückzugeben, den ihr bestohlen und der nun selbst einen grässlichen Tod erleiden muss. Noch habe ich vernommen, wie ihr eure Schuld bei all den anderen Narren zu tilgen gedenkt, die ihr betrogen und beraubt. Aber weil ihr mich ein wenig dauert, will ich euch eure Marter zur Wahl stellen. Nun denn, soll ich euch in ein tropfendes Gefäß verbannen und in das schmutzigste Gewässer dieser Erde werfen? Oder einer Boa constrictor mit fauligem Odem langsam zum Fraße geben?«
    »Nein, nein, nein«, rief die Frau, »wir bringen den Schädel sofort zurück. Ich verspreche es. Und ich will alles Geld, das ich gestohlen habe, der Kirche geben. Ich schwöre es.«
    »Ich auch«, piepste der Mann.
    Nimrod nickte. »Nun gut«, sagte er. »Ich glaube euch. Aberwenn einer von euch jemals wieder auch nur einen Bogen Briefpapier stiehlt, ohne Fahrkarte Bus fährt oder ein Buch nicht rechtzeitig in die Bücherei zurückbringt, komme ich wieder und ersetze eure Köpfe durch Elefantendung und verwandle eure Ohren in Mistkäfer. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    »Ja, ja, ja!«
    »Dann geht. Bringt dem bleichen Trottel auf der Plaza die Kiste und den Schädel zurück.« Nimrod ließ die Wagentüren aufspringen und die beiden kletterten hinaus und blieben gerade lange genug stehen, um Pizarros Schädel wieder in das Samtfutter zu betten.
    Nimrod, der sich ziemlich amüsiert hatte, stieg kichernd aus dem Wagen und sah zu, wie sie davonrannten. Um ihnen die Dringlichkeit, ein neues Leben anzufangen, noch einmal vor Augen zu führen, wandte er sich abermals zum Wagen um, murmelte sein Fokuswort und veränderte die Grundausstattung ein wenig. Er schwärzte die Rückscheibe und fügte Gitterstäbe ein,

Weitere Kostenlose Bücher