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Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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ist meine Rache.«
    »Dort, wo ich herkomme, pfeifen die Menschen, wenn sie glücklich sind. Und ich finde es ziemlich mies von Ihnen, sich an Leuten für etwas so Harmloses zu rächen.«
    »Wer bist du, dass du es wagst, mir vorzuschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe?«
    »Ich heiße John Gaunt. Ich bin auf der Suche nach der verlorenen Stadt Paititi. Um die Welt vor der großen Zerstörung zu bewahren, dem Pachakuti.«
    »Das ist mir einerlei, John Gaunt. Mir geht es nur um meine Rache.«
El Tunchi
grinste schrecklich. »Zuerst werde ich dir ein Loch in den Schädel bohren und dir das Gehirn aussaugen. Und deinen leeren Schädel benutze ich dann als Klangkörper für meine Orgel.«
    »Sie meinen eine richtige Orgel? Wie in einer Kirche?«
    »Ja. Nur dass ich statt Pfeifen menschliche Schädel verwende. Meine Orgel hat einundsechzig Töne und fünf Oktaven. Willst du sie sehen?«
    »Klar«, erklärte John mit einem lässigen Achselzucken.
    Er folgte
El Tunchi
zu einer kleinen Hütte im Wald, wo er das seltsamste Musikinstrument erblickte, das ihm je untergekommen war.
    »Die fünf Manuale bestehen aus Horn und Knochen aus der Region«, erklärte
El Tunchi
stolz. »Jaguarzähne und Antilopenhörner. Und die Register aus Tapirwirbeln. Das Pedal ist aus menschlichen Schienbeinknochen. Das Orgelgehäuse aus den vielen Rüstungen, die ich toten Konquistadoren abgenommen habe. Verflucht sollen sie sein. Und wie du siehst, sind die Orgelpfeifen natürlich Menschenschädel, die ich nach Tonhöhe und Klangfarbe angeordnet und senkrecht an einer Windlade befestigt habe. Sie ist eigentlich nur eine Holzkiste über einem Loch im Erdboden, aus dem heiße Luft herausströmt. Von diesen Löchern gibt es viele in diesem Teil des Dschungels. Und wenn der Wind durch die Pfeifen bläst, macht das einen höllischen Lärm.«
    El Tunchi
setzte sich und begann zu spielen. Es dauerte nicht lange, bis John sich die Ohren zuhalten musste.
El Tunchi
hattenicht gelogen. Es war wirklich ein infernalischer Lärm. Wie etwas, das direkt aus den tiefsten Schlünden der Hölle kam.
    »Ich finde, Sie spielen wirklich grottenschlecht«, sagte John.
    »Ich habe es nie gelernt«, gab
El Tunchi
zu. »Aber das spielt hier im Dschungel keine Rolle. Es ist ja niemand da, der mir zuhört. Außerdem spiele ich nicht für andere Leute, sondern nur für mich selbst. Aber wenn mir nach einem Publikum ist, pfeife ich es mir einfach herbei.«
    John dachte gründlich nach. Er war weder in der Lage noch sah er eine Möglichkeit, in die Parallelwelt zurückzukehren, in der er sich noch kurz zuvor mit Nimrod befunden hatte. Dafür brauchte er
El Tunchi
, das war ihm klar. Was er aber durchaus tun konnte, war, den Schamanen in eine Art Wettstreit zu verwickeln, aus dem sich vielleicht ein Vorteil ziehen ließ.
    »Apropos pfeifen«, sagte er. »Wenn ich so richtig darüber nachdenke, können Sie das auch nicht viel besser. Ich wette, ich könnte Sie bei einem Pfeifwettbewerb schlagen.«
    El Tunchi
grinste, dass ihm die Eidechse aus dem Mund fiel. Er schob sie wieder hinein und sagte: »Willst du mich herausfordern?«
    »Klar«, sagte John und grinste zurück. »Aber wenn wir schon gegeneinander antreten, sollte dabei auch was herausspringen, für das es sich zu kämpfen lohnt.«
    »Was denn zum Beispiel?«
    »Na, dass Sie meinen Schädel bekommen, wenn Sie gewinnen, und mich zu meinem Onkel Nimrod zurückbringen, falls Sie verlieren.«
    »In Ordnung«, sagte
El Tunchi
. »Abgemacht.«
    »Wer fängt an?«, fragte John.
    »Du natürlich«, sagte
El Tunchi
. »Schließlich bist du der Herausforderer.«
    »Kein Problem«, sagte John achselzuckend und murmelte sein Fokuswort, wobei er sich wünschte, der beste Pfeifer zu sein, den die Welt je gehört hatte.
    »ABECEDERISCH!«
    Nachdem er sich mit ein paar Takten von
Dixie
und
Yankee Doodle
in Schwung gebracht hatte, die fast überall in den Vereinigten Staaten gern gepfiffen werden, machte er mit einem Stück namens
Buffoon
Ernst und fuhr dann mit
Lovely Lady
fort. Als er mit
Moonlight
fertig war, sah der pfeifende Dschungelschamane ernsthaft besorgt aus.
    »Ich muss ehrlich sagen, dass ich solche wunderbaren Weisen noch nie in einer so virtuosen Darbietung gehört habe«, gab
El Tunchi
zu und begann eine wesentlich kompliziertere Version des gleichen Liedes zu pfeifen, das John bereits von ihm gehört hatte. Doch selbst
El Tunchi
musste eingestehen, dass sein Pfeifen weder die Geschicklichkeit noch die melodische

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