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Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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deutlich genug gesagt, dass wir den Knoten so belassen müssen. Um zu verhindern, dass Virgil Macreeby jemals durch diese Tür geht.«
    »Ja, aber das war vorher«, sagte John atemlos.
    »Vor was?«
    »Bevor ich gesehen habe, dass die Tür sich bewegt«, erklärte John. »Und bevor ich Mr   Groanin gehört habe. Er ist auf der anderen Seite und es klingt, als wäre er in Schwierigkeiten.«
    »Was?« Nimrod eilte unverzüglich zum Auge des Waldes, legte das Ohr an die Tür und lauschte. Und tatsächlich hörte er seinen Butler rufen, wenn auch von weit, weit her. »Bei meiner Lampe, du hast recht, Junge. Hier. Hilf mir, den Riegel zurückzuziehen.«
    Mit einem instinktiven Gespür für die Bedeutung des Haarseils schlang John es sich um den Leib.
    Der Schieber des goldenen Riegels, der mit zwei goldenenGriffen versehen war, war nach den vielen Hundert Jahren nur schwer zu lösen und noch schwerer zurückzuziehen.
    »Dann nimmst du es mir also nicht übel?«, sagte John und zog mit aller Kraft am Riegel. »Dass ich den Knoten aufgebunden habe? Und dass wir jetzt die Tür öffnen?«
    »Wenn wir davon ausgehen, dass Groanin bereits auf der anderen Seite steht, ist die Frage reichlich akademisch und nicht mehr relevant.« Nimrod ächzte vor Anstrengung. »Hoffen wir, dass die anderen den Xuanaci entkommen und bei ihm sind.«
    Endlich gab der Riegel nach und die Tür war frei, wenn auch noch nicht offen.
    »Stell dich ein wenig weiter weg«, befahl Nimrod John. »Wir wissen nicht, was auf der anderen Seite ist. Falls Groanin in Gefahr sein sollte, könnte auch für uns ein Risiko bestehen.«
    Während Nimrod an der quietschenden Tür zog, trat John einen Schritt zurück. Bei all dem Gezerre hatte sich das Seil um seine Taille gelockert, was er ein wenig ironisch fand, wenn man bedachte, wie fest es als Knoten gesessen hatte. Er nahm es kurz ab, um es sich neu umzubinden. Da bemerkte er die bunten Punkte auf der Innenseite des Seils und erinnerte sich daran, dass er die gleiche Abfolge farbiger Punkte schon irgendwo gesehen hatte. Doch ihm blieb keine Zeit, darüber nachzudenken. Die Tür war offen. Und auf der anderen Seite sah er   …
    … gar nichts. Nur ein klaffendes schwarzes Loch. Das war überaus merkwürdig, fand er. Selbst Nimrod machte ein überraschtes Gesicht.
    »Seltsam«, sagte er.
    »Aber wo ist Groanin?«, fragte John.
    Nimrod packte seinen Neffen am Arm und hielt ihn davon ab, durch die offene Tür zu treten. »Warte einen Augenblick«, sagte er. »Da bewegt sich etwas.«
    Im Eingang des Inkaportals schien sich der Raum optisch zu verzerren, so als werde das Licht selbst gebeugt. Dann war es, als würde dahinter ein alter Flimmerfilm anlaufen, und ein großer steinerner Raum wurde sichtbar. Hunderte, vielleicht sogar Tausende goldener Gegenstände türmten sich in der uralt aussehenden Kammer, doch von Groanin und den anderen fehlte jede Spur. Zugleich hatten die Kammer und ihr sagenhafter glitzernder Schatz etwas Unwirkliches. Als würde er gar nicht richtig existieren.
    »Was ist das, was wir da sehen?«, fragte John.
    »Eine Illusion«, sagte Nimrod. »Etwas, das die alten Inkapriester für die gierigen Augen der Konquistadoren vorgesehen haben müssen. Nur dass
sie
es vermutlich eine Vision genannt hätten. Frag mich nicht, wie die Inka so etwas zustande gebracht haben. Ich weiß es nicht. Aber ich glaube, dass das, was wir hier sehen, das Abbild von etwas ist, das wirklich existiert hat. Ein Abbild, das die Konquistadoren anlocken sollte.
    Du musst wissen, dass es Pizarro, als er nach Cuzco kam, wider Erwarten gelang, König Atahualpa gefangen zu nehmen, doch er versprach, den König am Leben zu lassen, wenn er kooperierte. Als Atahualpa merkte, wie fasziniert die Spanier von Gold waren, machte er Pizarro einen Vorschlag. Der König zog eine Linie hoch oben an der Wand im Tempel der Sonne, indem man ihn gefangen hielt, und erklärte Pizarro, dass er den Raum innerhalb von zwölf Monaten bis zu der Markierung mit Goldgegenständen füllen werde, wenn man sein Leben verschonte. Natürlich erklärte sich Pizarro damit einverstanden, und der König hielt Wort, was man von Pizarro nicht sagen kann. Es heißt, die Spanier hätten mehr als vierzigtausend Pfund zweiundzwanzigkarätiges Gold eingeschmolzen und zu Goldbarren verarbeitet. Zweifellos wusste der Inkapriester, der das Auge des Waldes erbaute, dass die Spanier eine Vision von all diesem Gold mit Sicherheit als eine Art gutes Omen deuten

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