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Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra

Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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nach wie vor das raucherfüllte unterirdische Laboratorium zu sehen war. Jeder, der die Aufnahmen verfolgt hatte, musste einen erstklassigen Blick auf den in Flammen aufgehenden Guru und dann auf das Aufleben der beiden alten Dschinn gehabt haben. Für Groanin lag es auf der Hand, dass sich sämtliche Bewohner des Aschrams davongemacht hatten, aus Angst vor dem, was eine Horde wütender Dschinn denjenigen antun könnte, die sie gefangen gehalten hatten.
    Er durchstreifte die gesamte rosa Festung bis zu dem Turm, in dem sich der Seilaufzug befand. Dort entdeckte er den Esel, der im Stall Hafer fraß. Das Seil hatte man abgeschnitten. DerAufzug war verschwunden, und einen Moment lang fragte sich Groanin, wie sie alle vom Felsen herunterkommen sollten. Doch dann fiel ihm wieder ein, dass sein Herr ein mächtiger Dschinn war, der, sobald er sich an der heißen indischen Sonne aufgewärmt hatte, zweifellos einen neuen Wirbelsturm heraufbeschwören und sie alle im Handumdrehen nach London zurückbefördern würde.
    Während er die Armmuskeln spielen ließ, ging Groanin zum Heiligtum und dem Aufzugschacht zurück, wo Mr   Rakshasas gerade als Letzter von der Leiter in die belebende Sonnenhitze trat. Groanin rieb sich die Hände, was er seit vielen Jahren nicht mehr hatte tun können, und sagte: »Nun, Sir. Zurück nach London?«
    »Nicht sofort«, sagte Nimrod und ging in die Wachstube. »Wir müssen einen kleinen Umweg über Kalkutta machen. Ich fürchte, wir haben dort eine Thermosflasche im Hotel zurückgelassen, die zwei ziemlich gefährliche Dschinn enthält.«
    »Aber natürlich«, sagte Mr   Rakshasas. »Die Zwillingstiger aus den Sunderbans. Die hatte ich ganz vergessen. Ja, Sie haben völlig Recht, Nimrod. Sie zurückzulassen wäre nicht gut.«
    »Tiger?« Groanin verlor die Farbe und schluckte laut. »Haben Sie Tiger gesagt?« Er hatte allen Grund, sich vor Tigern zu fürchten. Schließlich war es ein Tiger gewesen, der ihm den alten Arm abgebissen und ihn gefressen hatte, wie es Tiger nun mal so an sich haben.
    »Oh, kein Grund zur Sorge, Groanin«, sagte Nimrod. »Ich bin sicher, Sie müssen sich keine Gedanken machen. Trotzdem will ich mich lieber vergewissern, dass der Thermosflasche nichts zugestoßen ist.« Er nahm den Hörer vom Telefon, dasauf dem Tisch stand, und rief das Grandhotel an. Doch nachdem er die offen stehende Hotelrechnung beglichen hatte, wurde schnell klar, dass man keine Thermosflasche gefunden hatte. Der Zimmersafe war leer gewesen.
    »Es scheint, als kämen wir bereits zu spät«, sagte Nimrod. »Irgendjemand hat unsere Zwillingstiger gestohlen.« Er reckte sich in der Sonne wie eine Katze und spürte, wie ihm die Dschinnkräfte wieder durch die Adern rauschten. Ihr Lächeln zeigte, dass sich auch die Kinder und Mr   Rakshasas weitgehend erholt hatten. Groanin war der Einzige, der ein ernstes Gesicht machte.
    Zärtlich hielt er seinen neuen Arm. »Hören Sie, Sir«, sagte er. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich lieber nicht mit nach Kalkutta kommen, um auf Tigerjagd zu gehen. Ich fände es schrecklich, den Arm wieder zu verlieren. Durch einen Tiger einen Arm zu verlieren ist Pech; aber zwei zu verlieren grenzt regelrecht an Leichtsinn.«
    »Ich bezweifle, dass es einen Sinn hätte, nach Kalkutta zurückzukehren, um nach der Thermosflasche zu suchen, Groanin «, erklärte ihm Nimrod. »Ich nehme an, wer immer sie mitgenommen hat, ist längst verschwunden.« Er gluckste. »Ich wünschte nur, ich könnte das Gesicht des Diebs sehen, wenn er die Flasche aufmacht. Wenn er die entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen nicht trifft, steht ihm eine äußerst unangenehme Überraschung bevor. Glauben Sie nicht auch, Mr   Rakshasas?«
    »Jedes Verbrechen hat seine Strafe, das ist wohl wahr«, sagte Mr   Rakshasas. »Aber es gibt sicher nicht viele Untaten, die ihre Strafe schon in sich tragen. Bei Guru Masamjhasara wares so. Und dies hier scheint mir noch so ein Fall zu sein. Gefasst zu werden ist schmerzlich genug. Aber geschnappt und gefressen zu werden tut doppelt weh.«

Gewährleistung ausgeschlossen

    »Drei Wünsche, die jedes Maß an menschlicher Habsucht übersteigen«, sagte sich Oleaginus, der irdische Sklave von Iblis, dem Ifrit, immer wieder und hätte sich dabei die klammen Hände gerieben, wäre da nicht die Thermosflasche gewesen, die er aus Nimrods Hotelzimmersafe in Kalkutta gestohlen hatte. Jetzt hatte er seine drei Wünsche bestimmt in der Tasche, frohlockte Oleaginus.

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