Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra
getummelt haben.«
»Vergiss den Bart nicht«, sagte John. »Er sah aus wie ein altes Vogelnest.«
»Da habt ihr es«, murmelte Nimrod. Er entdeckte einenglänzenden Gegenstand auf dem Boden unter Mr Rakshasas’ Bett und bückte sich steifbeinig, um ihn aufzuheben. Es war der Kobrakönig, der zu Boden gefallen war, als Guru Masamjhasara den Rollwagen umgestoßen hatte.
Philippa legte besorgt die Hand auf Mr Rakshasas’ Schulter. »Wird er wieder gesund werden, Onkel Nimrod?«, fragte sie, mehr als nur ein bisschen beunruhigt darüber, dass ihr indischer Freund so lange brauchte, um aufzuwachen.
»Mr Rakshasas ist alt, sehr alt. In seinem Alter tiefgefroren zu werden ist höchst unglücklich. Aber ich glaube, das hier wird ihm vermutlich helfen.« Nimrod hielt den Kobrakönig einen Moment lang behutsam in der Hand, ehe er Mr Rakshasas’ alte Hand ergriff und seine dünnen Finger um das kostbare Amulett legte. »Die Wiedervereinigung mit seinen eigenen Weisheitszähnen wird seine Genesung bestimmt beschleunigen.«
Nimrod hatte noch nicht zu Ende gesprochen, als Mr Rakshasas die Augen aufschlug. »Also wirklich! Wenn einem die eigene Phantasie durchgeht, kann ein Mann sich nicht einmal mehr auf seine Augen verlassen«, sagte er und starrte die Kinder an, die besorgt um sein Bett standen. »Irgendwie kommt es mir vor, als hättet ihr drei
Balbachhe
große Ähnlichkeit mit drei amerikanischen Kindern, die ich kenne.« . (
Balbachhe
ist der Hindi-Ausdruck für Kinder.)
»Wir sind’s, Mr Rakshasas«, sagte Philippa. »Philippa, John und Dybbuk.«
»Du meinst, ihr seid gar keine
Bhikhari
? Denn ich habe kein Geld, das ich euch geben kann.« . (
Bhikhari
ist der Hindi-Ausdruck für Bettler.)
»Nein. Wir haben uns in Inder verwandelt, damit wir uns hier leichter unter die Leute mischen können.«
»Das war klug von euch«, sagte Mr Rakshasas. »Selbst ein Tiger gibt sich große Mühe, unbemerkt zu bleiben.« Er warf einen Seitenblick auf Guru Masamjhasara.
»Bedauerlicherweise kann ich mich nicht erinnern, wohin dieser Bursche gehört.«
»Außer vielleicht in einen Waldbrand oder zu einem Grillfeuer «, meinte Dybbuk.
»Und was ist das hier?« Mr Rakshasas setzte sich auf. Als er sah, dass er den Kobrakönig in der Hand hielt, stieß er einen tiefen Seufzer aus und wischte sich eine Träne fort. »Es stimmt, was sie sagen: Der letzte gefangene Fisch des Tages schmeckt ebenso frisch wie der erste.«
»Was immer das heißen soll«, murmelte Dybbuk.
»Nach all den Jahren habe ich ihn endlich.« Mr Rakshasas schüttelte den Kopf und sah Dybbuk an. »Das hätte ich nicht mehr für möglich gehalten. Und es fühlt sich wunderbar an.«
»Bedanken Sie sich dafür bei den Kindern«, sagte Nimrod. »Aber erst, wenn wir hier raus sind.« Er hatte den Blick zur Decke gerichtet, wo sich in der Mitte eines geschwärzten Brandflecks, direkt über dem immer noch brennenden Körper des Gurus, ein großer Riss aufgetan hatte. »Und das sollten wir lieber früher als später angehen, glaube ich. Mir gefällt der Anblick dieser Decke nicht.«
»Wartet«, sagte John. »Wir können noch nicht weg. Nicht ohne Mr Groanin. Sie haben ihn irgendwo eingesperrt.«
»Groanin?«, sagte Nimrod. »Was macht er denn hier? Er hasst Indien.«
»Er passt auf uns auf«, erwiderte Dybbuk trocken.
Nimrod grinste und sagte dann sein Fokuswort: »QWERTZUIOP!« Aber nichts geschah. »Hat keinen Zweck«, sagte er. »Ich bin immer noch halb erfroren. Wir werden auf irdische Art nach ihm suchen müssen. Können Sie laufen, Mr Rakshasas?«
»Ja.« Mr Rakshasas erhob sich steifbeinig vom Bett. »Allerdings ist das Alter ein sehr hoher Preis, den man für Weisheit und Wissen bezahlt«, fügte er hinzu, als er langsam auf die Füße kam. Die Zwillinge waren ihm dabei behilflich. Man hörte förmlich seine Knochen knacken, als er sich aufrichtete, und er setzte hinzu: »In Momenten wie diesen wünsche ich mir mitunter, ich wäre früh gestorben. John, Philippa, ich will mich ein wenig auf eure Schultern stützen. Wer einen Schritt nach dem anderen tut, kommt zweifellos auch voran.«
Sobald die beiden älteren Dschinn wieder ihre eigenen Kleider angezogen hatten, marschierten alle zur gläsernen Eingangstür des Laboratoriums und sahen sich auch nicht um, als der brennende Leichnam des Gurus schließlich zu Boden fiel, wo er und der Stuhl in dem nicht unerheblichen Quantum an Körperfett
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