Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra
zu aufgeregt «, sagte er stattdessen. »Mann, macht das Spaß!« Er hob die Hand und Brad klatschte ihn freundschaftlich ab.
Mr Blennerhassit nahm den Marschallstab andächtig hoch. »Ich kann kaum glauben, dass ich ihn wirklich habe«, sagte er. »Das ist ein Stück Weltgeschichte, was ich hier in der Hand halte.«
Dybbuk, dessen geschichtliches Interesse sich auf alte Kriegsfilme beschränkte, lächelte nachsichtig. »Sieht so aus«, sagte er und wartete darauf, dass der Mann endlich zum interessanten Teil überging.
»Ich wage es kaum, ihn aufzumachen«, sagte Mr Blennerhassit, der nun gänzlich nervös war. Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. Er biss sich auf die Lippe und grinste schief. »Und wenn er nun leer ist?«
»Es gibt nur einen Weg, das rauszufinden«, meinte Dybbuk. »Kommen Sie, Mr Blennerhassit, machen Sie ihn auf. Wir sterben vor Neugier.«
Harry Blennerhassit drückte die Abfolge aus Diamanten und goldenen Adlern, die Paul Futterneid in seinem Entwurf beschrieben hatte. Gleich darauf ertönte ein leises Klicken und eines der Endstücke sprang widerstandslos auf.
»Wahnsinn«, sagte Dybbuk und hüpfte vom Bett, auf das es vermutlich gleich Diamanten regnen würde, während Mr Blennerhassit den Stab über der Decke umdrehte.
Ihr Lächeln gefror, als aus dem fünfundvierzig Zentimeter langen Stab – nicht das Geringste herausfiel. Keine Diamanten, nicht eine einzige Goldmünze. Mr Blennerhassit hielt sich den Stab wie ein Teleskop vors Auge und starrte hinein.
»Moment mal«, sagte er in die kollektive Enttäuschung hinein. »Da ist irgendetwas. Sieht aus wie zusammengerolltes Papier.« Er zog einige Blätter aus der Röhre und rollte sie vorsichtig auseinander. Dann schnappte er hörbar nach Luft.
»Erzählen Sie mir nicht, ich hätte Görings Posterrolle geklaut «, sagte Dybbuk.
»Ehrlich gesagt, Buck, ich glaube, genau das hast du getan.« Harry Blennerhassit begann zu lachen. »Nur dass es sich hier nicht um Poster handelt, sondern um Kartons.«
»Kartons?«, fragte Brad verwundert. »Die Kartons, die ich kenne, sehen aber alle ganz anders aus.«
Das stimmte. Es waren Zeichnungen auf dickem, altertümlichem Papier – Zeichnungen, die aussahen wie Szenen aus der Bibel.
»Du verstehst mich nicht«, sagte sein Vater und grinste von einem Ohr zum anderen. »Für dich ist ein Karton nur irgendeine Pappschachtel für deine neuesten Sportschuhe.«
»Dann sind wir schon zwei«, gab Dybbuk zu.
»Karton ist der Fachbegriff für eine Vorzeichnung, die als Vorlage für ein Gemälde dient. Hermann Göring war ein begeisterter Kunstsammler. Ich bin zwar kein Experte, aber diese Zeichnungen sehen aus, als hätten die alten Meister sie angefertigt. Diese hier könnte von Leonardo da Vinci stammen. Und diese hier von Michelangelo. Diese hier auch. Und die hier könnte von Raffael sein. Und hier ist vielleicht noch ein da Vinci. Ich nehme an, dass sie dem alten Göring nach dem Krieg einen angenehmen Lebensstil sichern sollten. Jede einzelne könnte mindestens zehn bis fünfzehn Millionen einbringen. Und das hier sind sechs. Nein, wartet. Fünf. Diesechste hat keine Ähnlichkeit mit den anderen. Ich bin nicht sicher, um was es sich dabei handelt. Sie sieht deutlich jünger aus. Nicht dass es eine Rolle spielt. Als Sammlung bringen die anderen fünf Zeichnungen mindestens fünfundsiebzig Millionen Dollar ein, würde ich sagen.«
»Na also!«, rief Dybbuk und schlug Brad auf die ausgestreckte Hand. »Ich hatte für Kartons schon immer was übrig.«
»Ich auch«, stimmte der andere Junge zu. »Also, was machen wir jetzt, Dad?«
»Wir fahren zurück nach Palm Springs. Sobald wir wieder zu Hause sind, rufe ich bei einem der großen Museen an, die richtig viel Geld haben, und schaue, ob sie an einem Kauf interessiert sind. Wenn nicht, versuchen wir es bei den großen Auktionshäusern: Christie’s und Sotheby’s.« Er nickte entschlossen. »Verlasst euch drauf, Jungs. An Käufern wird es uns nicht mangeln. Es gibt überall Leute, die für eine dieser Zeichnungen ihre eigene Großmutter umbringen würden.«
Die Geburtstagsparty
John und Philippa Gaunt bereiteten sich darauf vor, ihren ersten Geburtstag als Dschinn zu feiern. Bei diesen ist es üblich, sämtliche vorausgegangenen Geburtstage nicht zu zählen und den ersten richtigen Dschinn-Geburtstag erst zu feiern, nachdem die Weisheitszähne gezogen wurden, was die Dschinnkräfte zur Entfaltung bringt.
»Heißt das,
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