Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra

Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
Vom Netzwerk:
Glamour, wie ein köstlicher Sherrytrüffel Alkoholaroma verströmte. Doch Philippa erinnerte sich an etwas, das sie und ihr Bruder von ihrem Onkel Nimrod über die Mutter erfahren hatten.
    »Nimrod hat uns erzählt, dass du obdachlos warst, als du Dad kennengelernt hast. Stimmt das wirklich?«
    »Ja, das stimmt.« Und auf dem Rückweg vom Supermarkt erzählte Mrs   Gaunt ihren Kindern die ganze Geschichte.
    »Habt ihr euch je gefragt, warum alle Dschinn reich sind?«, fragte sie.
    »Ziemlich schwer, sich vorzustellen, dass Dschinn arm sein können«, sagte Philippa achselzuckend. »Wenn man die Fähigkeit hat, anderen drei Wünsche zu erfüllen, wird man wohl kaum selbst von Sozialhilfe leben.«
    »Es sei denn, du bist ein krimineller Dschinn«, sagte John, »und musst im Haus von Kafur Zuflucht suchen, in dem der Gebrauch der Dschinnkräfte streng verboten ist.«
    »Es gibt einige Dschinn«, sagte Mrs   Gaunt, »die Reichtumgenerell in Frage stellen. Ich spreche von der Dschinn-Sekte, die man die Eremiten nennt. Sie streben danach, dem Leben von Engeln und Heiligen nachzueifern und ohne jeden Besitz zu leben. Auch ich war eine Zeitlang eine Eremitin. Und du hast Recht, Philippa – so habe ich euren Vater kennengelernt. Er hat mich für eine der vielen New Yorker Obdachlosen gehalten und trotzdem versucht, mir zu helfen. Deshalb habe ich mich in ihn verliebt und ihn geheiratet. Euer Vater mag von kleiner Statur sein, aber er hat eine große Seele.«
    »Also gibt es hier in New York Obdachlose, die in Wirklichkeit Dschinn sind«, stellte John fest.
    »Nicht nur in New York. Auch in London, Kalkutta, Kairo. Überall. Und es gibt nicht nur Dschinn, die auf diese Weise leben. Auch Engel sind darunter. ›Bleibet fest in der brüderlichen Liebe‹«, sagte sie. »›Gastfrei zu sein, vergesset nicht; denn dadurch haben etliche ohne ihr Wissen Engel beherbergt.‹ Das ist die Philosophie, nach der die Eremiten leben. Sie streben nur danach, Irdischen, die es wirklich verdient haben, Glück zu bringen. Menschen, die ihnen eine gute Tat erweisen, ohne die wahre Natur des Wesens zu kennen, dem sie beistehen.«
    »Und deshalb hast du dem Mann fünfzig Dollar gegeben«, sagte Philippa. »Für den Fall, dass er ebenfalls ein Dschinn ist.«
    »Für den Fall, dass er ein
Engel
ist, Philippa. Ich bilde mir durchaus ein zu wissen, wann ich einen anderen Dschinn vor mir habe. Aber Engel sind mächtiger als wir, deshalb können sie sich auch besser verstellen. Im Grunde können sie so ziemlich alles tun, was ihnen einfällt.«
    »Es klingt sehr nobel, was die Eremiten da tun«, stellte John fest.
    »Ja, das ist es wohl«, sagte seine Mutter. »Aber es ist auch nicht ungefährlich. Und deshalb möchte ich, dass ihr mir versprecht, niemals Eremiten zu werden. Zumindest nicht, ehe ihr älter seid. Ich werde nicht immer da sein, um euch beide zu beschützen.«
    Eine sonderbare Bemerkung, fanden die Zwillinge. Ein Leben ohne die Mutter schien ihnen undenkbar. Trotzdem versprachen sie ihr, keine Eremiten werden zu wollen. Und dann kehrten sie nach Hause zurück. Nachdem sie die Einkäufe in die Küche hinuntergetragen hatten, erklärte Layla, dass sie ihnen etwas sehr Wichtiges zu zeigen habe.
    »Als ich vorhin von der Seele eures Vaters sprach«, sagte sie, »fiel mir ein, dass euer erster Dschinn-Geburtstag ein sehr passender Anlass ist, um euch in euren Seelenspiegel blicken zu lassen.«
    »Was ist ein Seelenspiegel?«, fragte Philippa.
    »Der Synopados. Hat Nimrod euch nie davon erzählt?«
    »Nein.«
    »Kommt mit«, sagte Mrs   Gaunt. »Ihr werdet es leichter verstehen, wenn ihr es selbst seht.« Damit führte sie die Kinder zum Dachboden hinauf, den sie noch nie zuvor hatten betreten dürfen.
    »Du hast gesagt, dass es hier oben Fledermäuse gibt«, sagte Philippa, als ihre Mutter eine Leiter herabzog, die zum Dachboden hinaufführte. »Ich hasse Fledermäuse.«
    »Genau deshalb habe ich es ja gesagt«, meinte Mrs   Gaunt. »Um euch davon abzuhalten, hierher zu kommen.«
    Sie stiegen die Stufen hinauf. Mrs   Gaunt öffnete die Luke, schaltete eine trübe Glühbirne an und betrat in gebückterHaltung den Dachboden. Aufgeregt folgten ihr die Zwillinge; sie wussten, dass sie etwas zu sehen bekommen würden, was außerhalb ihres bisherigen Erfahrungsspektrums lag.
    Sie sahen sich um. Unscheinbare Kartons standen auf dem Hartholzboden. Aber es gab weder Staub noch Spinnweben. Und ganz sicher keine Fledermäuse. Nur einen strengen

Weitere Kostenlose Bücher