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Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra

Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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Ecstasy« oder »Fliegende Lady« bekannt ist. Doch die silberne Lady auf Nimrods Rolls-Royce war kein modischer Schnickschnack, sondern der Medusa nachempfunden, deren Blick ausreichte, um jeden, der ihr ins Gesicht sah, in Stein zu verwandeln. Sobald das Fokuswort des Diskrimens aus den Autolautsprechern ertönte, sprang die Kühlerfigur von der Haube, nahm in Windeseile die Größe einer richtigen Frau an und ließ Groanins zahlreiche Verfolger vor Entsetzen erstarren, als sie zuerst die Kobra direkt neben demWagen in Stein verwandelte und dann einen ihrer menschlichen Pfleger.
    Groanin beschirmte die Augen vor dem schrecklichen Blick der Medusa, riss die Wagentür auf, sprang hinein und brauste mit einem Seufzer der Erleichterung davon. »Gelobt sei die Theomorphologie«, sagte er. »Was immer das ist.«
    Trotz allem empfand Groanin ein gewisses Unbehagen, denn ein Rolls-Royce ohne Kühlerfigur ist wie New York ohne Empire State Building oder ein UEF A-Cup -Finale ohne UEF A-Cup ; und er zerbrach sich bereits den Kopf, wie er die Fliegende Lady eines Wagens aus dem Jahr 1955 ersetzen sollte. Doch diese Sorge hätte er sich sparen können. Irgendwo zwischen Kensington und Kew holte die Kühlerfigur, die inzwischen wieder ihre normale Größe erreicht hatte, den Wagen ein und kletterte zurück auf ihren angestammten Platz auf der Motorhaube, sodass Groanin die Fahrt auf geziemende Weise fortsetzen konnte. Schließlich weiß die ganze Welt, dass viele Butler größere Snobs sind als ihre Herren.
     
    Ohne etwas von dem Drama zu ahnen, das sich außerhalb der Dschinnlampe abspielte – klugerweise hatte Mr   Rakshasas daran gedacht, seine Bibliothek mit Passagierschiff-Stabilisatoren auszurüsten   –, hörten Philippa und Dybbuk aufmerksam zu, während John Mr   Rakshasas’ Notiz vorlas, die sie in dem Buch über Hermann Göring gefunden hatten.
    »›Die Briten haben sich in Indien vor und nach dem Aufstand abscheulich verhalten.‹« John las langsam, denn Mr   Rakshasas hatte eine winzige Handschrift und das Licht im Leseraum war nicht besonders gut – was ein wenig seltsam erschien,wenn man bedachte, dass sich der Leseraum selbst im Innern einer Lampe befand. »›Und am abscheulichsten von allen verhielt sich zweifellos Colonel Mountstuart Wavell Killiecrankie, M.   C.   Nachdem er den Kobrakönig von Kathmandu gestohlen hatte, machte er sich daran, den Kult auszurotten, der ihn geschaffen hatte und dessen Hauptopfer ich selbst war. Allerdings hatte Killiecrankie dabei offenbar nur den Wert des Kobrakönigs im Sinn – der lupenreine Kopf aus Smaragd hat mehr als 1300   Karat und dürfte ein ordentliches Sümmchen einbringen. Trotzdem bleibe ich dabei: Kein anderer britischer Offizier verhielt sich so widerwärtig wie Colonel Killiecrankie. Und obwohl ich ihm meine Befreiung aus der Sklaverei und der Knechtschaft des Kults verdanke, gibt es in meinen Augen keine Entschuldigung für die Gräuel, die er an den armen Indern und Nepalesen beging, welche dem Kult angehörten. Es erscheint mir nicht weiter verwunderlich, dass er, noch ehe er überhaupt daran denken konnte, den Kobrakönig zu verkaufen, um sein Leben fürchten und sich verstecken musste. Vergeblich. 1859, ein Jahr nach der Veröffentlichung seines Buches, wurde der Colonel unter bis heute ungeklärten Umständen von einer Königskobra gebissen und starb.
    Fest steht jedoch, dass der Kobrakönig nie gefunden wurde und dass es Colonel Killiecrankie gelungen ist, das Amulett vor seinen anrückenden Feinden zu verbergen. Außerdem steht fest, dass es ihm vor seinem Tod gelang, mit seiner Familie Kontakt aufzunehmen und ihnen einige Anweisungen zu schicken, wie sie den Kobrakönig ausfindig machen sollten. Niemand weiß, wie diese Anweisungen aussahen, doch in den Jahren nach Colonel Killiecrankies Tod stellte ich fest, dassseine Familie aus seinem Wissen keinen Profit geschlagen hatte, und ich folgerte daraus, dass das Amulett für immer verloren war.
    Doch dann heiratete die Tochter des Colonels, Millicent, 1895 einen reichen deutschen Bankier namens Otto Kringelein. Die beiden bekamen eine wunderschöne Tochter, Fania, die nach dem Tod ihres Vaters seine umfangreiche Kunstsammlung erbte. Diese Sammlung wurde 1936 von den Nazis konfisziert. Unter den Bildern, die schließlich in den Besitz von Reichsmarschall Hermann Göring gelangten, befand sich auch ein simples Bild der East India Company, das eine Szene aus der Zeit der britischen

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