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Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra

Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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gewünscht hatte, beschrieb ein gewisser Colonel Mountstuart Wavell Killiecrankie, M.   C., die Entstehung und Geschichte der Aasth Naag, eines 1855 in Kathmandu, der Hauptstadt des heutigen Nepal, entstandenen Schlangenkults. Zu ihrem nicht geringen Erstaunen schilderte Colonel Killiecrankie, wie der Anführer des Kults, ein Mann namens Aasth Naga, in den Besitz von vier Weisheitszähnen gelangt war, die man einem jungen Dschinn namens Rakshasas aus dem Mund gestohlen hatte. Aasth Naga hatte aus den Zähnen ein magisches Amulett angefertigt – eine goldene Schlange mit einem riesigen Smaragd, der Koh- E-Qaf genannt wurde und wie der Kopf einer Königskobra geformt war.
    Mit Hilfe dieses Amuletts hatte Aasth Naga sich den jungen Rakshasas zum Sklaven gemacht und sodann beschlossen, unter Verwendung eines Wunsches, der ihn gegen jegliche Giftschlangen immunisiert hatte, diese Macht seinen fanatischen Anhängern zu demonstrieren. Der Colonel beschrieb, wie Menschen aus ganz Nepal und Nagapur, einer nördlichen Provinz Indiens, Kobras und Krait-Schlangen herbeibrachten, die den Aasth Naga beißen sollten. Bei einer dieser spektakulären Veranstaltungen hatte sich der Aasth Naga folgenlos von nicht weniger als acht Königskobras beißen lassen, und es war jene Meisterleistung, für die man den Kult, der um den Aasth Naga entstand, von nun an verehrte.
    Zwei Jahre nach der Gründung des Kults kam es zu einem Aufstand – dem so genannten Sepoy-Aufstand, in dem die Inder sich von ihren Kolonialherren, den Briten, zu befreien versuchten. Natürlich wurde in Colonel Killiecrankies Buch vor allem die Grausamkeit der Inder herausgestellt, während er die von seiner eigenen Seite verübten Schandtaten herunterspielte, die die »Meuterei« unterdrücken sollten. Zwischen den Briten und dem König von Nepal, dem
Rana
, wurde ein Vertrag geschlossen, in dem sich Nepal bereiterklärte, den Briten zu helfen. Aasth Naga jedoch widersetzte sich diesem Abkommen, und als Colonel Killiecrankie von dessen Plan zu einer zweiten Meuterei gegen die Briten erfuhr, handelte er schnell und entschlossen, verlangte ein Regiment nepalesischer Gurkhas, tötete Aasth Naga und stahl das berühmte Amulett des Kults, den goldenen Kobrakönig.
    An dieser Stelle endete der persönliche Bericht des Colonels über den Kobrakult von Kathmandu ziemlich abrupt, wie Philippa fand, so als habe er nicht genug Zeit gehabt, ihn fertigzustellen.
    »Glaubst du, es ist derselbe Rakshasas?«, fragte Dybbuk Philippa, als sie ihnen den Inhalt des glücklicherweise sehr kurzen Buches wiedergegeben hatte. »Ich weiß, dass wir Dschinn uralt werden können, aber dann müsste er mehr als hundertsechzig Jahre alt sein, nicht?«
    Philippa zuckte die Achseln. »Wie alt ist deine Großtante?«
    »Hundertdreißig.«
    »Unsere Großmutter ist fast zweihundert«, sagte John. »Also muss es unser Rakshasas sein, über den der Colonel schreibt. Warum sollte das Kobramedaillon Rakshasas undNimrod sonst so einen Schrecken einjagen?« Und noch während er diesen Gedanken weiterspann, schlug er sich mit der Faust in die offene Handfläche. »Aber klar! Sie müssen befürchten, dass jemand den Kult wieder aufleben lässt. Denn wer das Amulett des Kobrakönigs besitzt, hat auch Macht über Mr   Rakshasas!«
    »Das denke ich auch«, sagte Philippa. »Es muss der gleiche Rakshasas sein. Und seht euch mal das Bild in diesem Buch an. Es ist mehr oder weniger das gleiche wie auf dem Medaillon. Nur das Gekritzel neben der Schlange sieht anders aus.«
     
    »Das passt auch zu dem, was in diesem Buch steht«, erklärte John aufgeregt. »Über Gemälde. Ein Company-Bild ist ein Gemälde, das von der
British East India Company
, der Britisch-Ostindischen Handelskompanie, in Auftrag gegeben wurde. Sie war Bestandteil der britischen Kolonialherrschaft in Indien und wurde nach dem Sepoy-Aufstand im Jahr 1858 aufgelöst. Ähnlich, wie ein Tourist heute einen Fotoapparat benutzt, um von einem interessanten Ort ein Bild zu machen, heuerten die Angestellten der East India Company einen örtlichen Maler an, damit er ihnen von bestimmten Ereignissen ein Bild malte, das sie dann nach England schicken konnten.«
    »Ich wette, das Bild hat was mit dem Kobrakönig zu tun«, sagte Dybbuk. »Wenn das Amulett aus Gold ist und einen riesigen Smaragdkopf hat, muss das der Grund sein, warum Hermann Göring das Bild für genauso wertvoll hielt wie eine Zeichnung von Leonardo da Vinci. Dann muss der dicke alte

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