Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra
Gauner gewusst haben, dass das Bild der Schlüssel zu einer unbezahlbaren Kostbarkeit ist.« Kopfschüttelnd schwenkte erdas Buch, in dem er gerade gelesen hatte. »In diesem Schinken über Göring steht allerdings kein Wort davon. Um ehrlich zu sein, ist es das langweiligste Buch, das ich je gelesen habe.« Dybbuk warf den Band beiseite, was ihm einen vorwurfsvollen Blick von Liskeard Karswell du Crowleigh eintrug und einen Schrei von John, dem das Buch gegen den Kopf flog, nachdem es über den Bibliothekstisch geschlittert war.
»He, pass doch auf!«, rief John. Er rieb sich den Kopf, hob das Buch über Göring auf und legte es auf den Tisch zurück. »Jetzt sieh dir an, was du gemacht hast«, sagte er, als er bemerkte, dass sich eine Seite aus dem Buch gelöst hatte. »Es ist beschädigt.«
John klappte das Buch auf und wollte die Seite ordentlich wieder einlegen, als er merkte, dass es überhaupt keine lose Buchseite war, sondern ein fein säuberlich zusammengelegtes Notizblatt, das über und über mit einer winzigen blauen Handschrift bedeckt war, die von einem Elfenwesen hätte stammen können. John erkannte die Schrift sofort und sein Herz begann schneller zu klopfen.
»Das ist die Handschrift von Mr Rakshasas«, sagte er und überflog den ersten Absatz. »Er hat sich hier notiert, was vermutlich aus Colonel Mountstuart Wavell Killiecrankies Bild von der East India Company geworden ist!«
Nachdem die drei Kinder im Palmenhaus der Kew Gardens ihre Transsubstantiation vollzogen hatten und in Mr Rakshasas’ Lampe verschwunden waren, gab es für Groanin keinen Grund mehr, länger herumzustehen. Die Lampe so warm zu halten, dass die Kinder wieder herauskommen konnten, warwesentlich leichter, als die Kinder selbst warm zu halten. Also holte er die Lampe unter der Betelpalme hervor, steckte sie in den kleinen Rucksack, den er dabeihatte, und machte sich auf den Weg nach draußen.
Während er in östlicher Richtung zum Hauptausgang ging, wo er den Rolls geparkt hatte, merkte der einarmige Butler bald, dass ihm zwei Männer folgten, während zwei weitere von beiden Seiten auf ihn zukamen. Es war ziemlich offensichtlich, dass sie ihm den Weg abschneiden wollten, höchstwahrscheinlich, um die Lampe mit den Kindern zu stehlen. Groanin ging schneller, doch es war klar, dass er sich würde verteidigen müssen, wenn er die Kinder in der Lampe nicht verlieren wollte.
Nun hat so ziemlich jeder schon von ein-silbigen Kämpfern gehört. Aber nur den wenigsten ist jemals ein ein-armiger Kämpfer begegnet. Doch wie sich herausstellen sollte, besaß Groanin den schwarzen Gürtel in
Sharawaggi
, einer chinesischen Kampfkunst, die sich körperliche Defekte zunutze macht, um nichts ahnende Gegner in die Falle zu locken.
Die ersten beiden Angreifer wurden von Groanin professionell ausgeschaltet und landeten lang ausgestreckt und nach Luft japsend auf dem Rasen. Der dritte Angreifer bekam Groanins Handgelenk zu fassen, doch der Butler verdrehte ihm den Arm wie den Schlüssel eines Aufziehspielzeugs, sodass der Rest des Mannes nur die Wahl hatte, entweder ein paar Saltos zu drehen oder ernsthafte Verletzungen zu riskieren. Der Mann knallte so heftig in ein Tulpenbeet, dass beim Aufprall eine große Königskobra aus seinem Hosenbein flog. Bei Groanins Anblick richtete sich die Schlange hoch auf, zischte ihnfeindselig an und spuckte ihm eine Ladung Gift entgegen, die Groanins Ohr nur knapp verfehlte.
»Teufel auch!«, rief der Butler und rannte, dicht gefolgt von der Schlange und weiteren Schlägern, die hinter den Bäumen hervorkamen, durch das Haupttor zu Nimrods Rolls-Royce. Doch gerade als er den Wagen erreichte, kam unter dem Fahrzeug eine weitere große Königskobra hervor und hinderte Groanin daran, den Türgriff zu packen. Als er merkte, dass er wirklich in der Patsche saß, drückte er auf einen schwarzen Knopf auf der Fernbedienung des Autoschlüssels und setzte das
Diskrimen
frei – einen Notfall-Wunsch, den Nimrod klugerweise mit dem Rolls verbunden hatte, zum Schutz und zur Sicherheit seines einarmigen Chauffeurs. Sobald der Wagen das Schlüsselsignal erhielt, glitt auf der Fahrerseite das Fenster herab, das Radio schaltete sich ein und aus den Lautsprechern dröhnte ein einziges Wort – das Fokuswort des Diskrimens, das Nimrod auf einer CD gespeichert hatte: »THEOMORPHOLOGIE!«
Für gewöhnlich thront auf der Kühlerhaube eines Rolls-Royce eine silberne Kühlerfigur, die auch unter dem Namen »Spirit of
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