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Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra

Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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Kolonialherrschaft darstellte. Göring schätzte dieses Bild fast mehr als alle anderen, und es ist anzunehmen, dass er entdeckt hatte, dass dieses Bild den Schlüssel zu einem großen Schatz verbarg. Das Bild verschwand 1945, und ich vermute, dass es in den letzten Kriegstagen vernichtet wurde. Doch zeit meines Lebens verfolgt mich die Furcht vor dem Tag, an dem man das Bild oder gar den Kobrakönig entdecken könnte, was mich wieder zum Sklaven dieses ophitischen Kults der Aasth Naag machen würde.‹«
    Dybbuk verdrehte wieder die Augen. »Ophitisch«, sagte er. »Was soll das denn heißen?« Also wünschte er sich ein Wörterbuch, und sobald es aus der Bibliothek in seine Hände schwebte, schlug er den Begriff nach und stellte fest, dass es »die religiöse Verehrung von Schlangen« bedeutete.
    »Eines versteh ich nicht«, sagte Philippa. »Nehmen wir mal an, der Kult sucht wirklich nach dem Kobrakönig.« Sie hob die Schultern. »Was soll das bringen? Jeder weiß, dass Mr   Rakshasas inzwischen uralt ist und fast keine Dschinnkräftemehr besitzt. Ich mag ihn wirklich gern, aber welchen Sinn hat es, sich einen Dschinn zum Sklaven zu machen, der viel zu alt ist, um einem drei Wünsche zu erfüllen oder andere Dinge zu tun?« Sie überlegte. »Es sei denn   …«
    »Es sei denn was?«, fragte Dybbuk, als Philippa nicht weiterredete.
    »Es sei denn«, sagte sie gedehnt, »der Kult sucht nicht nur nach dem Kobrakönig von Kathmandu, sondern auch nach Weisheitszähnen für ein neues Amulett. Um einen jüngeren und mächtigeren Dschinn zu versklaven.« Ihr Blick begegnete dem ihres Zwillingsbruders. »So wie uns.«
    John nickte. Da er ihr Zwillingsbruder war, waren seine Gedanken in genau die gleiche Richtung gegangen. »Auf jeden Fall würde das den Einbruch erklären«, sagte er.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Dybbuk. »Wenn wir weiter ohne Dschinnkräfte in London rumhängen, wird man uns wahrscheinlich entführen oder noch Schlimmeres antun. Wir müssen irgendwohin, wo es warm ist. Wo wir uns schützen können.«
    »Dybbuk hat Recht«, sagte John. »Aber wohin?«
    »Solange wir die tanzenden Schlangen auf dem Bild der East India Company nicht entschlüsselt haben«, sagte Philippa, »gibt es nur einen Ort, wo wir überhaupt hinkönnen. Nach Kathmandu, in Nepal.«
    »Ich wette, dahin sind Nimrod und Mr   Rakshasas auch geflogen«, sagte Dybbuk.
    »Dann heften wir uns ihnen an die Fersen«, sagte John. Lächelnd fügte er hinzu: »Nur Groanin wird’s da vermutlich nicht gefallen.«
    »Warum glaubst du, dass er mitkommen will?«, fragte Dybbuk.
    »Er wird nicht mitkommen
wollen
«, sagte Philippa. »Aber er wird glauben, dass er mitkommen
muss
. Um auf uns aufzupassen.«
    »Ein Typ mit einem Arm?«, sagte Dybbuk und lachte. Er ahnte nichts von den dramatischen Vorgängen, die sich draußen abspielten, und dem heldenhaften Part, den Groanin dabei innehatte. »Ganz bestimmt!«

Eiskalt in Kalkutta

    Der Maidan, eine riesige Parkanlage mit vertrockneten Grasflächen und dem Victoria-Denkmal an ihrem südlichen Ende, ist einer der beliebtesten öffentlichen Plätze in Kalkutta; vor allem abends, wenn ihn Tausende von Indern aufsuchen, um darin spazieren zu gehen, Kutschfahrten zu unternehmen, eine Kleinigkeit zu essen, den lauen Wind zu genießen oder die nahe gelegenen musikalischen Springbrunnen zu bewundern. Kühe grasen, Leute diskutieren und Fakire stellen ihre außerordentliche Leidensfähigkeit oder die Biegsamkeit ihres Körpers unter Beweis. Der Maidan ist das laut schlagende Herz des modernen Kalkutta.
    Nimrod und Mr   Rakshasas spazierten durch den Maidan und hielten Ausschau nach irgendwelchen Anzeichen des Aasth-Naag-Kobrakults. Hier sollten sie mit ihrer Suche beginnen, hatte ihnen der Grüne Derwisch als Dank für die Befreiung von den beiden Dschinntigern geraten. »Ihr müsst nicht in die Ferne reisen, um Anhänger dieses schrecklichen Kults zu finden «, hatte er gesagt. »Ihr werdet seinen Gefolgsleuten schon in Kalkutta begegnen. Im Maidan. Dort werdet ihr die Erleuchtung finden, die ihr sucht, meine Freunde. Direkt vor eurer Nase. Solltet ihr dennoch ein kleines Stück weiter nach Westenreisen, dorthin, wo Glück verheißen wird, dann findet die Erleuchtung vielleicht euch. Doch vor einem will ich euch warnen, verehrte Dschinn. Nehmt euch vor der Kälte in Acht, solange ihr in Kalkutta seid. Zieht euch warm an, vor allem nachts. Selbst Fenster und Türen solltet ihr geschlossen halten,

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