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Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Titel: Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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Bären, auch wenn er fand, dass er eher wie ein Pinguin watschelte. Er entfachte ein Feuer und ließ sich daneben rösten. Als er spürte, wie ihn die Dschinnkraft wieder durchflutete, schlüpfte er schnell aus seinem Körper und in den von Rakshasas.
    »Was ist das für ein Ort?«, fragte er den Wolf und genoss mit diesem den Geschmack des verrotteten Kaninchenfleisches.
    »Das ist der heilige Berg Kailash«, erklärte Rakshasas. »Die irdische Manifestation des himmlischen Berges Meru, den die Hindus für das spirituelle Zentrum des Universums und den Sitz des höchsten Gottes, Lord Shiva, halten. Kailash bedeutet ›Leuchtender Kristall‹ in Sanskrit; vielleicht sieht der Berg deshalb wie ein ungeschliffener Diamant aus.«
    »Merkwürdig«, sagte John. »Man sollte annehmen, dass bei einem Berg dieser Größe Bergsteiger aus der ganzen Welt hier sein müssten, um ihn zu bezwingen. Und dass es hier eine Art Base Camp geben müsste wie am Mount Everest. Aber es gibt keines. Es gibt überhaupt nichts.«
    »Der Berg ist für Bergsteiger und Forscher verboten«, sagte Rakshasas. »Und es hat keine Besteigungsversuche gegeben. Aber du hast recht, ihn mit dem Mount Everest zu vergleichen. Dafür muss ich dir sein erstes großes Geheimnis verraten, und du musst mir versprechen, es niemandem zu enthüllen.«
    »Natürlich«, sagte John. »Ich kann Geheimnisse für mich behalten.«
    »Der Kailash ist in Wirklichkeit viel höher als der Everest«, sagte Rakshasas.
    »Was? Sie machen Witze!«
    »Er versteckt seine wahre Größe. Der Everest ist mit seinen achttausendachthundertfünfzig Metern fürwahr nicht mehr alsein Pickel. Der Kailash liegt eher bei zwölf. Das nenne ich einen Berg.«
    »Wie macht ein Berg das? Sich selbst zu verstecken?«
    »Das hier ist kein gewöhnlicher Berg, John. Hier ist vieles verborgen und muss verborgen bleiben. Verbot hin oder her, hier würde es von Bergsteigern wimmeln, wenn sich herumspräche, dass es tatsächlich der höchste Berg der Welt ist.«
    »Ja, das kann ich mir vorstellen«, stimmte John Rakshasas zu.
    »Die Chinesen verbieten selbst Pilgerreisen, weil sie Angst haben vor dem Kailash«, erklärte Rakshasas. »Sie mögen Kommunisten sein, aber sie sind auch äußerst abergläubisch. Und in sämtlichen Religionen, die diesen Berg verehren, gilt es als schlimme Blasphemie, ihn zu betreten. Jeder, der es wagt, wird dabei sterben.«
    »Ein tröstlicher Gedanke«, sagte John.
    »Zum Glück werden wir ihn nicht im wörtlichen Sinne betreten«, sagte Rakshasas.
    »Was? Warum sind wir dann hier?«
    »Ich kenne nur einen Weg nach Shamba-La«, sagte Rakshasas. »Und den findet man nicht beim Klettern. Ich bezweifle, dass je ein Bergsteiger dorthin gelangen könnte. Hast du jemals den Ausdruck, ›etwas ins Blaue hinein tun‹ gehört?«
    »Ja, natürlich«, sagte John. »Es bedeutet, einfach draufloszuhandeln, glaube ich.«
    »Ich erkläre dir, woher dieser Ausdruck kommt«, sagte Rakshasas. »Wenn man die Nordseite des Kailash betrachtet, vor allem aus der Nähe, dann wirkt die Wand so groß und der Fels so hart und glänzend, dass er den Himmel zu reflektieren scheint. Manche sagen sogar, er sieht aus wie der Himmel selbst.«
    »Bitte sagen Sie nicht das, was ich befürchte«, warf John ein.
    »Du musst mit dem Teppich direkt auf die Nordwand des Berges zuhalten, und zwar auf eine tiefe Stelle, wo der Schnee wie eine Wolke aussieht und das Gestein die größte Ähnlichkeit mit dem Himmel hat«, sagte Rakshasas. »Zumindest habe ich das beim letzten Mal so gemacht.«
    John stöhnte. »Das war es, was ich befürchtet hatte.«
    »Wenn du mutig genug bist, wirst du feststellen, dass der Fels überhaupt kein Fels ist, sondern Himmel.«
    »Und wenn nicht?«
    »Dann prallst du gegen festes Gestein und wir werden beide sterben.«
    »Woher soll ich wissen, worauf ich zuhalten muss?«
    »Steuere genau auf die Stelle zu, die du für den blauesten Teil der Nordwand hältst«, sagte Rakshasas. »Auch wenn sich das je nach Tageszeit und Wetterlage ändert. Dieser Teil der Nordwand heißt Milarepas Fenster. Aber in Wirklichkeit ist dein Zielpunkt weniger wichtig als deine geistige Verfassung, John. In gewisser Hinsicht ist es eine Übung in Sachen Geist über Materie.«
    »Ich soll also ins Blaue hineinfliegen.«
    »So ist es.«
    »Warum muss ich dann schnell fliegen? Könnte ich nicht langsam aufsteigen, bis ich das Fenster gefunden habe?«
    »Aus dem Felsabschnitt tritt hin und wieder eine starke

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