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Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Titel: Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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fest an sich, um sich auch an ihm zu wärmen.
    Tief unter ihnen erstreckte sich ein riesiges und – abgesehen von einem ungeheuer langen Fluss, der sich als Eisenbahnlinie entpuppte – konturloses grünes Tal.
    Der Wolf winselte, glitt unter Johns Arm hindurch und nahm auf dem fliegenden Teppich die Haltung eines English Pointer an, eine Hunderasse, die speziell für die Jagd gezüchtet wurde. Er hatte den Schwanz kerzengerade ausgestreckt, einen Vorderlauf angehoben und wies mit der Schnauze direkt nach vorn, als wollte er eine Wachtel oder einen Fasan melden. Rakshasas bellte einige Male und sah dann wieder nach vorn, den Rücken fast so gerade wie die Eisenbahnlinie unter ihnen, bis er sicher war, dass John verstanden hatte, in welche Richtung er den Teppich lenken sollte.
    »Sie wollen, dass ich der Eisenbahnlinie folge«, vermutete John. »Hab ich recht?«
    Rakshasas gab ein kurzes Bellen von sich.
    »Bis zu diesen hohen Bergen?«
    Rakshasas bellte erneut, leckte John zustimmend die Hand und setzte sich neben ihn.
    »Dann ist das vermutlich der Himalaya.«
    Der Himmel leuchtete so hell, dass John eine Sonnenbrille mit U V-Filter aufsetzen musste.
    »Wann waren Sie das letzte Mal in Tibet?«, fragte er den Wolf.
    Rakshasas streckte eine Pfote aus und kratzte einmal über denTeppich, dann neunmal, anschließend dreimal und zum Schluss viermal.
    »Eins-neun-drei-vier.« John runzelte die Stirn. »Sie meinen 1934?«
    Rakshasas bellte und leckte John wieder die Hand.
    »Ich hatte ganz vergessen, dass Sie so alt waren«, sagte John. »Ich meine, bevor Sie gestorben sind und wiedergeboren wurden.«
    Rakshasas streckte die Schnauze in die Luft und jaulte.
    »Das hört sich an, als hätten Sie Tibet vermisst«, sagte John.
    Rakshasas bellte.
    »Es ist wunderschön«, räumte John ein.
    Als sie sich dem Gebirgsfuß näherten, richtete sich Rakshasas auf den Hinterbeinen auf und streckte die Nase in die Luft.
    »Sollen wir aufsteigen?«
    Wieder bellte der Wolf und legte sich dann hin.
    Sie flogen immer weiter und höher, bis es John in den eisigen Ohren ploppte und seine dampfenden Atemzüge immer kürzer wurden. Über einer mehr als tausend Meter hohen Wand aus glattem Fels entdeckte John ein von Bergketten umgebenes Plateau, in das zwei riesige Süßwasserseen eingebettet waren. John hätte einundzwanzig Gipfel zählen können, doch er war zu sehr davon in Anspruch genommen, die Größe des Berges in ihrer Mitte zu bestaunen. Dieser hatte die Form einer Pyramide, war jedoch um ein Vielfaches größer: Selbst die große Cheopspyramide hätte nicht mehr als die schneebedeckte Spitze dieses gewaltigen Massivs eingenommen, und obwohl er ein Dschinn war, fühlte sich John mit einem Mal winzig klein.
    »Was ist das für ein Ort?«, flüsterte er voller Ehrfurcht vor dem edelsteinartigen Berg, zu dem ihn Rakshasas geführt hatte.»Das ist nicht der Everest. Aber er wirkt genauso hoch und seine Flanken sind allem Anschein nach noch schwerer zu besteigen.« John schauderte unwillkürlich.
    Rakshasas legte ihm die Schnauze in den Nacken und drückte ihn hinab.
    »Sie wollen, dass ich tiefer gehe?«, fragte John. »Ich soll landen?«
    Rakshasas bellte kurz.
    John nickte. »Sie haben recht. Ich kann schon spüren, wie mir die eisige Bergluft in die Knochen dringt. Wenn ich mich nicht augenblicklich aufwärme, habe ich für den restlichen Teil der Reise keine Dschinnkraft mehr. Von jetzt an muss ich selbst dafür sorgen, dass ich warm bleibe.«
    Wieder bellte Rakshasas.
    John ließ den Teppich gefühlvoll zu Boden gleiten und stand auf. Das Plateau war leer, ohne eine Spur von Menschen oder menschlichen Behausungen. Ein fremder Planet hätte sich nicht verlassener anfühlen können. Selbst die Luft, in der Feuchtigkeitskristalle glitzerten, als habe jemand einen Diamanten durchschneiden wollen oder alles mit Feenstaub besprenkelt, wirkte ganz und gar unirdisch. John konnte es nicht erklären, aber es fühlte sich an wie frischer Schnee am Weihnachtsmorgen.
    »Wirklich ein magischer Ort«, sagte er.
    Während Rakshasas ein totes Kaninchen auftrieb und verspeiste, zog sich John noch ein paar zusätzliche Wintersachen an: zwei Paar lange wollene Unterhosen, ein wollenes Unterhemd, ein Trikot aus Merinowolle, ein Wollhemd, eine Daunenüberhose, eine Daunenweste, dicke Schneestiefel, eine wollene Sturmhaube, dicke, an einer Kordel befestigte Pelzhandschuhe und eine Pelzmütze. Mit seinem Pelzmantel darüber glich ereinem kleinen dicken

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