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Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Titel: Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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Hilfsbereitschaft womöglich weiter nach Whitby«, sagte Groanin. Er bedankte sich bei Miss Shoebottom und folgte dem Jungenin den Korridor, wo dieser damit beschäftigt war, drei Porträts früherer Bürgermeister und Bürgermeisterinnen anzustarren: Mr   Frederick Oakenbottom, Sir Geoffrey Longbottom und Mrs   Hilda Longbottom.
    »Ich will kein Wort mehr hören«, sagte Groanin.
    Sie gingen hinaus auf die High Street.
    »In dieser Stadt laufen einige merkwürdige Gestalten rum«, stellte John fest, als er einen Mann mit pinkfarbenem Turban entdeckte. »Wenn Sie mich fragen, sehen manche von denen ziemlich finster aus.«
    »Das ist wahr«, stimmte Groanin ihm zu. »In Yorkshire sehen die Leute wirklich ziemlich finster aus. Als jemand, der aus Lancashire kommt, muss ich dir da recht geben.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte John. »Wenn Sie nicht aus Yorkshire kommen, warum fahren Sie dann im Urlaub nicht nach Lancashire?«
    »Weil es kein Urlaub wäre, wenn ich nicht mal alles hinter mir lassen kann«, erklärte Groanin. »Und Urlaub in Yorkshire ist fast so gut wie Urlaub in Lancashire, ohne dass ich dafür nach Lancashire fahren muss. Wenn ich dort Urlaub machen würde, würde mir am Ende noch jemand über den Weg laufen, den ich kenne, und das wäre eine Katastrophe.«
    »Warum?«
    »Weil es in Lancashire jede Menge Leute gibt, die ich nie wiedersehen will, solange ich lebe. Und jetzt hör auf, mir Löcher in den Bauch zu fragen, und lass uns gehen, damit wir rechtzeitig zum Abendessen zurück sind.«
    Sie kehrten in ihr Zimmer in der Pension Oase zurück.
    Der Name war nicht gut gewählt. John fand, dass selbst eine stillgelegte Autofabrik einer Oase ähnlicher war als diese Pension.Sie hatte nicht einmal viel Ähnlichkeit mit einer Pension, denn es gab mehr Regeln und Vorschriften als in einem Golfclub.
    »Ich habe nachgedacht«, sagte John.
    »Das ist mal eine Abwechslung«, sagte Groanin.
    »Ich könnte unsichtbar ins Büro des Bürgermeisters zurückkehren und mir anschauen, was für ein Mensch er ist. Mir ein Bild von ihm machen, verstehen Sie? Ich will sicher sein, dass er kein Gauner ist, bevor ich ihm drei Wünsche überreiche, als wären sie eine Schachtel Pralinen.«
    »Gute Idee«, sagte Groanin. Er ließ sich in einem verknautschten Sessel nieder und schüttelte eine Ausgabe des
Daily Telegraph
auf. »Ich lese die Zeitung, während du weg bist. Aber komm nicht zu spät. Heute Abend gibt es Bratwürstchen.«
    John legte sich auf sein hartes Bett, schloss die Augen und ließ in aller Stille seinen Geist aus seinem Körper aufsteigen. Es fühlte sich immer ein wenig seltsam an, sich selbst zurückzulassen. Er schwebte einen Moment knapp unter der Decke und begutachtete den Staub und die herumhängenden Spinnweben, die Mrs   Bottomley übersehen hatte, und stieß dann zu Groanin hinab, um ihm in sein haariges Ohr zu blasen.
    Groanin fuhr sichtlich zusammen. »Lass das!«, rief er und wedelte sicherheitshalber noch mit der Zeitung durch die Luft.
    Mit einem fröhlichen Glucksen schwebte John aus der Pension und auf die Straße hinaus.
    Er benahm sich überwiegend anständig, doch da er nun mal gern Streiche spielte, konnte er es sich nicht verkneifen, auf seinem Weg durch die Stadt einem Polizisten über den speckigen Nacken zu fahren und in der Verwunschenen Teestube ein ganzes Blech Kuchen anzuheben. Es gab Momente, in denen Johnüberzeugt war, dass es auf dieser und bis weit in die nächste Welt nichts Amüsanteres gab, als unsichtbar zu sein.
    Doch als er sich dem Rathaus näherte, unterbrach er seinen Schwebeflug für einen Moment, weil er etwas Seltsames bemerkte, etwas, das er noch nie zuvor gesehen hatte – und er hatte mit seinen vierzehn Jahren schon eine ganze Menge gesehen.
    Es schien eine Art kleiner weißer Affe zu sein.
    Fast genauso interessant aber war die Tatsache, dass der Affe für alle außer John unsichtbar zu sein schien. Und nicht nur das. Offensichtlich konnte der Affe auch John sehen, obwohl dieser ebenfalls unsichtbar war. Und als ob all das noch nicht bemerkenswert genug gewesen wäre, stellte sich bald heraus, dass der kleine weiße, halb unsichtbare Affe ausgezeichnet Englisch sprach. Sogar besser als Groanin, hatte John den Eindruck.
    »Hallo«, sagte der Affe.
    »Hallo«, sagte John.
    »Ich heiße Cornelius«, sagte der Affe.
    »Und ich John.«
    »Du kannst dir nicht vorstellen, wie froh ich bin, jemanden zu sehen, der mich sehen kann«, sagte Cornelius. »Es ist

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