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Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Titel: Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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    John schwebte die Treppe hinauf und nahm seinen Körper wieder in Besitz. Groanin war bereits unten und wartete auf das Abendessen. John erhob sich vom Bett und rannte die Treppe hinunter, was sich in der alten Pension anhörte wie ein kleines Erdbeben.
    Mrs   Bottomley kam mit einem Pfannenwender in der Hand aus ihrer Küche und starrte wütend ins Treppenhaus. »Muss das sein?«, fragte sie herrisch.
    »Tut mir leid«, sagte John.
    »Jungs«, sagte Mrs   Bottomley. »Ihr seid alle gleich. Laut und ungehobelt. Eine Katastrophe auf zwei Beinen. Wenn sie nicht gerade die Treppe runterpoltern, trampeln sie sie rauf, oder sie singen im Badezimmer oder wiehern vor Lachen, oder sie schlagen die Eingangstür zu oder wälzen sich im Bett wie ein schlafloser Bär.«
    John entschuldigte sich erneut, diesmal noch nachdrücklicher.
    »Entschuldigungen sind schön und gut«, stöhnte Mrs   Bottomley, die für eine Tätigkeit in der Tourismusbranche von Yorkshire nicht sonderlich geeignet war. »Aber mir wäre meine Ruhe lieber. Ich wünschte, ich müsste mir nicht ständig deinen Radau anhören.«
    Einen Moment lang spielte John mit dem Gedanken, Mrs   Bottomleys Wunsch zu erfüllen und sie für ein oder zwei Tage ertauben zu lassen oder sie gar auf eine verlassene Insel zu schicken. Aber er war nicht grausam und besann sich schnell eines Besseren. Außerdem quoll mittlerweile eine schwarze Rauchwolke aus der Küchentür wie Qualm aus einem Vulkankrater. Was auch immer gerade auf dem Herd stand, brannte lichterloh.
    »Die Würstchen!«, schrie Mrs   Bottomley.
    John rannte aus dem Haus, ehe sie ihn auch dafür verantwortlich machen konnte.
    Schon auf den ersten Blick sah er, dass es ein Postauto geschafft hatte, auf den Blumenbeeten in Mr   Bottomleys Vorgarten zu wenden, und soeben jagte der Fahrer in seinem verzweifelten Versuch, vom Unfallort zu flüchten, ehe er entdeckt wurde, den Motor dermaßen hoch, dass die Reifen tiefe Furchen in den makellosen Rasen gruben.
    Doch das war nicht die einzige Katastrophe, die urplötzlich über die Pension Oase hereingebrochen war. Eine Ziegenherde hatte auf der Weide eines Bauern hinter dem Haus über den Zaun gesetzt und war gerade dabei, die Betttücher aufzufressen, die auf Mrs   Bottomleys Wäscheleine hingen. Dann explodierte der Fernseher – der einzige im Haus   –, was dazu führte, dass eingroßes Bild von Winston Churchill, das an der Wand über der Treppe hing, herabstürzte und Mrs   Bottomleys Katze bewusstlos schlug.
    Inzwischen hatte sich der Küchenbrand auf die sogenannte Sonnenterrasse ausgebreitet; und als es dem Postwagenfahrer schließlich gelang, aus dem Vorgarten zu flüchten, rammte er einen Telefonmast, der umstürzte und dabei das Gewächshaus plattmachte, in dem Mr   Bottomley den größten Speisekürbis von ganz Yorkshire gezüchtet hatte.
    John zögerte nicht lange. »ABECEDERISCH!«, sagte er laut, denn das war sein Fokuswort, und unterband damit jegliche weiteren Katastrophen in der Pension Oase. Vor allen Dingen ging das Feuer aus.
    Der wahre Schaden war jedoch bereits angerichtet.
    Einen kurzen Moment lang fürchtete John, seine vorangegangene Verärgerung über Mrs   Bottomleys Bemerkung, er sei eine Katastrophe auf zwei Beinen, könnte dazu geführt haben, dass er eine echte Katastrophe herbeigewünscht hatte, um ihr den Unterschied vor Augen zu führen. Da er jedoch nicht das Gefühl gehabt hatte, dass ein wenig Lebenskraft seinen Körper verlassen hätte, war er sicher, für das, was geschehen war, nicht verantwortlich zu sein. Groanin würde mit Sicherheit versuchen, ihm die Schuld in die Schuhe zu schieben, aber das ließ sich nicht ändern.
    Die Sorge, er könnte an der Pension Oase Vergeltung geübt haben, wich der intuitiven Erkenntnis, dass diese katastrophalen Ereignisse ebenso gut mit Cornelius zusammenhängen könnten.
    John rannte zur Garage und sah das wunderschöne, auf Hochglanz polierte Motorrad mit einer gewaltigen Delle im Benzintankauf dem Boden liegen. Er blickte sich um, und als er keine Spur eines weißen Affen entdecken konnte, schüttelte er den Kopf und sagte: »Nein. Ich kann dich nicht sehen. Also klopfe drei Mal, wenn du für die drei Wünsche bereit bist.«
    Dreimaliges Klopfen auf das Motorrad bestätigte, dass Cornelius weiterhin in der Garage und bereit war.
    John spürte etwas dicht an seinem Ohr; dann hörte er ein winziges Stimmchen, das er als die Stimme von Cornelius wiedererkannte und das aus

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