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Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Titel: Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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feststellen?«
    »Ganz einfach«, sagte Nimrod. »Damit dieses Glücksmeter etwas anzeigen kann, muss jedes Animadverto die Atmosphäre dieses Raums durchwandern. Ich könnte einen Menschen bitten, einhundert Mal zu würfeln, um zu sehen, wie viele Sechsen dabei herauskommen. So nahe am Glücksmeter kann ich davon ausgehen, dass jede Manifestation von Glück oder Unglück, so geringfügig sie auch sein mag, sich auf das Instrument auswirken würde.«
    »Tun Sie es«, sagte My.
    »Ich kann Ihnen versichern, meine Liebe, dass   –«
    »Bitte«, sagte My. »Mir zuliebe, Nimrod.«
    »Also gut«, sagte dieser. »Er ging zu einer Schublade, die unter dem Sitz des Stuhls angebracht war, und holte eine Zigarrenschachtel heraus, die nur einen einzigen Würfel enthielt. Als er My den Würfel gab, sagte er: »Ich halte für diesen Zweck immereinen Würfel bereit, auch wenn ich gestehen muss, dass es einige Zeit her ist, seit ich das letzte Mal daran gedacht habe, die Genauigkeit des Glücksmeters zu überprüfen.«
    »Können Sie sich die Ergebnisse meiner Würfe merken?«, fragte My ihn.
    »Ohne Weiteres«, erwiderte Nimrod.
    »Nun denn«, sagte My. »Man kann davon ausgehen, dass bei sechs Würfen jede Zahl zwischen eins und sechs einmal auftauchen müsste, plus oder minus √( 2n/​6). Wenn wir den Würfel hundertmal werfen und die Sechs mehr als zweiundzwanzigmal beziehungsweise weniger als elfmal auftaucht, dann können wir wohl von Glück beziehungsweise Pech sprechen, richtig?«
    »So ist es«, stimmte Nimrod ihr zu. »Und ich muss zugeben, dass ich von Ihren Kenntnissen der Mathematik und Wahrscheinlichkeit beeindruckt bin.«
    »Sie vergessen, dass ich die Leiterin des King’s Gambling Board bin«, sagte My. »Glücksspiel, Glück und Unglück, Gewinnchancen und Wahrscheinlichkeit fallen alle in den Zuständigkeitsbereich meiner Abteilung.«
    Nimrod hielt ihr die offene Zigarrenschachtel hin und sah genau zu, als sie zu würfeln begann. Nach einhundert Würfen war beiden klar, dass My kein besonders glückliches Händchen hatte.
    »Sie haben nur fünf Sechsen gewürfelt«, sagte Nimrod. »Nur halb so viele wie das Minimum, das man hätte erwarten können. Heute ist nicht Ihr Glückstag.«
    »Oje«, sagte My. »Wenn ich nur fünf Sechsen zustande bringe, sieht es für mein Pferd heute Nachmittag nicht gut aus. Warum mache ich nicht weiter und schaue, ob sich mein Glück noch wendet?«
    Nimrod, der sich tausend verschiedene Zahlen ebenso leicht merken konnte wie einhundert, war einverstanden.
    Doch als My nach mehr als einer Stunde weitere neunhundertmal gewürfelt hatte, war klar, dass man bei ihr keinesfalls von einer Glückssträhne sprechen konnte: Bei tausend Würfen hätte sie davon ausgehen können, zwischen 148 und 185   Sechsen zu würfeln. Stattdessen waren es weniger als einhundert gewesen.
    »So viel Pech in unmittelbarer Nähe des Glücksmeters«, sagte Nimrod, »müsste sich auf der Anzeige jeden Moment bemerkbar machen.«
    Er ließ das Glücksmeter nicht aus den Augen, weil er damit rechnete, dass sich der Zeigefinger am Ende des Arms bewegen würde, doch es war nichts zu sehen, nicht das geringste Zittern. Er wartete mehrere Minuten lang, in denen My keinen Mucks von sich gab. Schließlich sagte Nimrod: »Das ist merkwürdig. Man sieht gar nichts. Nicht einmal ein Zucken.« Und dann: »Entschuldigen Sie mich bitte einen Augenblick.«
    Nimrod verließ das Zimmer und blieb mehrere Minuten fort. Als er zurückkam, hatte er einen Handspiegel von der Größe eines Tischtennisschlägers dabei.
    »Viele Menschen glauben, dass es sieben Jahre Unglück bringt, einen Spiegel zu zerbrechen«, sagte er. »Bei uns Dschinn muss es ein ganz besonderer Spiegel sein. Jeder von uns besitzt einen geheimen Spiegel, einen
Synopados
, der einen Teil unserer Seele widerspiegelt. Bei Menschen gilt dieser Glaube für Spiegel im Allgemeinen.«
    My nickte. »Sie wollen mich doch nicht bitten, absichtlich einen Spiegel zu zerbrechen?«, sagte sie.
    »Ich fürchte, doch«, erwiderte Nimrod.
    »Das ist viel verlangt«, sagte My, »von einem Menschen, der so abergläubisch ist wie ich.«
    »Es ist der einzige Weg, um festzustellen, ob mit den Resultaten, die auf diesem und womöglich auch auf den anderen Glücksmetern angezeigt werden, etwas nicht stimmt.«
    »Da ich es war, die diese Anfrage gestartet hat«, sagte My, »sollte ich sie wohl auch beantworten.«
    Sie nahm den Spiegel und blickte sekundenlang hinein, ehe sie ihn

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