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Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Titel: Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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ausfallen, kann ich mich immer noch darauf verlassen, dass mir das Kairoer Exemplar den derzeitigen Stand des Glücks korrekt anzeigt.«
    My nahm ihre Brille ab und putze sie. »Und wenn Ihr hiesiges Exemplar nicht mehr funktioniert, wie können Sie dann feststellen, was in Kairo angezeigt wird?«
    »Angenommen, es käme zu einem Übermaß an Unglück«, sagte Nimrod, »dann würde mein Diener Creemy Alarm schlagen. Zudem gibt es ein größeres und noch empfindlicheres Glücksmeter in Berlin, doch ich fürchte, dass ich Ihnen aus Sicherheitsgründen nicht mehr darüber erzählen darf.«
    »Das verstehe ich«, sagte My. »Und gleichzeitig auch nicht. Sie sagen, dass Ihnen das Glücksmeter nichts Ungewöhnliches angezeigt hat. Das mag sein. Aber es kann Ihnen doch nicht entgangen sein, dass die Zeitungen von nichts als Unglück und Verderben berichten?«
    »Das stimmt«, sagte Nimrod. »Aber nur weil etwas in der Zeitung steht, muss es noch lange nicht wahr sein. Ich neige dazu, der Anzeige des Glücksmeters mehr zu vertrauen als dem, was ich in der Zeitung oder im Fernsehen sehe.«
    My nickte. »Sehr weise.«
    »Außerdem«, fügte Nimrod hinzu, »bedeutet die Tatsache, dass es hier in Großbritannien und in Amerika ein Übermaß an Unglück und Verderben gibt, nicht, dass es sich in Patagonien und Timbuktu genauso verhält. Die Welt ist groß, My. Glück und Unglück haben die Fähigkeit, sich gegenseitig auszugleichen. Des einen Leid ist des anderen Freud.«
    »Wäre es möglich, Ihr Glücksmeter zu sehen?«, fragte My.
    »Selbstverständlich.«
    Nimrod führte My durch den hinteren Teil des Hauses. Einen Moment lang dachte er an seinen jungen Neffen und warum dieser nach Bumby in Nord-Yorkshire gefahren war. Wäre es denkbar, dass das, was in Bumby geschah, mit Mys Besuch zusammenhing?
    Er öffnete eine Tür und führte My in ein Zimmer, in dem sich nur zwei Gegenstände befanden: ein großes rundes, uhrenähnlichesInstrument, das an der Wand hing, und diesem direkt gegenüber ein kunstvoll verschnörkelter Stuhl. Das Glücksmeter war aus Gold und hatte einen Durchmesser von ungefähr zwei Metern. Drei Worte waren in großer Schrift auf das silberne Zifferblatt gemalt: »Gut«, »Schlecht« und »Homöostasis«. Der einzige Zeiger, der wie ein muskulöser menschlicher Arm mit ausgestrecktem Zeigefinger geformt war, wich vom Wort »Homöostasis« leicht in Richtung »Schlecht« ab.
    »Es ist ein genauer Nachbau des größeren Glücksmeters in Berlin«, erklärte Nimrod, »das Glück und Unglück auf der ganzen Welt erfasst und die offizielle Summe des Glücks auf der Erdkugel anzeigt, den sogenannten BGMW – den Berliner Glücksmittelwert.«
    »Faszinierend«, sagte My. »Und wie funktioniert das?«
    »Es mag zwar nicht so aussehen«, sagte Nimrod, »aber im Grunde ist es sehr wissenschaftlich. Jeden Morgen stehen auf aller Welt die Menschen auf und verbringen ihren Tag auf zwei mögliche Arten: Entweder sie lächeln dabei oder nicht. Wenn sie sich glücklich fühlen, lächeln sie, und wenn sie sich unglücklich fühlen, lächeln sie nicht. Jedes Lächeln und jedes Stirnrunzeln bewirkt winzige Veränderungen in der Atmosphäre, welche – zum Guten oder zum Schlechten – größere Veränderungen nach sich ziehen. Wenn jemand lächelt, beeinflusst das den Lauf der Dinge in eine gewisse Richtung, und wenn jemand die Stirn runzelt, wirkt sich das in die andere Richtung aus. Glück und Unglück sind nicht ganz so zufällig, wie die meisten Leute glauben.«
    »Wie werden diese atmosphärischen Veränderungen gemessen und wo?«, fragte My.
    »Es gibt mehrere Dutzend Orte auf der Welt, an denen dasgeschieht«, führte Nimrod weiter aus. »Selbst ich weiß nicht, wo sie sich befinden. Die Messungen werden mit einer speziellen Dschinnfessel namens
Animadverto
vorgenommen, welche die Resultate alle fünfzehn Minuten an das Glücksmeter übermittelt. Das Animadverto entscheidet, wo es seine Überprüfung vornimmt. Wie eine Art telepathische Meinungsumfrage.«
    »Und woher wissen Sie, ob es einwandfrei funktioniert?«
    Nimrod klopfte mit dem Fingernagel gegen das Glücksmeter, als wollte er ein Barometer korrigieren.
    »Nun, wenn dieses hier nicht funktionieren würde«, sagte Nimrod, »wenn seine Anzeige falsch wäre, dann würden die anderen die Abweichung anzeigen und   –«
    »Ja, das verstehe ich«, sagte My. »Was ich meine, ist, angenommen die Messungen wären falsch oder das Animadverto wäre es. Wie würden Sie das

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