Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya
dort auftauchen. Ich habe den Eindruck, dass niemand ein zweites Mal nach Bumby fährt, es sei denn, er ist nicht ganz richtig im Kopf.«
»Ich fahre oft nach Bumby«, widersprach Groanin. »Wenn ich Urlaub habe.«
»Das bestätigt, was ich gerade gesagt habe«, sagte Nimrod. »Du kannst mit deinem fliegenden Teppich hinreisen«, sagte er dann zu Philippa.
»Ich begleite dich, Kind«, sagte My. »Vielleicht kann ich dir nützlich sein. In offizieller Regierungsfunktion.«
»Eine gute Idee«, sagte Nimrod.
»Und was soll ich tun, wenn ich dort ankomme?«, fragte Philippa.
»Augen und Ohren offen halten«, sagte Nimrod. »Sieh zu, ob du die Bettelfakire und den Dasa entdecken kannst. Und den echten Fakir natürlich. Den Hüter des Geheimnisses. Versuche mit ihm in Kontakt zu treten, wenn du es schaffst, ohne die falschen Fakire zum echten zu führen.«
»Und wo wirst du sein?«, fragte Philippa.
»Äh, das weiß ich nicht«, sagte Nimrod. »Ich hoffe aber, dass Mr Burton es mir sagen wird.«
Dieser hob die Schultern. »Das ist nicht so einfach.«
Nimrod überlegte einen Augenblick. »Ich glaube, wir müssenauf irgendeine Art und Weise das irdische Glücksempfinden verändern, und zwar schnell, ehe noch mehr Fakire auferstehen und ihr Geheimnis enthüllen«, sagte er dann. »Aber um das zu erreichen, müsste ein gewaltiges Glücksereignis eintreten. Ein unvermittelter Glücksfall von fast mythischem Ausmaß. Allerdings ist mir schleierhaft, wie so etwas herbeigeführt werden kann.« Nimrod stieß einen tiefen Seufzer aus. Er warf die Hände in die Luft und ließ sie sich laut klatschend auf den Kopf fallen, als hoffe er, die Erschütterung könnte ihn auf eine gute Idee bringen. Was nicht der Fall war.
»Wenn Mr Rakshasas Inspiration und Erleuchtung brauchte«, erinnerte er sich, »pflegte er immer zu sagen, dass es Zeit sei für eine ausgiebige Nabelschau.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, was das bringen soll«, stellte Groanin fest. »Zum einen müssten Sie Ihren Nabel erst einmal finden. Und das ist gar nicht mehr so leicht. Schließlich sind Sie längst nicht mehr so schlank wie früher.«
»Das war im übertragenen Sinne gemeint«, sagte Nimrod. »Ich rede nicht von
meinem
Nabel, sondern vom
Omphalos
, das ist das griechische Wort für Nabel.«
»Nabel ist Nabel«, sagte Groanin. »Ob er aus Griechenland stammt oder von der Isle of Skye.«
»Da irren Sie sich, Groanin«, sagte Nimrod. »Ein Omphalos ist auch ein antiker Stein. Den alten Griechen zufolge hat Zeus an jedem Ende der Welt zwei Adler aufsteigen lassen, die sich in der Mitte treffen sollten, dem Nabel der Welt. Rund um das Mittelmeer wurden mehrere Omphalos-Steine errichtet, darunter auch jener, der das Orakel von Delphi kennzeichnet. Es hieß, die Omphalos-Steine ermöglichten eine direkte Kommunikation mit den Göttern.«
»Ja, das ist richtig«, sagte Mr Burton. »Mr Rakshasas hat sich immer in einen Omphalos-Stein gesetzt, wenn er ernsthaft nachdenken wollte. Der Stein ist innen hohl.«
»Ach, tatsächlich?«, sagte Nimrod.
»Oh ja. Einmal hat er gesagt, im Innern eines Omphalos-Steins könne man besser nachdenken als in der großen Bibliothek des Britischen Museums.«
»Das ist kein Kunststück«, meinte Groanin. »In der Bibliothek arbeiten einige der größten Dumpfköpfe der Welt. Ich muss es wissen. Ich habe selbst dort gearbeitet.«
»Seien Sie still, Groanin«, sagte Nimrod. »Dann muss ich also nach Delphi.«
Mr Burton schüttelte den Kopf. »Der Stein im Museum von Delphi ist eine Kopie«, sagte er. »Aber in Jerusalem gibt es einen echten. In der Kirche zum Heiligen Grab. Er hat Mr Rakshasas immer am besten gefallen.« Mr Burton verbeugte sich vor Nimrod. »Es wäre mir eine Ehre, Sie zu begleiten, Nimrod, so wie ich einst Rakshasas begleitet habe.«
»Gute Idee«, sagte Nimrod. »Der Plan lautet also folgendermaßen: Philippa und My fliegen nach Bumby, während Mr Burton, Groanin, John, Zagreus und ich uns nach Jerusalem begeben.« Nimrod runzelte die Stirn. »Apropos, wo steckt der Junge eigentlich? Und wo ist dieser Jinx?«
»Sie sagen, unten gibt es keine Spur von ihm?«, erkundigte sich Mr Burton.
»Nein«, sagte Philippa. »Und ehrlich gesagt bin ich ein bisschen besorgt.«
Mr Burton machte ein verlegenes Gesicht. »Ich glaube, ich habe eine Erklärung«, sagte er.
Rettungsmission
»Und welche, Mr Burton?«, fragte Philippa. »Wissen Sie, wo mein Bruder ist?«
»Nein, das
Weitere Kostenlose Bücher