Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya
blinzelte, drehte sich abrupt zur Seite und übergab sich über den Rand seines fliegenden Teppichs.
»Nein«, sagte er. »Das kann nicht sein. Sagen Sie, dass das nicht wahr ist.«
Die zehn Fakire von Faizabad
Groanin verbrachte eine grässliche Nacht auf dem Berggipfel.
Zuerst stieß er so viele Flammen auf, dass seine Augenbrauen und sämtliche Kleider – auch sein Mantel und sein Lieblingsbowler – Feuer fingen und komplett verbrannten, und dann auch noch sein Schlafsack. Das allein wäre schon schlimm genug gewesen. Doch gerade, als er dachte, mehr könnte ihm die Nacht nicht antun, übergab sich jemand aus großer Höhe direkt auf seinen Kopf.
»Prost Mahlzeit«, sagte Groanin und setzte sich hin, um auf die Morgendämmerung zu warten.
Er bot einen jämmerlichen Anblick, als Nimrod am Morgen losging, um ihn zu suchen und sich zu erkundigen, wo sein Tee blieb.
»Tut mir leid, Sir«, sagte der Butler, der beschämt hinter einem Gebüsch stand. »Aber angesichts meiner fehlenden Kleidung, ganz zu schweigen von der schrecklichen Schweinerei auf meinem Kopf, müssen Sie sich Ihren Tee heute Morgen selbst beschaffen.«
»Ihnen fällt auch immer etwas ein, um sich vor der Arbeit zu drücken«, sagte Nimrod. »Nun gut. Ich nehme an, Sie wollen, dass ich Ihnen neue Kleider mache.«
»Eine heiße Dusche könnte auch nicht schaden«, sagte Groanin.
»Ja, Sie scheinen mir wirklich etwas streng zu riechen. Schwierige Nacht, wie?«
»Ja, das könnte man sagen, Sir.«
»Speien Sie immer noch Feuer?«
»Nicht mehr, Sir. Die feurigen Eruktationen scheinen mir aufgehört zu haben. Zumindest kann ich hicksen, ohne irgendwas in Brand zu stecken.«
»Lassen Sie sich das eine Lehre sein, Groanin«, sagte Nimrod. »Mischen Sie nie wieder Wasser mit Falerner Wein.«
»Nein, Sir, ich werde mich hüten.« Kopfschüttelnd fügte Groanin hinzu: »Ich hatte mit Essen und Trinken noch nie viel Glück. Und da wundern sich die Leute, dass ich mich im Ausland an Babynahrung halte. Damit kann man wenigstens nichts falsch machen. Deshalb bekommen Babys ja Babynahrung, verstehen Sie?«
Nimrod murmelte sein Fokuswort, QWERTZUIOP, und gleich darauf sah Groanin wieder wie ein richtiger Butler aus, was bedeutete, dass er ein dunkles Jackett mit passender Weste, gestreifte Hosen, schwarze Schuhe, eine schwarze Krawatte, ein weißes Hemd und einen schwarzen Bowler trug. Und da er wieder wie ein Butler aussah, verhielt sich Groanin auch bald wieder wie einer: Er kochte Tee für Nimrod und My und räumte das Lager auf. Es dauerte nicht lange, und er begann zu pfeifen, allerdings nur, weil er wusste, dass es Nimrod ärgerte, wenn er fröhlich wirkte.
»Hat jemand John gesehen?«, fragte Philippa.
»Nein«, sagte Groanin. »Vielleicht kundschaftet er die Gegend aus. Sein fliegender Teppich ist weg.«
»Zagreus auch«, stellte My fest.
Philippa schüttelte den Kopf. Als Johns Zwillingsschwesterahnte sie manchmal Dinge in Bezug auf ihren Bruder, die nur ein Zwilling ahnen konnte – selbst menschliche Zwillinge sind dazu in der Lage.
»Ich weiß nicht«, sagte sie. »Ich habe nicht das Gefühl, dass er irgendwo in der Nähe ist. Außerdem«, fuhr sie kopfschüttelnd fort, »scheint ihn irgendwas verstört zu haben. Aber was es ist, weiß ich nicht.«
»Ich denke, er und Zagreus werden schon wieder auftauchen«, sagte Nimrod. »Jungs sind nun mal so. Selbst wenn es sich um Dschinn handelt.«
Nach dem Frühstück steuerte Nimrod den fliegenden Teppich wieder hinauf, um Mr Burton zu treffen. Der Aufstieg entlang des Seils war sogar noch kälter als am Vortag und Groanin klapperte schon bald laut mit den Zähnen.
»Was ist aus Ihrem Pelzmantel geworden?«, fragte Nimrod.
»Ist gestern Nacht in Flammen aufgegangen«, sagte Groanin. »Wie alles, was ich am Leib hatte.«
»Hier«, sagte Nimrod und zog seinen Mantel aus. »Nehmen Sie meinen. Nach all dem Falerner gestern Abend brauche ich ihn eigentlich nicht. Ich fühle mich so warm wie eine Scheibe Buttertoast.«
»Vielen Dank, Sir«, sagte Groanin, dem heißer Buttertoast überaus verlockend erschien, mit Sicherheit viel verlockender als Falerner Wein.
Sobald Mr Burton in Sicht kam, überraschte sie der Fakir damit, dass er aufstand und barfuß von seiner instabilen kleinen Plattform auf den fliegenden Teppich trat.
»Ich habe über Ihr Problem nachgedacht«, sagte er. »Und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass Sie dringend meine Hilfe benötigen. Viel dringender, als Sie
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