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Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Titel: Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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weiß ich nicht. Aber falls dein Bruder den Berg verlassen hat, kann ich einen Grund dafür nennen. Er war sehr betrübt über seinen Mangel an Klugheit. Wütend auf sich selbst, weil er keines der Rätsel erraten hat, die ich euch gestern gestellt habe. Ich glaube, er wollte sich auf irgendeine Art beweisen. Deshalb hat er mich um Rat ersucht. Und vor allem wollte er wissen, was aus unserem gemeinsamen Freund, Mr   Rakshasas, geworden ist.«
    »Und?«, fragte Philippa ungeduldig.
    »Der Junge bat mich, in die Vergangenheit blicken zu dürfen«, erklärte Mr   Burton. »In meinen Tintenfleck.«
    »Tintenfleck-Divination?« Nimrod klang überrascht. »Das beherrschen Sie auch?«
    »Ich habe es von einem großen ägyptischen Zauberer gelernt«, sagte Mr   Burton. »Einem Mr   Jonathan Burge aus Heliopolis, in Kairo. Ein äußerst fähiger Bursche.«
    »Und, was hat John in Ihrem Tintenklecks gesehen?«, fragte Groanin. Auch er begann sich langsam Sorgen um ihn zu machen.
    »Er hat gesehen, dass Mr   Rakshasas das
Samsara
vollzogen hat, den Prozess der Wiedergeburt, und wieder Fleisch geworden ist. Genauer gesagt: Fleisch und Fell.«
    »Sie meinen, wie bei einer Reinkarnation?«, fragte Groanin.
    »Ja«, sagte Mr   Burton.
    »Wer ist er jetzt?«, fragte Groanin.
    »Nicht wer – was. Nach dem, was John im Tintenfleck gesehen hat, ist Mr   Rakshasas jetzt ein Wolf.«
    »Ein Wolf?«
    »Ein Wolf, der recht glücklich und zufrieden im Yellowstone-Nationalpark lebt«, sagte Mr   Burton. »Das ist ein Naturschutzgebiet in den Bundesstaaten Wyoming, Montana und Idaho, glaube ich.«
    »Danke«, sagte Philippa trocken. »Ich weiß, wo es liegt.« Sie sah Nimrod an. »Wusstest du davon, Onkel Nimrod?«
    »Nein. Aber Mr   Rakshasas hat damit gerechnet, dass dies nach seinem Tod geschehen würde. Von daher überrascht es mich nicht besonders. Mr   Burton, glauben Sie, John könnte zum Yellowstone-Park geflogen sein, um Mr   Rakshasas in seiner neuen Gestalt aufzusuchen?«
    »Ja, das wäre durchaus möglich«, bestätigte Mr   Burton. »Aber ich glaube, es gibt noch einen anderen Grund, warum er den Berg verlassen hat. Einen ernsteren, möglicherweise.«
    »Und welchen?«
    »Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, aber John hat nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch in die Zukunft geblickt und dort etwas gesehen, was ihn aufs Äußerste erschreckt hat. Was es war, hat er mir nicht gesagt, und ich bin nicht weiter in ihn gedrungen. Meine eigene Erfahrung mit Blicken in die Zukunft hat mich gelehrt, dass es etwas sehr Persönliches ist. Ich gebe zu, ich habe ihn vor einem Blick in die Zukunft gewarnt, aber er wollte sie dennoch sehen.«
    »Und das haben Sie zugelassen?«, fragte Nimrod.
    »Es war sein Wunsch«, sagte Mr   Burton.
    »Wenn Sie wüssten, welche Probleme wir mit Wünschen so alles haben«, meinte Philippa.
    »Das kannst du laut sagen, Miss Philippa«, stellte Groanin fest. »Das kannst du wirklich laut sagen.«
    »Aber er ist doch noch ein Junge«, sagte Nimrod zu Mr   Burton.
    Dieser zuckte die Schultern. »Ich habe keine Erfahrung mit Jungen, wenn man davon absieht, dass ich vor langer, langer Zeit vermutlich selbst einer war. Warum sollte ich es ihm verwehren? Ich mag ihn. Ich habe ihm erklärt, wie gefährlich es ist, ins Morgen und ins nächste Jahr zu blicken, aber er war nicht davon abzubringen. Außerdem ist er kein gewöhnlicher Junge, Nimrod. Er ist ein mächtiger Dschinn. Wer könnte besser auf sich aufpassen als er, wo immer er auch hingegangen sein mag?«
    »Da mögen Sie recht haben«, seufzte Nimrod. »Trotzdem kommt es sehr ungelegen, dass sich die Sache ausgerechnet jetzt, mitten in einer Krise, ereignen muss.«
    »Jemand sollte ihm nachreisen«, sagte der Butler. »Und ihn zurückholen. Als eine Art Rettungsmission, sozusagen.«
    »Da bin ich ganz Ihrer Meinung, Groanin. Und es ist mutig von Ihnen, sich dafür anzubieten. Sie sind ein echter Kerl. Ich bin stolz auf Sie. Obwohl ich Ihren Tee natürlich vermissen werde.«
    »Ich?«, sagte Groanin. »Zum Yellowstone?«
    »Ich würde es selbst tun, aber es gibt dringendere Angelegenheiten, um die ich mich kümmern muss.«
    »Nimrod hat recht«, sagte Philippa. »John wird auf Sie hören. Er respektiert Sie.«
    Groanin wirkte einen Moment lang gequält. »Aber im Yellowstone-Parkgibt es Bären. Riesige Viecher. Mit sehr scharfen Klauen und noch schärferen Zähnen.«
    »Dann sollte ich Sie besser mit einem Diskrimen ausstatten«, sagte

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