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Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Titel: Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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schüttelte ihn der Bär sekundenlang hin und her, dann ließ er Groanin in den Schnee fallen und fuhr mit dem vollen Gewicht seiner Vorderbeine auf ihn nieder.
    Groanin spürte, dass er tödlich verwundet war, und wandte sich dem Bären schicksalsergeben zu, in der Hoffnung, ihm einen letzten guten Schlag auf die Nase zu versetzen. Da sah er, wie etwas Graues, Haariges heranflog und sich dem Grizzly an die Kehle heftete. Weil ihm aus einer Schnittwunde am Kopf Blut in die Augen lief, hatte er einen Moment lang Mühe, das Fell des Bären von dem zu unterscheiden, was ihn angegriffen hatte.
    Und erst nachdem der Grizzly seinen Angreifer abgeschüttelt und die Flucht ergriffen hatte, wurde Groanin klar, dass ihn ein Wolf davor bewahrt hatte, von einem Bären gefressen zu werden. Allerdings stellte sich ihm nun die Frage: Warum? Warum wollte ein Wolf ihm das Leben retten?
    Der Wolf rappelte sich aus dem Schnee auf und humpelte auf ihn zu. Groanin stellte fest, dass er sich nicht bewegen konnte, und musste über die Ironie dieser Situation lachen.
    »Ich nehme an, du willst mich jetzt fressen«, sagte er, als der graue Timberwolf näher kam. »Was hast du   … für entsetzlich große   … Zähne!« Groanin seufzte und schloss ergeben die Augen. »Damit ich dich besser   … fressen kann, Rotkäppchen.«Doch statt sich über ihn herzumachen, beugte sich der Wolf über ihn und leckte ihm das Gesicht. Eines von Groanins Augen ging flatternd auf, blickte in ein blaues Wolfsauge und erkannte darin den Schimmer von etwas, das ihm vertraut vorkam.
    »Sag bloß«, flüsterte er. »Sind Sie das, Rakshasas? Das wäre wirklich ein Zufall. Und ein Segen, alter Freund. Ich bin so müde. Als würde ich
David Copperfield
lesen. Ein englischer Klassiker. Tolles Buch zum Einschlafen. Gute Nacht, alter Freund.«
    Dann machte er wieder die Augen zu, und diesmal schlug er sie nicht wieder auf.
    Rakshasas – denn er war es wirklich – setzte sich neben ihn und leckte sich kurz die verletzte Pfote. Dann hob er die schmale Schnauze in die Dämmerung und fing an, sein einsames Wolfslied in die kalte Morgenluft zu singen.

Der Traum des Lebens

    John erkannte das Heulen seines alten Freundes und eilte über den Schnee, weil ihm der klagende Ton des Wolfsgeheuls die Gewissheit gab, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Dann sah er in der Ferne einen großen Grizzlybären davonlaufen und wurde von einem schrecklichen Déjà-vu-Gefühl übermannt, als hätte er all das schon einmal erlebt. Das Gefühl war so stark, dass ihm übel wurde. Er blieb kurz stehen, stand einfach nur da und versuchte klar zu denken, dann erbrach er sich in den Schnee. Als er sich ein wenig besser fühlte und sich sagte, dass es nur an seiner Besorgnis um Groanin lag, machte er sich wieder auf den Weg entlang der riesigen Spuren, die Zagreus hinterlassen hatte.
    Einen knappen Kilometer weiter traf er auf ein Trio haariger Gestalten, das auseinanderging, als er näher kam. Rakshasas rannte ihm entgegen und leckte ihm winselnd die Hand. Zagreus erhob sich, und John sah, dass die riesige, tief sitzende Stirn an seinem spitzen Schädel noch tiefer gesenkt war und er Tränen der Trauer in den Augen hatte.
    Nur die dritte Gestalt verharrte regungslos im Schnee.
    Im ersten Moment erkannte John nicht, dass es Groanin war. Er hielt ihn für Nimrod; denn war das nicht der rote Fuchspelzmantel seines Onkels, der dort zerdrückt auf dem Boden lag? Sekundenlang stand er einfach nur da, bis Zagreus einen Satzmurmelte, in dem Groanins Name vorkam, auch wenn John, dem es in den Ohren sauste, als hätte ihn ein elektrischer Schlag getroffen, sonst nichts verstand.
    »Groanin?«
    John ließ sich auf die Knie fallen und sah, dass der bewusstlose Butler schwer verwundet war. Eine große Schnittwunde verlief quer über seine Stirn, und als John den Mantel aufknöpfte, stellte er fest, dass der Pelz in Stücke gerissen und von unten verklebt war. Ohne zu zögern, beugte er sich vor, legte dem Butler den Kopf auf die Brust und vernahm nach und nach das unregelmäßige Pochen eines schwächer werdenden Herzens. Groanin lag im Sterben.
    John schlug die Hände vors Gesicht. Als er merkte, dass sie voller Blut waren, wischte er sie instinktiv im Schnee ab. Dem Butler rutschte etwas aus der Innentasche. John hob es auf und fragte sich, warum es ihm so wichtig erschien. Es war Groanins Füller.
    In diesem Moment fiel ihm ein, was Mr   Burton gesagt hatte   …
    »Ein Blick in die

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