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Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Titel: Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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viel, viel stärker war als der alte.
    Und das war der andere Pluspunkt.
    Der neue starke Arm war sehr nützlich, wenn es galt, bei einem dieser kleinen Marmeladegläschen, die man in Hotels bekam, den Deckel abzuschrauben, oder vor jungen Damen anzugeben, die sich mit schweren Koffern abplagten. Außerdem konnte Groanin aus dem Keller immer zwei Säcke Kohle auf einmal heraufholen; und in Italien hatte er einmal gegen einen Engel namens Sam antreten müssen, der sich für eine Art Catcher gehalten hatte. Abgesehen davon hatte Groanin für einen deutlichstärkeren Arm noch keine rechte Verwendung gehabt. Das heißt bis jetzt, denn als er sich umdrehte, um es mit dem Bären aufzunehmen, weil er gemerkt hatte, dass er nicht länger laufen konnte, schlug er dem Tier mit aller Kraft auf die Nase.
    Ein ausgewachsener Mann wäre bei dem Schlag mit Sicherheit ohnmächtig geworden, doch Braunbären können bis zu tausend Pfund schwer werden, sodass sie bei einem Faustkampf wesentlich schwieriger k.   o. zu schlagen sind. Groanin schlug noch einmal zu, was den Bären keinesfalls freundlicher stimmte. Der riesige Grizzly brüllte auf vor Schmerzen und wich zurück, wobei er mit den gewaltigen Pranken nach Groanin schlug – und ihn zum Glück verpasste. Allerdings war der Bär nicht gewillt, ein so vielversprechendes Mahl einfach laufen zu lassen – selbst eines mit einem guten rechten Haken. Im Gegensatz zu dem, was viele Menschen glauben, mögen Bären Fleisch, besonders wenn der letzte Schnee auf dem Boden es ihnen erschwert, nach anderen Dingen zu suchen, die sie gern fressen.
    Der Bär erhob sich auf seine dicken Hinterbeine und brachte seine verletzliche und bereits blutige Nase vor Groanins blitzschnellem rechten Haken in Sicherheit, weil er annahm, dass der Mann auf diese Weise nicht genügend Reichweite haben würde, um ihm noch einmal wehzutun. Eine kluge Einschätzung. Wenn der Mann ihm einen Schlag in den Bauch versetzen wollte, würde er schon dicht herankommen und dabei riskieren müssen, im Clinch einen Prankenhieb zu kassieren.
    Die beiden Gegner umkreisten sich und ließen sich nicht aus den Augen. Der Bär versuchte ein paar unbeholfene weite Schwinger. Groanin behielt die Rechte oben, bereit zuzuschlagen, sobald sich der Grizzly auf alle viere niederließ. Der Engländer schätzte, dass er die Schnelligkeit seines Arms auf seinerSeite hatte, während der Bär von seiner unbändigen Kraft profitierte. Wenn Groanin nur nicht in den Clinch geriet. Es hatte keinen Zweck, den Grizzly in einen direkten Kampf zu verwickeln. Das wäre fatal gewesen. Alles, was Groanin tun konnte, war, ihm immer wieder auf die Nase zu schlagen, sobald er sich auf alle viere niederließ.
    Das ging mehr als zwei Stunden lang so.
    »Komm schon, du Kraftprotz«, verhöhnte Groanin den Bären. »Zeig, was du draufhast.«
    Der Grizzly brüllte dem Butler ins Gesicht – so laut, dass diesem fast die Pelzmütze davonflog. Und jedes Mal bot sich Groanin der zermürbende Anblick des Bärengebisses, das in der Tat riesig aussah. Ein weißer Tiger wirkt neben diesem Untier wie die reinste Miezekatze, dachte er bei sich.
    »Gott, was stinkst du aus dem Maul, du dämlicher großer Fellvorleger!«, schrie Groanin in dem verzweifelten Versuch, angesichts seines gruseligen Gegenübers den Mut nicht zu verlieren.
    Der Bär wurde allmählich müde. Groanins Schläge forderten ihren Tribut von seiner Nase und brachten ihn aus dem Gleichgewicht. Jedes Mal, wenn er den Kopf senkte, tropfte Blut in den Schnee, und wäre der Kampf nach den Queensberry-Regeln ausgetragen worden, hätte der Schiedsrichter den Kampf abgebrochen und Groanin den Sieg zugesprochen. Da der Bär spürte, dass er langsam die Lust verlor und er jetzt oder nie zum Zuge kommen musste, ließ er sich einmal mehr auf die Füße fallen und ging auf den Butler los, ohne auf die harte Rechte zu achten, die aus dem Nichts geradewegs auf die Spitze seiner feuchten schwarzen Nase krachte.
    Groanin schrie entsetzt auf, als ihn das Untier mit einemmächtigen Prankenhieb davonschleuderte. Er flog durch die eisige Luft und landete vier Meter entfernt. Er drehte sich auf den Bauch und versuchte davonzukriechen, doch der Bär war im Nu über ihm. Groanin spürte den heißen Atem des Tieres im Nacken und hörte sein heiseres, wütendes Knurren. Etwas Scharfes an seiner Schulter ließ ihn vor Schmerzen aufschreien, und er spürte, wie er hochgehoben wurde. Wie ein Hund ein Spielzeug quält,

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