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Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Titel: Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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Plans für das Massenpublikum vor den Fernsehschirmen. Jonathan brauchte sie natürlich nicht. Er brauchte nichts außer Dschinnkraft.
    Jonathan drehte sich mehrmals rechtsherum, hob die Arme an und ließ sie wieder fallen, wie die Derwische in dem Film, den Apollonius ihm gezeigt hatte. Sie begannen immer mit einer Rechtsdrehung. Das hatte Adam Apollonius ihm eingeschärft. Er ließ den Kopf auf die Brust sinken, sah zu Boden und dann zum Himmel auf. Erst nach sieben kompletten Drehungen wechselte Jonathan die Position seiner Arme und begann sich gegen den Uhrzeigersinn nach links zu drehen. Gegen den Uhrzeigersinn ist die Richtung, in die sich das Böse am leichtesten bewegt.
    Während er im Kreis herumwirbelte, konzentrierten sich Millionen Kinder mit ihrer gesamten Lebenskraft darauf, ihn verschwinden zu lassen. Er wurde allmählich schneller, drehte sich nun im Rhythmus der Musik und die eingeladenen Prominenten klatschten oder klimperten mit ihren teuren Juwelen. Zwei Minuten vergingen, dann drei. An Jonathan Tarots Showtalent gab es keinen Zweifel. Oder an der Geschwindigkeit seiner Drehungen. Er sah aus wie ein Brummkreisel. Es war wirklich ein Spektakel. Selbst die Zweifler hielten die Luft an.
    Nach einer Weile schien es allen, die auf dem Dach oder vor dem Fernseher zusahen, als verschwimme Jonathans Körper und stoße dabei ein wenig Rauch aus, als würden seine Drehungen Hitze erzeugen. Nun gehörte Hitze mit Sicherheit dazu. Schließlich bestehen Dschinn aus Feuer, und wenn eineTranssubstantiation stattfindet, wird der Körper durch Feuer in Rauch verwandelt.
    Dem Publikum auf dem Dach stockte der Atem. Manche standen auf, um besser sehen zu können. Andere misstrauten dem, was sie sahen, und setzten ihre Brille auf. Der verschwommene Fleck verlor seine menschlichen Konturen und glich immer mehr einer Wolke. Einige begannen vor Aufregung jene Juchzer auszustoßen, mit denen Amerikaner ihre Begeisterung für etwas kundtun. Ein oder zwei pfiffen. Andere applaudierten wie wild. Und nicht wenige jubelten. Inzwischen war deutlich zu sehen – oder eben nicht zu sehen, je nachdem, wie man es sehen will   –, dass Jonathan Tarot tatsächlich in einer wirbelnden und sich dann langsam auflösenden Rauchwolke verschwunden war.
    Millionen von Zuschauern zu Hause blieb der Mund offen stehen, während ihnen fast die Augen aus dem Kopf fielen. Und überall schwirrten die gleichen Gedanken durch junge Köpfe.
Er ist fort. Er ist verschwunden. Das haben wir geschafft. Wir haben jemanden verschwinden lassen.
    Und:
Wenn er es geschafft hat, dann können wir es vielleicht auch.
    Also standen sie auf. Millionen Kinder auf der ganzen Welt. Sie standen auf und tanzten gemeinsam in immer kleiner werdenden Kreisen den Derwischtanz. Sie drehten sich, bis ihnen schwindlig wurde, tanzten immer weiter und weiter. Und weil sie es alle gleichzeitig taten, mit dem gleichen unausgegorenen Gedanken in den benommenen Köpfen, wurden die Gravitationskräfte des Tanzes immer stärker, die Drehungen molekular und galaktisch und bewirkten eine spirituelle Erweckung derKraft im Herzen des Universums. Und der Effekt, den Iblis vorhergesehen hatte, trat ein.
    Sie verschwanden.
    Doch es waren nicht ihre Körper, die verschwanden. Für sie hatte Iblis keine Verwendung. Aus schwachen Kinderkörpern lässt sich keine Kraft ziehen. Doch der starke Geist eines Kindes ist etwas anderes. Auf ihn hatte Iblis es abgesehen. Millionen Kindergeister, angetrieben durch Dybbuks wirbelndes Beispiel und befördert durch die mathematische Kraft des magischen Quadrats, schlüpften und fielen unsichtbar durch die Derwischtür in jenes Reich, das jenseits der physikalischen Welt liegt: die Geisterwelt.
    Wie man sich denken kann, herrscht in der Geisterwelt normalerweise reger Betrieb. Denn sie ist natürlich voller Geister. Ein Wissenschaftler und Mathematiker namens Keyfitz hat errechnet, dass die Zahl der Menschen, die jemals auf der Erde gelebt haben, etwa sechsundneunzig Milliarden beträgt. Und wären die Kriegerteufel nicht gewesen, entspräche dies der Anzahl der Geister, die sich normalerweise in der Geisterwelt tummeln würden. Sie hätten mit Sicherheit zu verhindern gewusst, dass die Geisterkinder an jenen Ort gelangten, den Iblis für sie vorbereitet hatte. Deshalb hatte er getan, was er getan hatte. Denn für jene, deren Lebenskraft bereits erloschen war, hatte er keine Verwendung.
    Genozid ist ein Ausdruck, der sich ausschließlich auf die

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