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Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Titel: Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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vergrößerten Leber von Gänsen. Wenn Dschinn sich mitunter scheuen, gewöhnlichen Menschen drei Wünsche zu gewähren, liegt das nicht daran, dass sie gemein oder geizig sind. Vielmehr haben sie gelernt, dass es unvorhersehbare Konsequenzen hat, den Menschen Wünsche zu erfüllen. Selbst solche, die in freundlicher Absicht geäußert werden. Dieser Aspekt des Dschinn-Daseins ist für jüngere Dschinn am schwierigsten zu begreifen und mitunter eine schmerzhafte Lektion. Denn wie Mr   Rakshasas immer sagt: »Einen Wunsch frei zu haben, ist, als zünde man ein Feuer an. Man muss immer damit rechnen, dass der Rauch irgendjemanden zum Husten bringt.« Und irgendwo im Bagdad-Regel-Kompendium heißt es: »Wünsche zu gewähren, ist wie Golfspielen im Dunkeln; selbst die Konsequenzen haben Konsequenzen.«
    Weil in New York plötzlich sämtliche Vorräte an Gänseleberpastete wie vom Erdboden verschluckt waren, hängte sich Buzz Adams, der amerikanische Importeur, augenblicklich ans Telefon und bestellte in Frankreich eine weitere Tonne Gänseleberpastete als Eillieferung zu einem wesentlich höheren Preis.
    Weil Jean Maiselier, der französische Verkäufer im Périgord, dafür wesentlich mehr Geld bekam, lenkte er eine LieferungGänseleberpastete an seine weniger begüterten und entfernter gelegenen Kunden in Ländern wie Französisch-Guayana nach New York City um.
    Weil Dr.   Pierre Chartreuse in Französisch-Guayana die Dose Gänseleberpastete nicht erhielt, die er sich zum Geburtstag bestellt hatte, nahm er sein Gewehr und schoss sich zum Abendessen eine Taube, eine weitere französische Delikatesse.
    Weil diese Taube erschossen wurde, kam sie nicht dazu, die Beeren zu fressen, die sie am Ast eines benachbarten Baumes entdeckt hatte.
    Weil die Beeren nicht von einer Taube gefressen wurden, fraß sie eine Maus, die ansonsten verhungert wäre.
    Weil die Maus am Leben blieb, zernagte sie einen Draht in einer französischen Rakete, die einen Satelliten ins All befördern sollte.
    Weil der Draht in der Rakete kaputtging, kam es im Steuerungssystem der Rakete zu einem Kurzschluss.
    Weil die Rakete nicht richtig funktionierte, brach sie den Startvorgang vorzeitig ab und landete im Krater des Kilauea auf Hawaii, des größten Vulkans der Erde.
    Weil die Startrakete, angefüllt mit unterkühltem Treibstoff, im Kilauea landete, brach der Vulkan zwei Tage früher aus, als er eigentlich sollte, und spie Lava und heiße Gase kilometerweit in die Atmosphäre.
    Und all das geschah, weil Philippa in New York alle Vorräte an Gänseleberpastete hatte verschwinden lassen. Ihre eigene Mutter hatte einmal zu ihr gesagt: »Wünsche sind gefährlich, besonders, wenn sie in Erfüllung gehen.« Ein wahres Wort.
    Natürlich lagen viele der soeben beschriebenen Ereignissenoch in weiter Ferne. Doch genau auf diese Weise führt eins zum anderen; und es war nur gut, dass Philippa das schreckliche Ereignis, das der Ausbruch des Kilauea zur Folge hatte, nie mit dem dritten Wunsch in Verbindung brachte, den sie dem New Yorker Polizisten erfüllt hatte.
    Die Dschinn haben einen Begriff für diese Art von Unglück: Kismet, abgeleitet vom persischen
Qismat
. Nach dem Bagdad-Regel-Kompendium bedeutet es »das, was unser Schicksal ist«.
     
    Als sie wieder sicher zu Hause war, schaltete Philippa den Fernseher ein und versuchte sich zu entspannen. Allerdings fiel ihr auf, dass viele ihrer Lieblingsshows aus dem Programm genommen waren. Die Programme der Fernsehsender wirkten wie Netzhemden, so viele Löcher wiesen sie auf. In den Fernsehnachrichten hieß es, der Grund dafür sei eine in Las Vegas ansässige Fernsehgesellschaft namens LZ Kid TV, die in aggressivem Stil sämtliche guten T V-Shows aufgekauft und die Bänder in einen Tresorraum weggeschlossen habe, wo sie niemand mehr sehen könne.
    »Genau der richtige Platz dafür, wenn du mich fragst«, sagte Mr   Groanin. »Ein paar dieser Shows, die ihr Kinder euch da anseht, sind das reinste Gekröse. Das reinste Gekröse, sage ich.«
    »Was ist Gekröse?«, fragte Philippa.
    »Gekröse? Du hast noch nie von Gekröse gehört, Miss Philippa?« Mr   Groanin klang überrascht. »Es ist das Aufhängeband des Darms von Kälbern und Schafen. In Nordengland, wo ich herkomme, macht man daraus einen leckeren Auflauf mit Zwiebeln. Als ich ein Junge war, hieß es immer: ›Wirhaben zwar nicht viel, aber wenigstens haben wir Gekröse.‹ Davon abgesehen ist Gekröse ein sehr passender Ausdruck für Dinge, die

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