Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Titel: Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
Vom Netzwerk:
Zeit werden wir mehr oder weniger unsichtbar vorankommen«, erklärte der gütige alte Dschinn. »Aber falls wir uns aus den Augen verlieren sollten, stelle dich irgendwohin, wo es kälter ist, damit ich dich ein wenig sehen und dich holen kommen kann. Das solltest du allerdings nicht tun, wenn Leute in der Nähe sind, sonst halten sie dich für ein Gespenst.«
    »Okay.«
    »Wenn du in Panik gerätst bei dem Gedanken, ein Geist zu sein, oder wenn du anfängst, an der Astralkrankheit zu leiden – wenn dein supersensibler Astralkörper sich also krank zu fühlen beginnt   –, dann schlüpfe für fünf Minuten in den Körper eines Irdischen und ruhe dich aus. Für die Person wird das ein nettes Déjà-vu-Erlebnis, du musst dir also keine Gedanken machen. Außer natürlich, es handelt sich um einen Priester. Einen Priester solltest du dir dafür möglichst nicht aussuchen. Sie halten das, was sie erleben, immer gleich für eine Offenbarung.«
    »Was ist ein Déjà-vu-Erlebnis?«
    »Wenn jemand der Illusion erliegt, etwas schon einmal erlebt zu haben, was sich eigentlich zum ersten Mal abspielt.«
    »Verstehe.«
    »Aber wir werden uns nur in der physischen Welt als Geister fühlen. Wenn wir erst das Portal durchschritten haben, wird es wieder sein, als seien wir real. Dann werde ich dich sehen können und du mich. Ganz zu schweigen von den anderen Gestalten, denen wir unterwegs vielleicht begegnen.«
    »Genau das macht mir Sorgen.«
    Sie schwebten die Treppe hinab, durch die Haustür – natürlich, ohne diese zu öffnen   –, und machten sich auf den Weg zum Central Park. Auf Mr   Rakshasas’ Vorschlag hin blieben sie etwa drei Meter über dem Boden, damit sie nicht durch irgendwelche Menschen hindurchschwebten. Außerdem erleichterte es das Überqueren von Straßen.
    An der Fifth Avenue bogen sie rechts ab und schwebten fünf Häuserblocks weiter, bis sie zum Metropolitan Museum kamen, wo die streikenden Mitarbeiter noch immer auf der Treppe versammelt waren. John hatte das Gefühl, dass sich Mr   Rakshasas als Geist wesentlich geschickter bewegte. Und auch wesentlich schneller. Wie schnell, wurde ihm erst bewusst, als er die Treppenstufen hinaufglitt und sah, wie mehrere Angestellte entsetzt auf die Glastür des Eingangs an der 81 st Street deuteten. Als er selbst zur Glastür kam, sah er, was sie gesehen hatten: Mr   Rakshasas’ verschwommene Gestalt, die wie ein Geist über den riesigen Marmorboden schwebte. John konnte sich denken, was geschehen war. Draußen war ein recht warmer Tag, und obwohl das Met geschlossen hatte, lief drinnen die Klimaanlage. Die kühlere Luft im Innern des Museums hatte Mr   Rakshasas fast völlig sichtbar werden lassen.
    »Schickt das Fernsehteam hier hoch«, schrie einer der Angestellten. »Da ist ein Geist, der auf den Mitgliederschalter zuhält.«
    »Ich sehe ihn«, rief ein anderer. »Er sieht aus wie das Gemälde vom heiligen Hieronymus in der Robert-Lehman-Sammlung. Das von El Greco.«
    »Der heilige Hieronymus hatte aber keinen Turban auf«,meinte ein Dritter. »Das ist der Geist von einem Priester aus der Ägyptischen Sammlung.«
    »Das ist kein Turban«, sagte wieder ein anderer. »Er trägt eine Doppelkrone. Wie dieser Horus. Oder Osiris.«
    »Das ist wohl ein Turban. Mein Onkel stammt aus Indien und der trägt einen, der genauso aussieht.«
    John sah zu, wie Mr   Rakshasas, nicht ahnend, welchen Wirbel er verursacht hatte, hinter dem Schalter für Mitglieder verschwand und in nördliche Richtung auf die ägyptischen Galerien und den Sackler-Flügel zueilte. Da er nicht von den Fernsehteams gefilmt werden wollte, die ihre Kameras nun auf die Glastür gerichtet hatten – auch wenn er sicher war, dass ihnen Mr   Rakshasas knapp entwischt war   –, beschloss John, sich einen anderen Weg ins Museumsinnere zu suchen.
    Über den Köpfen der Menschen, die nun durch die Türen spähten, in der Hoffnung, einen echten Geist sehen zu können, schwebte John auf die andere Seite des Gebäudes, wo er ein Stockwerk weiter oben durch ein hohes Kippfenster eindrang. Drinnen glitt er durch die chinesischen Galerien und wollte gerade in den Sackler-Flügel hinunter, als ihm auffiel, dass eine Glasvitrine eingeschlagen und ihr Inhalt entfernt worden war. Neugierig hielt er einen Moment inne, um das Beschreibungskärtchen zu lesen, und er begriff, dass man eine unschätzbar teure Jadesammlung, die hier ausgestellt worden war, gestohlen hatte. John kam der Gedanke, dass der Diebstahl

Weitere Kostenlose Bücher