Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Arm zu treffen, war für Sam, als hätte er seinen Ellbogen gegen eine Eisenstange geschlagen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht torkelte er durch den Ring, hielt sich den Arm und heulte, als habe er ihn sich gebrochen. Das hatte er nicht, aber übel geprellt war er sicherlich.
    »Und jetzt heben Sie ihn hoch und lassen ihn mit einem Giant Suplex über den Kopf nach hinten fallen!«, schrie Philippa.
    Wieder tat Groanin wie geheißen und schickte Sam mit seinem starken Arm in den Sturzflug. Der Engel knallte auf die Matte, dass es klang, als falle auf dem Schloss eines Riesen eine Tür zu. Die Menge stand kopf.
    »Jetzt packen Sie ihn am Hals und nehmen ihn voll in den Japanese Stranglehold«, schrie Philippa, »und dann drücken Sieseine Schultern auf die Matte, bis der Schiedsrichter bis drei gezählt hat.«
    Groanin rang den stämmigen Engel auf die Matte und drückte ihn mit aller Kraft nach unten.
    »Eins   …«, sagte der Schiri und schlug mit der flachen Hand auf die Matte.
    »Ich muss schon sagen, ich bin wirklich beeindruckt, wie gut du dich mit dieser grässlichen Sportart auskennst«, stellte Nimrod fest, während Groanin Sam weiter nach unten drückte. »Ich glaube, Groanin wird tatsächlich gewinnen.«
    »Zwei   …«, sagte der Schiri und schlug wieder auf die Matte.
    Sam unternahm eine übermenschliche Anstrengung, noch einmal hochzukommen, doch gegen die gewaltige Kraft in Groanins Arm kam er nicht an. Mit einem mächtigen Seufzen schien plötzlich sein ganzer Körper zu erschlaffen und er ergab sich.
    »Drei!«
    Groanin hatte gewonnen. Erschöpft rappelte sich der englische Butler auf und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht.
    Im nächsten Moment hatte der Schiri schon seinen Arm gepackt und hielt ihn hoch. »Sieger!«, schrie er.
    Zu Groanins Überraschung jubelte ihm das Publikum laut zu. Nimrod vermutete, dass Sam es so eingerichtet hatte, weil er davon ausgegangen war, dass er der Sieger sein würde.
    Philippa packte Nimrod und umarmte ihn. »Er hat es geschafft!«, jubelte sie. »Er hat es geschafft!«
    Sie kletterten in den Ring, und während Philippa den Butlerumarmte, packte Nimrod triumphierend seinen anderen Arm. »Gut gemacht, Groanin«, sagte er. »Ich hatte keine Ahnung, dass Sie dazu fähig sind.«
    »Vielen Dank, Sir.«
    Sam blieb einen Moment lang liegen, rollte sich dann auf seinen breiten Bauch und schüttelte ungläubig den Kopf, ehe er mit der Faust wütend auf die Matte schlug.
    »Ich hoffe, er ärgert sich nur über sich selbst«, sagte Nimrod. »Es ist nicht ratsam, Engel zu erzürnen. Man denke nur daran, was in Ägypten passiert ist. Von Sodom und Gomorrha ganz zu schweigen. Engel können sehr schlechte Verlierer sein.«
    Groanin musste blinzeln, weil ihm der Schweiß in die Augen lief, und als er wieder zu Philippa hinsah, waren sie alle zurück in den Katakomben der Kartäuser in Malpensa. Er trug wieder seine normale Butlerkleidung und Sam saß mit kreuzunglücklichem Gesicht zwischen zwei Leichnamen auf einem Regal.
    Philippa legte ihm die Hand auf die Schulter. »Machen Sie sich nichts daraus, Sam«, sagte sie und überlegte, was sie ihm noch Nettes sagen könnte. »Ich fand Ihr Kostüm sehr schön. Sie sahen wirklich aus wie ein Engel.«
    »Was bin ich schon für ein Engel«, sagte er, »wenn ich nicht mal einen aufgeblasenen englischen Butler beim Catchen schlagen kann.«
    »Unterschätzen Sie nie einen englischen Butler«, sagte Nimrod. »Es sind die Janitscharen unserer Zivilisation.«
    »Ich weiß nicht einmal, wo der heilige Bruno ist«, sagte Sam und seufzte laut. »Der Bursche, auf dessen Knochen ich eigentlich aufpassen soll, wisst ihr? 1750 hat man nämlich alleSchilder durcheinandergebracht. Da habe ich ihn aus den Augen verloren. Ich bin wirklich ein hoffnungsloser Fall.«
    »Ich denke, da kann ich Ihnen helfen«, sagte Nimrod. Er nahm eine der immer noch brennenden Kerzen und ging durch den mit Leichen gesäumten Gang zurück. »Wie es aussieht, sind die meisten der Burschen hier Mönche.«
    Nimrod blieb vor einem der älter wirkenden Skelette stehen.
    »Aber dieser hier ist besonders interessant«, sagte er. »Er hält einen Schädel in der Hand. Das hat normalerweise etwas Wichtiges zu bedeuten. Und sehen Sie hier. Das rostige Metallstück auf seinem Kopf. Wenn ich mich nicht irre, soll das eine kleine Krone aus sieben Sternen darstellen. Auch das hat etwas zu bedeuten. Ach ja, und hier fehlt ein Schienbein. Interessant. Wissen Sie, die Reliquien, die