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Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Titel: Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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Jackie Chan. Heute ist sie die beste Bibliothek der Orientkunde in Europa.«
    »Nun, als ehemaliger Bibliothekar«, bemerkte Groanin steif, »muss ich sagen, dass ich noch nie davon gehört habe. Über eine Bibliothek von Attila, dem Hunnen, ist mir noch nie etwas zu Ohren gekommen.«
    »Die Bibliothek ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich«, erklärte Nimrod. »Nur für die Ritter des St.-Markus-Ordens, unter denen ich den Rang eines Großoffiziers bekleide.« Bei diesen Worten zeigte Nimrod ihnen einen goldenen Orden, den er an einem lila Seidenband um den Hals trug.
    Jetzt war die Reihe an Groanin, Philippa anzusehen und stöhnend die Augen zu verdrehen. »Ich hätte es wissen müssen«, sagte er. »Es ist so, wie ich immer sage: Wer hat, dem wird gegeben.«
    Philippa betrachtete den Orden, auf dem in Latein geschrieben stand:
Qui enim habet dabitur illi et qui non habet etiam quod habet auferetur ab illo
. Markus-Evangelium 4,25.   Sie wünschte, sie könnte Latein. Wäre sie im Besitz ihrer Dschinnkraft gewesen, hätte sie vielleicht verstanden, dass die Worte genau das bedeuteten, was Groanin gerade gesagt hatte.
    »Und wer nichts hat, bekommt auch nichts«, fügte Groanin hinzu.
    »So ist es«, sagte Nimrod.
    Torcello war eine kleine Insel voller einfacher, hell gestrichener Häuser, von denen viele baufällig wirkten. Der Eingang zur Bibliothek war nur per Boot erreichbar, durch ein feuchtes, dunkles Tor im Wasser, in einem nichtssagenden Mauerstück, das seinen eigentlichen Zweck gut verbarg. Erst als sie das Boot verlassen und einige glatte Steinstufen erklommen hatten, um eine schwere Holztür aufzustoßen, konnte Philippa die wahre Größe und Bedeutung des Gebäudes erfassen.
    Sie standen unter einem riesigen, über vierzig Meter hohen Kuppeldach mit einer Öffnung in der Mitte, einem
Oculus
, durch den man den Himmel sehen konnte. Philippa war sofort klar, dass dieses geheime Gebäude das größte auf der Insel sein musste. Grelles Sonnenlicht fiel durch den
Oculus
, der, wie Nimrod seinen beiden Gefährten erklärte, auch der Kühlung und Ventilation des Gebäudes diente.
    »Von einer Bibliothek mit einem Loch im Dach hab ich noch nie gehört«, sagte Groanin. »Werden die Bücher denn nicht nass, wenn’s regnet?«
    »Die Bücher befinden sich in den angrenzenden Gewölben«, sagte Nimrod. »Sie werden niemals nass. Wenn es regnet, fegen die Bibliothekare das Wasser einfach die Stufen hinab.«
    Er führte sie über einen Marmorboden, dorthin, wo ein Bibliothekar auf sie zu warten schien. Doch bei genauerem Hinsehen stellte sich heraus, dass es zwei Bibliothekare waren. Der eine maß über zwei Meter und hatte den anderen, der nicht mehr als einen Meter zwanzig groß sein konnte und, seiner Kleidung zum Trotz, asiatischer Herkunft war, auf dem Arm. Beide trugen schwarze Seidenstrümpfe, Schuhe mit Silberschnallen, schwarze Brokatmäntel mit Ärmeln, so weit wie die Öffnungeines Eisenbahntunnels, Perücken und weiße Spitzenkragen. Philippa kam es vor, als seien sie direkt dem achtzehnten Jahrhundert entsprungen. Der Große sagte kein Wort, während der Kleine alles Reden übernahm.
    »Das ist Pingwin«, sagte Nimrod zu Philippa. »Der Herr über diese Bibliothek. Pingwin, dies ist meine junge Nichte, Philippa, und mein Butler, Groanin.«
    »Willkommen im Universum«, sagte Pingwin, »das andere die Bibliothek von Attila, dem Hunnen, nennen. Magst du Bücher, Philippa?«
    »Natürlich«, sagte Philippa.
    »Und Sie, Mr   Groanin?«
    »Gedichte mag ich ganz gern. Und hin und wieder einen Dick Francis.«
    »Ich auch«, sagte Pingwin. »Für mich gibt es nichts Schöneres als einen guten Thriller oder einen Krimi.« Als er Philippas unsicheres Lächeln sah, fügte er freundlich hinzu: »Du fragst dich sicher, warum mich mein Freund, Mr   Borges, herumträgt. Der Grund ist, dass ich meine Beine nicht benutzen kann und es in dieser Bibliothek viele Treppen gibt.«
    »Warum bauen Sie keinen Fahrstuhl ein?«, fragte Philippa.
    »Wir haben darüber nachgedacht«, gestand Pingwin. »Aber dieses Gebäude ist sehr alt. Zu alt, um darin einen Fahrstuhl unterzubringen. Außerdem wäre Mr   Borges arbeitslos, wenn wir einen anschaffen würden. Und da er taubstumm ist, könnte er Probleme haben, einen neuen Job zu finden. Aber keine Sorge, mein Kind. Er ist sehr stark und ich bin sehr leicht.« Er wandte sich an Nimrod. »Wenn Sie nach einem alten Buch suchen, mein Freund, dann sind Sie hier am richtigen

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