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Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Titel: Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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der Söhne von Iblis, dem Ifrit, und Halbbruder von Dybbuk. Doch nicht nur das. Mit einem Auge glaubte Philippa gesehen zu haben, dass Teer vor einem weiteren, ebenso unangenehmenIfrit gesessen hatte: Palis, dem Fußlecker. Das alles erzählte sie Nimrod und Dr.   Sacstroker.
    »Jetzt mache ich mir wirklich Sorgen«, gestand Mrs   Sacstroker.
    »Beruhige dich, meine Liebe«, sagte Nimrod. »Vielleicht ist alles längst nicht so schlimm, wie es aussieht.«
    »Nimrod hat recht, Dr.   Sacstroker«, warf Groanin ein. »Es hat keinen Zweck, sich über etwas graue Haare wachsen zu lassen, das sich vielleicht als völlig harmlos entpuppt. Es wäre immerhin möglich, dass diese Schurken aus purem Zufall dort waren. Auf der anderen Seite ist es natürlich auch denkbar, dass hinter ihrer Anwesenheit im Publikum ein böser Plan steckt. Und dass Dybbuk in großer, ja tödlicher Gefahr schwebt. Aber darüber sollten Sie sich erst Gedanken machen, wenn es so weit ist. Ich habe entdeckt   … Aauuuuuuu!« Mit hochrotem Kopf sprang Groanin aus dem Sessel auf, ließ die Zeitung fallen und rannte mit schmerzverzerrtem Gesicht ins Badezimmer, wo er die Tür hinter sich zuwarf.
    »Das tut gut, muss ich sagen«, sagte Dr.   Sacstroker.
    »Was hat er entdeckt?«, wollte John wissen.
    »Ich glaube, er hat gerade Signor Medicis entflohene Biene wiedergefunden«, sagte Philippa und versuchte, nicht zu lachen.

Der doppelte Markus

    Die Reliquienkammer des Markusdoms befand sich direkt unter dem Dach des Gebäudes, in einem staubigen runden Raum, der eher an einen Kerker in einem mittelalterlichen Schlossturm erinnerte. Er hatte ein hohes, vergittertes Fenster und an den Wänden stand eine Reihe übergroßer Holzkommoden mit tiefen Schubladen, alphabetisch geordnet nach den Namen der Heiligen, deren vermeintliche Reliquien in ihnen aufbewahrt wurden.
    Die Hüterin der Reliquien war eine spindeldürre und nicht mehr ganz junge amerikanische Nonne namens Schwester Cristina, die selbst ein wenig Ähnlichkeit mit einer Reliquie hatte, wie John fand. Trotzdem musste ihre Konstitution besser sein, als es den Anschein hatte, vermutete er: Vom Eingang im Erdgeschoss bis hinauf in die Reliquienkammer waren es zweihundert Stufen und Finlay pfiff aus dem letzten Loch, als Nimrod und die Kinder nach einer Viertelstunde oben ankamen.
    Groanin hatte es vorgezogen, im Hotel zu bleiben und den riesigen Bienenstich auf seinem Kopf zu versorgen, der ihn aussehen ließ wie einen Krankenwagen mit Rotlicht. Er schmollte, weil Finlay/​John sich einen Spaß daraus machten, wie eine Sirene loszuheulen, sobald er das Zimmer betrat. Faustina war mit einem Wirbelsturm nach Babylon abgereist. Ihre Mutter,Jenny Sacstroker, hatte ein Flugzeug zurück in die Staaten genommen.
    Schwester Cristina war schwer erkältet und presste sich in Gegenwart von Nimrod und den Kindern unentwegt ein winziges Spitzentüchlein auf die lange, dünne Nase, das dafür denkbar ungeeignet schien. Sie war hilfreich und auskunftsfreudig, wie es in Anbetracht von Nimrods hohem Status als Großoffizier des Sankt-Markus-Ordens nicht anders zu erwarten war. Doch sie war auch erstaunlich aufrichtig, was die zweifelhafte Herkunft vieler der sogenannten Heiligtümer in der Reliquienkammer anging.
    »Bei manchem Gerümpel weiß ich wirklich nicht, warum wir es noch aufheben«, räumte sie ein. »Keine Ahnung. Das meiste davon ist wirklich nur Gerümpel. Wir haben hier alles: von den Zehennägeln des Sankt Blasius bis zum Ohrenschmalz von Sankt Mungo. Nach meiner letzten Zählung hatten wir dreiunddreißig Finger vom heiligen Antonius, fünfzehn Zehen der heiligen Munditia, sechs Oberschenkelknochen von Sankt Bartholomäus und drei Schädel von Sankt Barnabas. Zähne haben wir ebenfalls reichlich auf Lager. Vermutlich könnten wir mit unseren Vorräten halb Italien mit Prothesen ausstatten. Wir haben ganze Kisten voll davon.«
    »Was ist mit dem heiligen Markus?«, fragte Nimrod. »Haben Sie von ihm irgendwelche Überreste?«
    Schwester Cristina lächelte. »Sie glauben also nicht, dass er unter dem Hochaltar liegt?«
    »Ich habe so meine Zweifel, wie viele andere auch«, räumte Nimrod ein.
    Schwester Cristina zuckte die Achseln und ging zu einerSchublade, auf der außen sauber und ordentlich »Marco« geschrieben stand. Sie zog die Lade auf und zeigte auf ein Durcheinander aus Zähnen, Phiolen mit Blut, Haarlocken, Finger- und Zehennägeln, Armknochen, Beinknochen und Wirbeln. Ein kompletter

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