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Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Titel: Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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beobachtete John, wie seine Schwester mit dem Blauen Dschinn sprach. Kaum zu glauben, dass diese kleine alte Frau mit der Handtasche gnadenlos befehlen konnte, Iblis für zehn Jahre auf die Venus zu verbannen. Eine Stimme hinter ihm schien ihm wie ein Echo auf diese Gedanken.
    »Sie verliert allmählich den Überblick«, sagte die Stimme.
    John drehte sich um und sah sich einem korpulenten Jungen gegenüber, der um die vierzehn, fünfzehn Jahre alt sein mochte. Er sah nicht unbedingt gut aus, aber in seinen Zügenspiegelte sich ein ausgeprägter Charakter. Seine Redeweise war sanft, und in seiner dunklen kräftigen Stimme lag ein undefinierbarer Akzent. Wenn er sprach, kam ein strenger Geruch nach Tabak aus seinem Mund.
    »Sie wird alt und vergesslich und das macht sie zu einer Gefahr«, sagte der Junge. »Nicht nur für sich selbst. Sondern für alle Dschinn. Deshalb muss ich unbedingt mit Nimrod sprechen, es ist sehr dringend.«
    »Und wer bist du?«
    »Izaak Balayaga«, sagte der Junge und hielt John die Hand hin.
    John ergriff sie, wobei er im letzten Moment noch daran dachte, den Mittelfinger einzuknicken.
    »Ich arbeite für Ayesha«, erklärte Izaak. »Ich bin der Dschinnwächter im Topkapi-Palast in Istanbul.«
    »Das ist die Hauptstadt der Türkei, nicht?«
    »Falsch.« Izaak lächelte überlegen. »Die Hauptstadt der Türkei ist Ankara. Aber wie soll man von einem Amerikaner auch erwarten, dass er das weiß. Geografie ist doch für euch nur ein Begriff im Wörterbuch.«
    John verstand die Bemerkung als Seitenhieb von der Sorte, wie es auf dem Turnier Brauch war. »Mal angenommen«, sagte er, »du könntest dich erinnern: Was hat ein Dschinnwächter zu tun?«
    »Ganz einfach.«
    »Muss wohl«, sagte John. »Sonst würdest du dich längst nach einem anderen Job umschauen.«
    Izaak beantwortete die kränkende Bemerkung mit einem anerkennenden Kopfnicken. »Besonders große Edelsteine habendie Fähigkeit, die Kräfte eines Dschinn zu verstärken. Ähnlich wie sich mit Hilfe eines Rubins oder eines Granats ein Laser herstellen lässt. Dschinnkraft entsteht unter anderem dadurch, dass die Energie in Atomen Photonen freisetzt, richtig?«
    John nickte unbestimmt. Er überlegte, ob vielleicht auch der Mondstein in Mr   Vodyannoys Ring so gewirkt hatte.
    »Ein Edelstein erhöht die Energie in den Atomen und stimuliert sie so stark, dass sich die Kraft eines Dschinn um das Doppelte oder Dreifache verstärkt. Einfach so. Jedenfalls ist im Topkapi-Palast ein berühmtes, mit Juwelen besetztes Schwert ausgestellt, das zum Schutz vor einem etwaigen Diebstahl durch Dschinn bewacht werden muss. Überall auf der Welt haben Dschinnwächter ähnliche Pflichten bei kostbaren königlichen Schätzen. Du hast bestimmt schon von großen Diamanten und Rubinen gehört, auf denen ein Fluch liegen soll?«
    »Ja, klar«, sagte John, dem der ältere Junge allmählich auf die Nerven ging.
    »Also, das ist glatter Unsinn. Auf Diamanten liegt kein Fluch. Aber es gab früher etliche Dschinn – du verstehst sicher, wenn ich keine Namen nenne   –, die menschlichen Besitzern großer Edelsteine gegenüber sehr rachsüchtig auftraten. Sie wollten ihnen den Besitz verleiden, um selber die Edelsteine in die Hände zu bekommen. Edelsteine sind nämlich das Einzige, was ein Dschinn nicht herbeiwünschen kann. Das glauben die Menschen nur. Deshalb befinden sich die meisten der besonders wertvollen Steine heute in Museen und werden von Dschinn bewacht. Verstehst du?«
    »Ja«, sagte John. Eigentlich ein bisschen nachlässig von MrRakshasas, dachte er gleichzeitig, dass er in seinem B.R.K. etwas so Wichtiges mit keinem Wort erwähnt hat.
    »Früher wurde das Topkapi-Schwert einmal im Jahr aus der Vitrine geholt«, erklärte Izaak weiter. »Nach alter Sitte waren dabei immer vierzig Männer des türkischen Sultans anwesend sowie ein Dschinn, der extra ernannt wurde. Vom Blauen Dschinn persönlich. Dieser Dschinn war einer meiner Vorfahren. Und so bin ich also in dieser Stellung gelandet.«
    »Aber die Türkei ist doch jetzt eine Republik«, sagte John. »Das heißt, es gibt heute keinen Sultan mehr.«
    »Kluger Junge«, lächelte Izaak. »Du bist nicht so dumm, wie du aussiehst.«
    »Ich kann jederzeit ein neues Buch lesen«, schoss John zurück. »Aber du bist und bleibst hässlich.«
    Izaak grinste. »Du kannst ganz schön austeilen«, sagte er.
    »Ich habe eine Schwester«, erklärte John. »Da bleibt man in Übung.«
    »Einen Sultan gibt es nicht

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