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Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Titel: Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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fürchte, hier muss der Schiedsrichter entscheiden.«
    Alle sahen zu, wie Mr   Duergar mit Philippa und Patricia zu dem runden Tisch in der Ecke ging – denn natürlich war der Schiedsrichter kein anderer als der Blaue Dschinn persönlich. In förmlichen Worten machte Mr   Duergar Meldung von dem Vorfall.
    Philippa hatte ein ungutes Gefühl. Sie wusste sehr gut, dass sie nicht geschwindelt hatte, aber unwillkürlich dachte sie an Ayeshas seltsame Worte von vorhin. Irgendwie hatte sie da schon den Verdacht gehabt, dass ihr etwas unterstellt werden sollte.
    »In meiner ganzen Zeit«, sprudelte Mr   Duergar und wackelte mit seinem kleinen Kopf, »in meiner ganzen Zeit ist mir so etwas nicht vorgekommen. Noch nie! Ich ersuche Eure Exzellenz, den Vorfall mit größter Strenge zu behandeln.«
    Ayesha blinzelte träge wie eine gelangweilte Katze. Es war deutlich, dass sie für Mr   Duergar nur Gleichgültigkeit übrig hatte; doch genauso deutlich war, dass alle eine Reaktion vonihr erwarteten. Ayesha hob die Hand, wenn auch nur, um Mr   Duergars Gejammer zu beenden, das sich anhörte, als sei er selbst der Geschädigte.
    »Die Wahrheit wird ans Licht kommen«, sagte sie ernst. Dann zeigte sie auf Patricia, die nachdrücklich den Kopf schüttelte. »Ischtars Macht bindet dich.«
    Kaum hatte Ayesha diese Worte ausgesprochen, fühlte sich Patricia im Griff einer unbeugsamen Macht, die ihr Gewissen bedrängte. Es war nicht direkt unangenehm, aber auch nicht besonders lustig. Sie hatte das Gefühl, man habe ihr einen Badeanzug vom Leib gezogen und ihr Innenleben vor den Augen aller Dschinn entblößt.
    »Ich war’s nicht«, sagte sie und errötete merklich. »Ich war’s nicht, ich schwöre.«
    Ayesha nickte, überzeugt, dass Patricia nichts als die Wahrheit gesagt hatte. Dann richtete sie ihren Blick auf Philippa, die sich inzwischen sehr bewusst war, dass alle sie gespannt ansahen und schweigend auf ihre Antwort warteten.
    »Die Wahrheit wird ans Licht kommen«, wiederholte Ayesha mit ihrem britischen Akzent und richtete einen knochigen Finger auf Philippa. »Ischtars Macht bindet dich.«
    Philippa sagte sich, solange sie bei der Wahrheit bliebe, könne ihr nichts passieren. Ein nützlicher Leitsatz im Leben, an den sich alle überall, selbst Leute auf Kreta, halten sollten. Bei den Dschinn jedoch sind die Dinge nicht so einfach, wie sie auf den ersten Blick vielleicht scheinen. Philippa machte also den Mund auf – und stellte fest, dass sie nicht sprechen konnte. Es war, als sei sie auf irgendeine Weise stumm gemacht worden. Kein Zweifel, in ihrem Körper steckte ein andererDschinn. Und sie spürte auch schon, wie dieser Dschinn ihre Lunge, ihren Kehlkopf, ihre Zunge und ihre Lippen unter Kontrolle hatte. Philippa wollte den Mund zumachen, aber sie konnte nicht. Sie wollte ihn mit der Hand bedecken, aber sie konnte nicht. Sie wollte mit einem Kopfschütteln verneinen, was die fremde Stimme gleich sagen würde, aber sie konnte nicht. Sie musste, wie alle in diesem Raum, der Stimme aus ihrem Inneren zuhören, etwas anderes war ihr nicht möglich.
    »Also gut«, sagte die Stimme, und Philippa musste zugeben, dass sie ganz wie die ihre klang. »Ich habe gemogelt. Ich habe die Kristalldose mit einer Imitation vertauscht und mit Dschinnkraft den Wurf in der Dose verändert. Ist sowieso ein blödes Spiel und ich scher mich nicht für zwei Pennys darum, wer das hier hört. Verstehst du, du alte Schachtel? Nicht für zwei Pennys scher ich mich darum.«
    Im Eichensaal schnappten alle nach der Unverschämtheit von Philippas »Geständnis« hörbar nach Luft. Mogeln war schlimm genug, aber den Blauen Dschinn obendrein »alte Schachtel« zu nennen, das war unerhört. Das fand selbst Philippa. Die Stimme in ihrem Innern schwieg jetzt, trotzdem blieb Philippa weiterhin unfähig zu sprechen und konnte nicht richtig stellen, was alle nun für ihre Aussage hielten.
    »Ihr habt es gehört«, sagte Ayesha mit einem Blick durch den Raum. »Sie stand unter dem Zwang, die Wahrheit zu sagen. Ihre eigenen Worte verurteilen sie.«
    Obwohl es kaum vorstellbar war, fragte sich Philippa inzwischen, ob Ayesha selbst sie zum Lügen gebracht haben konnte. Immer noch steckte der fremde Dschinn in ihr und sie hatte keine Ahnung, wer es war – er beherrschte Philippa genauso,wie sie damals das Eichhörnchen im Central Park beherrscht hatte.
    »Über die Beleidigung Unserer Person werde ich hinwegsehen«, sagte Ayesha. »Derartige Dinge sind Uns

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